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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gemacht. Öfter als gewohnt fand man ihn in der Automatiknische neben seinem Quartier, wo er dabei war, sich eine Mahlzeit herzurichten.
    Meist allerdings waren die Dinge, die die Automatik herrichtete, nicht nach seinem Geschmack. Der Mechanismus, der die handfesten Speisen präparierte, hatte unter dem Unfall gelitten und war noch nicht repariert.
    Auch der vierte Imbiß an diesem Tag - andernorts im Schiff bereitete man sich auf die Mittagsmahlzeit vor - erregte sein Mißfallen. Verwünschungen murmelnd, starrte er das Spiegelei-Surrogat an, das sich immer mehr ins Grünliche verfärbte. Dabei war der Duft, der aus der flachrandigen Schüssel aufstieg, durchaus verlockend.
    Er wurde in seinen mißmutigen Überlegungen unterbrochen, als über Interkom eine Melodie ertönte. Wenigstens hätte man es für eine Melodie halten können, wenigstens den Anfang einer solchen. Es waren insgesamt sechs Töne. Die Tonfolge wurde mehrmals wiederholt, und Fazzy, inzwischen aufmerksam geworden, summte leise mit: Prim - Terz, Prim - Quart, Prim - Quint... und wieder von vorne.
    „Was ist das?" fragte er laut.
    „Gefällt es dir?" antwortete Megans Stimme.
    „Hört sich nicht schlecht an", sagte Fazzy. „Wie geht's weiter?"
    „Es geht nicht weiter. Das ist die psionische Impulsserie, von der das Schiff sprach.
    Unentzifferbar und ohne Informationsgehalt. Wir empfangen sie seit neuestem wieder und haben sie in akustische Signale übersetzt."
    „Was haben sie zu bedeuten?"
    „Das ist die Preisfrage", sagte Megan.
    „Läßt sich der Sender anpeilen?"
    „Nein. Das ist das Merkwürdige. Die Impulse hören sich an wie ein Echo, das im Innern des psionischen Strangs hin und her reflektiert wird."
    „Hm", machte Fazzy. „Was hältst du davon?"
    „Es macht mir angst", sagte Megan.
    „Warum?" fragte er.
    „Ich denke mir, es könnte irgendein Kode sein, auf den wir reagieren müssen", sagte Megan. „Der Sotho kontrolliert das Stygische Netz. Jeder, der das Netz benützt, muß sich identifizieren können."
    Fazzy fühlte das alte Unbehagen wieder in sich aufsteigen. Sie wußten zu verdammt wenig über die Bedingungen, die in der Milchstraße herrschten. Er kam sich hilflos vor.
    Aber er durfte es nicht zeigen. Er war der Leiter des Unternehmens.
    „Wie lange noch, bis wir endgültig auftauchen?" fragte er.
    „Vier Stunden."
    „Die werden wir noch überstehen müssen", sagte er. So tiefsinnig die Worte auch gemeint sein mochten, für Megan Suhr waren sie kein Trost.
    Das allerdings spielte im Augenblick auch keine Rolle mehr. Fazzy hatte kaum zu Ende gesprochen, da gellte der Alarm.
     
    *
     
    Mehr als zweitausend Einheiten hatte die AVIGNON gezählt: Halbkugelschiffe, wie sie von den Leibgardisten der Ewigen Krieger eingesetzt wurden, und ein elfahdisches Kugelsegmentschiff. Sie rasten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit eine der Energiebahnen des Stygischen Netzes entlang. Die Bahn kreuzte sich mit dem Strang, in dem die AVIGNON sich befand. Deswegen hatte das Schiff Alarm gegeben.
    Der Augenblick der ersten Panik war vorüber. Die Streitmacht des Sothos hatte es nicht auf das Virenschiff abgesehen. Es wäre auch das Aufgebot zu groß gewesen: zweitausend gegen einen. Allerdings mußte man annehmen, daß die AVIGNON bemerkt worden war.
    Die Kriegerflotte hatte den Kreuzungspunkt der beiden Netzbahnen weit vor dem Virenschiff passiert und war Augenblicke später in der Tiefe des Stygischen Netzes verschwunden. Ihr Kurs wies in die Eastside hinein. Was hatte es zu bedeuten, daß Sotho Tyg Ian ausgerechnet jetzt einen starken Verband in die Region der Blues schickte?
    Stand die große Offensive bevor? Auf Dauer konnte es sich Stygian nicht leisten, daß ein weiter Bereich der Milchstraße sich seiner Herrschaft widersetzte. Es widersprach den Gesetzen des Kodex, daß der Herrschende sich Widerstand länger als unbedingt notwendig gefallen ließ. Sotho Tyg Ian betrachtete alle Völker der Milchstraße als seine Untertanen.
    Fazzy Slutch war in den Kontrollraum geeilt, kaum daß er den ersten Sirenenton gehört hatte. Auf der Karte, an der die Seele des Schiffes nach wie vor zeichnete, verfolgte er den Verlauf der Energiebahn, die die gegnerische Flotte eingeschlagen hatte. Ein greller, weißblau leuchtender Fleck markierte die Position der Sonne Verth. Die Energiebahn führte in einem Abstand von achthundert Lichtjahren daran vorbei. Es gab keine andere Bahn, die Verth näher kam als diese. Hatte das etwas zu bedeuten?

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