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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Rückseite bildete es ein großes Geschwür aus Stein und Glas.
    Wir blieben so stehen, dass wir hoch gegen die Glaswand schauen konnten. Dahinter war es leider dunkel, und außerdem war die große Scheibe in zahlreiche kleinere unterteilt.
    »Soll ich jetzt sagen, dass unser Freund nicht da ist, John?«
    »Würde ich nicht. Er lebt bestimmt nicht nur in seinem Atelier. Dazu muss eine Wohnung gehören, und die finden wir sicherlich in Richtung Vorderseite.«
    »Aber wir werden die Treppe nehmen.«
    »Das versteht sich.«
    Sie war außen angebracht. Führte parallel zur Mauer hoch und besaß an ihrem Ende ein kleines Schutzdach, das den Besucher bei Regen vor allzu großer Nässe bewahrte.
    Wir hatten uns nicht allein im Hinterhof aufgehalten, aber niemand nahm Anstoß daran, dass wir die Treppe hochgingen. Das war man gewohnt, man hielt uns sicher für Kunden.
    Die Tür war geschlossen. Es stand kein Name daran. Dafür lasen wir einen Spruch.
    Ich murmelte ihn vor mich hin. »Wenn ich nicht körperlich zugegen bin, sei gewiss, lieber Besucher und Interessent, dass sich mein Geist in diesen Räumen aufhält und sie mit spiritueller Energie erfüllt.«
    »Au, au«, flüsterte Harry Stahl. »Das ist starker Kaffee. Eingebildet scheint er nicht zu sein.«
    »Kann man wohl sagen. Und eine Klingel gibt es auch.«
    »Dann drück mal drauf.«
    Viel Hoffnung, dass uns geöffnet wurde, hatten wir nicht, aber wir mussten es zumindest versuchen. Einen Klang hörten wir nicht, aber wir wurden überrascht, denn das summende Geräusch sagte uns, dass wir eintreten konnten.
    Harry ließ mich vorgehen, und ich betrat noch nicht das Atelier, sondern einen schmalen Flur, in dem es nach Staub und Farbe roch.
    Harry fand den Schalter und machte Licht. Es wurde nicht nur heller, es passierte auch noch etwas anderes, denn wir wurden von einer Stimme begrüßt, die aus einem für uns nicht sichtbaren Lautsprecher drang.
    »Es freut mich, dass Sie den Weg zu mir gefunden haben. Ob ich für Sie da bin oder nicht, wird sich zeigen, aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie mein Atelier betreten. Viel Spaß, ich werde mich bestimmt wieder bei Ihnen melden.«
    Ein letztes Knacken noch, dann war es still. Harry Stahl stand vor mir und schaute mich kopfschüttelnd an. Mit dem Zeigefinger tippte er leicht gegen seine Stirn. »Mal ehrlich, John, hat der noch alle Tassen im Schrank?«
    »Scheppern habe ich es nicht gehört«, sagte ich und konnte das Grinsen nicht unterdrücken.
    »Er ist eben ein Künstler.«
    »Und nicht nur das«, sagte ich, denn die vier noch vorhandenen Frauen hatte ich nicht vergessen. Früher war man davon ausgegangen, dass sich Zombies nur auf Friedhöfen aufhielten oder aus alten Grüften gekrochen kamen. Das stimmte zwar noch immer, aber durch bestimmte Umstände bedingt hatten sie sich auch den moderneren Zeiten angepasst, und so waren sie selbst im normalen Kreislauf des Lebens zu finden.
    Es waren nur einige Schritte, die wir auf dem kahlen Betonboden zurücklegen mussten, um die Tür des Ateliers zu erreichen. Sie war zwar geschlossen, aber in der Mitte befand sich ein Glaseinsatz, durch den wir einen ersten Blick in den recht großen Raum werfen konnten, der nicht leer war.
    Wir sahen nur alles in Umrissen. Zwei Staffeleien, einige Plastiken, die aussahen wie vermummte Gestalten, denen man Decken umgehängt hatte. Wer diese Werke sehen wollte, musste sie erst von ihrer Kleidung befreien. Das Licht im Flur warf einen Schimmer gegen die eingesetzte Türscheibe. Eine Klinke wurde von Harrys Hand nach unten gedrückt, und dann schob er die Tür nach innen. Lautlos passierte das nicht. Da protestierten die leicht angerosteten Angeln, aber das störte uns nicht. Wir waren gespannt, wie es weiterging und ob wir hier tatsächlich die restlichen Frauen finden würden.
    Der Boden war mit Holzbohlen belegt. Ein lautloses Gehen war so gut wie unmöglich.
    Auch hier suchten wir nach einem Lichtschalter. Bei der Tür war er nicht. Ich ließ Harry weitersuchen und näherte mich dem Fenster, das bis zum Boden reichte. In der Höhe war dieser Anbau von einem normalen Dach bedeckt, sodass die Strahlen der Sonne schon abgehalten wurden.
    Ich blickte in den Hinterhof hinein. Wer von dort in die Höhe schaute, musste mich als unheimliche Gestalt sehen, die wie ein Wachtposten aufgestellt worden war und alles unter Kontrolle hielt.
    Im Hof bewegten sich noch immer einige Menschen. Ab und zu wurde eine Hintertür geöffnet. Dann fiel der

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