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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderen Standort ein, von dem aus ich die vier Gestalten beobachten konnte. Noch warteten Harry und ich darauf, dass sie sich bewegten. Den Gefallen taten sie uns nicht. Keine von ihnen verließ ihre Warteposition.
    Meine Blicke schweiften durch das Atelier. Natürlich standen wir hier allein herum, aber es gab noch eine zweite Tür. Was hinter ihr lag, wussten wir nicht. Es war möglich, dass sich dort jemand aufhielt, der alles unter Kontrolle hatte.
    Schließlich unternahm ich einen letzten Test und holte die kleine Leuchte hervor. Den Strahl richtete ich zielgenau gegen ein Gesicht und damit in die Augen hinein. Ich wartete auf eine Bewegung, auf ein Zucken, aber auch da hatte ich Pech. Es bewegte sich nichts.
    Wieder verglich ich die Gestalten mit Wachsfiguren.
    Ein leises Männerlachen ließ uns zusammenfahren. Wir sahen den Mann nicht. Seine Stimme drang tatsächlich aus Lautsprechern, die versteckt angebracht worden waren. Allein der Klang der Lache konnte uns nicht gefallen. Er war irgendwie widerwärtig, aber er steckte auch voller Triumph. Diese Person zeigte, wozu sie fähig war.
    Nur einige abgehackte Töne klangen uns entgegen. Dann verstummte das Gelächter. Dafür hörten wir zwei Sekunden später die Stimme des Unsichtbaren.
    »Sind Sie nicht wunderbar? Sind es nicht die herrlichsten Geschöpfe, die man sich vorstellen kann? Tot und trotzdem leben sie. Das ist etwas, über das man nachdenken sollte. Einfach phänomenal. Ich bin selbst ein Bewunderer meiner Kunst.«
    Wahrscheinlich musste er das so sehen. Und wir hatten durch die Erklärung den Beweis bekommen, dass keine künstlichen Geschöpfe vor uns standen, sondern Leichen, die am Leben waren, und die den Namen Zombies verdienten.
    Harry überlegte noch, ob er eine Antwort geben sollte. Ich kam ihm zuvor. »Ja!«, rief ich halb laut. »Sie sind wirklich ungewöhnlich. Aber sie gehören nicht in diese Welt, das wissen Sie genau.«
    »Ich denke anders darüber.«
    »Das wissen wir. Wir haben Helene Dossow ja schon erlebt. Sie war interessiert, aber Sie werden dieses Wesen nicht mehr zurückbekommen. Es ist vorbei mit ihr.«
    Wir erhielten auch darauf eine Antwort, die nicht mal wütend klang. »Trotzdem hat sie ihre Pflicht erfüllt«, erklärte der Unsichtbare. »Ich weiß jetzt, dass ich Feinde habe, euch beide. Und ich muss euch ein Kompliment machen, denn ich hätte nicht gedacht, dass man meine Spur so schnell findet. Aber das macht nichts. So bin ich schon jetzt gezwungen, zu handeln. Ich gebe zu, dass ich Eve Sandhurst unterschätzt habe. Ich hätte nie gedacht, dass sie es schaffen würde, sich aus dem Keller unter uns zu befreien. Nun muss ich handeln.«
    »Das hoffen wir«, antwortete ich.
    Er redete nicht mehr weiter, sondern handelte tatsächlich. Ich wusste, dass etwas mit der zweiten Tür war. Es gab sie nicht nur zur Zierde. Wir hörten ein schleifendes Geräusch und sahen, dass sich die Tür langsam öffnete.
    Licht drang aus dem dahinter liegenden Raum und vereinigte sich mit dem schon vorhandenen.
    Die Tür schwang immer weiter auf. Sie öffnete sich dabei wie ein großes Maul, und dann sahen wir den Mann in einem Büro sitzen.
    Es war keine Künstlerbude mehr, sondern tatsächlich ein kleines Büro, in dem es einen Schreibtisch gab, hinter dem der Mann Platz genommen hatte.
    Er sah so aus, wie ihn uns die Wirtin in der Kneipe beschrieben hatte. Ein Mensch, der seinen Körper in schwarze Kleidung gepackt hatte. Ein schwarzes Hemd, eine schwarze Jacke, und der Hut lag vor ihm auf dem Schreibtisch, der ansonsten ziemlich leer war, abgesehen von einem dunklen altmodischen Telefon und ein paar Skizzen, die übereinander lagen.
    Auf dem Schreibtisch stand auch eine Lampe. Das Licht breitete sich so aus, dass der Schein das Gesicht des Sitzenden erfasste, und es war hell genug, um es auch aus dieser Entfernung erkennen zu lassen.
    Es war ein Gesicht, das mir nicht gefiel. Und Harry sicherlich auch nicht. Glatt. Ohne eine Falte. Dabei knochig und mit einer hohen Stirn. Auf dem Kopf wuchs kein Haar. Dass er trotzdem nicht haarlos war, zeigte das Kinn. Ein paar helle Flusen umrahmten es.
    Ebenso hell wie die Wimpern über den regungslosen Augen.
    Mir fiel noch etwas auf. Dieser Mensch saß zwar an seinem Schreibtisch, aber zugleich nicht so weit von der Rückwand des Büros entfernt. Und die hatte er mit Bildern und Zeitungsausschnitten beklebt, wobei die vergilbten Bilder ein und dieselbe Person zeigten.
    Einen Mann mit einem glatten und

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