1308 - Das Wunder der Milchstraße
sollen? Er zog es vor zu schweigen.
„Wir werden uns noch einmal unterhalten müssen", erklärte Windaji Kutisha. „Ich habe noch ein paar Fragen. Für den Augenblick darfst du dich zurückziehen."
Plötzlich wurde es hell. Eine Glocke aus Licht senkte sich über Fazzy Slutch herab. Die Gestalt des Jägers und seiner drei Roboter verschwand. Fazzy war so überrascht, daß er unwillkürlich aufschrie, als der Entzerrungsschmerz ihn packte.
Im nächsten Augenblick war die düstere Halle mit dem Schrecklichen Jäger verschwunden.
*
Brütende Hitze und übler Gestank empfingen ihn. Er riß entsetzt die Augen auf und blickte in eine Zelle, die der seinen bis aufs Haar glich. Aber der Mann, der sich jammernd und stöhnend auf einer der beiden Pritschen wälzte, war nicht Veeghr.
In den Ecken entlang der Stirnwand des kleinen Raumes hatte sich Unrat aufgehäuft.
Der widerliche Brodem, der davon aufstieg, würgte Fazzy im Rachen. Er schluckte.
Schweiß stand ihm auf der Stirn.
Woher kam die Hitze? War das, was er von Windaji Kutisha erwirkt hatte - einen Backofen anstatt einer Kühltruhe?
Neben der Pritsche kniete er nieder. Der stöhnende Mann lag auf dem Bauch und rollte hin und her. Die blasse Haut war mit roten, nässenden Flecken übersät. Fazzy packte den Jammernden bei den Schultern und drehte ihn auf den Rücken.
Er hatte die Augen geschlossen. Der Bart, durchnäßt von Schweiß, klebte ihm an der Haut. Joeboy Malone, der Techniker. Fazzy massierte ihm das Gesicht, tätschelte ihm die Wangen. Joeboy Malone öffnete die Augen. Er brauchte Sekunden, um Fazzy zu erkennen.
Eine Hand schoß in die Höhe. Finger verkrallten sich in Fazzys Arm.
„Fazzy... sie bringen uns um...", stöhnte Joeboy.
„Was haben sie mit dir gemacht?"
„Verhör...", ächzte Joeboy. „... wollen wissen... GOI... Standort..."
Fazzy drückte ihm die Hand auf den Mund. Joeboy wehrte sich. Fazzy zog die Hand zurück.
„Ruhe!" zischte er. „Willst du ihnen alles verraten?"
Joeboy Malone verzog das Gesicht zu einer Fratze.
„Verraten?" keuchte er. „Was ich weiß, habe ich ihnen sagen müssen. Ihre Methoden sind teuflisch." Von neuem packte die Hand zu. „Fazzy, wir müssen etwas unternehmen.
Wir müssen..."
„Red keinen Unsinn", sagte Fazzy und fuhr Joeboy mit der freien Hand über die schweißnasse Stirn. „Wir können uns nicht gegen sie wehren."
„Doch..." Joeboy bäumte sich auf, aber er hatte nicht mehr viel Kraft.
Fazzy drückte ihn ohne Mühe auf die Liege zurück. „Der Weiße ... die Roboter ... unangreifbar. Aber Dunn und die ändern... fühlen sich sicher ... achten nur auf die Geräte.
Ich sage dir..."
„Still jetzt", warnte Fazzy. „Du brauchst Ruhe. Versuch zu schlafen." Er sah sich um.
Sein Blick fiel auf die Unrathaufen in den beiden Ecken der Stirnwand. „Wenn du das bei diesem Gestank kannst. Wer war vorher hier bei dir in der Zelle?"
„Lenggon ...", ächzte Joeboy.
Aropher Lenggon, einer der Arkoniden. Einen Philosophen nannte er sich, mit einem Hang zur Xenopaläontologie. Sein Traum war, Fossilien zu finden, die über fünf Milliarden Jahre alt waren. Aber bis jetzt hatten sich die Vironauten noch nie lange genug auf der Oberfläche eines Planeten aufgehalten, als daß der Träumer eine systematische Suche hätte veranstalten können.
„Wohin haben sie ihn gebracht?" fragte Fazzy.
„Weggeholt... wie mich", stieß Joeboy hervor.
Fazzy hatte noch tausend Fragen auf der Zunge. Aber Joeboy Malone hatte die Ruhe dringend nötig. Fazzy massierte ihm die Schultern, was Joeboy zu behagen schien. Sein Jammern wurde leiser, und schließlich schlief er ein.
Fazzy hockte sich auf die leere Pritsche, die Aropher Lenggon gehört hatte. Er war in Schweiß gebadet. Die Temperatur, die in der Zelle herrschte, schätzte er auf vierzig Grad.
Die Luft war mit Feuchtigkeit gesättigt. Das Atmen fiel schwer, nicht allein des Gestanks wegen.
Wenn er nur einen Sinn hinter dem Ganzen erkennen könnte! Wozu war Joeboy Malone verhört worden? Er wußte nichts. Nichts, außer daß die AVIGNON auf der Suche nach der GOI war. Das hätte man notfalls aus ihm herausgebracht, ohne daß ihm Schmerz hätte zugefügt werden müssen. Daß sie nach Julian Tifflors Widerstandsgruppe suchten, machte sie zu Feinden des Sothos. So viel war klar. Windaji Kutisha wußte, daß Fazzy ihn belegen hatte.
Es lief Fazzy kalt über den Rücken. Er galt als der Eigentümer des Schiffes. Wenn von irgend jemand
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