1308 - Das Wunder der Milchstraße
gezeichnet.
„Wie geht es ihr?"
„Nicht gut", brummte Schaap. „Sie hatten sie einmal hier in der Mache." Er wies auf eines der Abteile. „Sie war zwei Stunden bewußtlos, und danach konnte sie sich vor Schmerzen kaum auf den Beinen halten."
Fazzy verkrampfte sich der Magen. Warum war er so erbärmlich hilflos? Warum konnte er Megan nicht beistehen? Eine hagere, hochaufgeschossene Frau drängte sich an ihn heran. Sie war Benita Rizzo, wegen ihrer fürsorglichen Art auch Mother Rizzo genannt, von Haus aus Biologin.
„Wir müssen etwas unternehmen", zischte sie. „Sie bringen uns sonst der Reihe nach um."
„Unternehmen - womit?" knurrte Fazzy. „Mit den bloßen Händen gegen ihre Waffen?"
„Sie rechnen nicht mit Widerstand", flüsterte Mother Rizzo. „Gut, unsere Chancen sind minimal. Aber wenn wir gar nichts unternehmen, gehen wir drauf!"
Fazzy schüttelte den Kopf.
„Das ist Unsinn", sagte er. „Sie würden uns einfach abschlachten.
Laß mich versuchen, dem Weißen Vernunft beizubringen."
„Du Narr", spottete die Frau. „Er ist ein Satan. Er quält uns, weil es ihm Spaß macht."
Fazzy schob sie beiseite. Er trat ein paar Schritte von den Gefangenen fort.
„Ich bitte dich, mich anzuhören, Windaji Kutisha", rief er.
Die acht Wesen, die am Fuße des Podests standen, wandten sich nach ihm um. Der Jäger schien nichts gehört zu haben. Er rührte sich nicht. Aber Sekunden später war seine Stimme zu hören.
„Ich habe dich angehört, Bonifazio Slutch", sagte er. „Du hast mir Lügen erzählt. Ich werde dich noch mal anhören - aber diesmal unter Bedingungen, die dir nicht mehr erlauben zu lügen."
„Wir wissen nichts, was für dich wichtig wäre", rief Fazzy. „Alles, was wir wissen, hast du bereits erfahren ..."
Ein Summen ließ ihn aufhorchen. Aus dem Hintergrund der Halle glitten Roboter heran, zwölf an der Zahl. Sie waren kegelförmig und mit zahlreichen Dunnen Greifarmen ausgestattet. Sie kamen auf die Gefangenen zu.
„Auf die Lager!" ertönte eine schneidend scharfe Stimme.
Fazzy konnte nicht entscheiden, wer gesprochen hatte. Er wußte auch nicht, ob der Befehl den Gefangenen galt oder ob er eine Anweisung für die Roboter war. Ein Bündel gummiartiger Tentakel schlang sich ihm um die Schultern. Er wurde in die Höhe gehoben.
Ein paar Sekunden später lag er in einer der Wannen. Ein kegelförmiger Roboter schwebte vor ihm. Er hatte ihn losgelassen, aber als Fazzy sich aufzurichten versuchte, schoß ein Greif arm auf ihn zu und drückte ihn wieder auf sein Lager zurück.
Die anderen Gefangenen konnte Fazzy nicht mehr sehen. Die Wände, die die Abteile voneinander trennten, erlaubten keinen Durchblick. Er dachte an Joeboy Malone. Er drehte den Kopf so weit nach hinten, wie es ging. An der Wand über ihm hing ein kleiner Kasten, der mit zahlreichen schmalen Leuchtleisten ausgestattet war. Das Kontrollgerät, hatte Malone vermutet. Der Kasten wirkte nicht besonders stabil. Fazzy konnte sich vorstellen, daß es nicht schwer sein würde, ihn mit einem kräftigen Faustschlag außer Betrieb zu setzen. Vorausgesetzt, man bewegte sich schnell genug, daß der Roboter nicht vorher zugreifen konnte.
Aber was dann? Wie ging es weiter, nachdem er den Kasten ausgeschaltet hatte? Es war hoffnungslos. Dem Roboter würde er nicht entkommen. Sie hatten keine Chance.
Windaji Kutisha hatte sie fest in der Hand.
Er hörte ein Geräusch und sah auf. Rasmer Dunn stand an der offenen Seite des Abteils. Sein Gesicht war zu einer höhnischen Grimasse verzogen.
„Ich will keines deiner Worte versäumen", sagte er. „Ich will hören, wie du in deiner Qual ausspuckst, was du uns verheimlichen wolltest."
„Geh zum Teufel!" stieß Fazzy hervor.
In diesem Augenblick griff der Schmerz nach ihm.
*
Sie hatten ihn ins Innere einer Sonne gestoßen. Weiße Glut wallte ringsum. Feuer rann ihm durch die Adern. Er schrie. Er wurde herumgewirbelt, und je schneller er sich drehte, desto gieriger griff die Glut nach ihm. Er wußte nicht, ob er noch bei Bewußtsein war oder eine grausame Halluzination erlebte, die die Ohnmacht ihm vorgaukelte.
Glühende Nadeln stachen ihm ins Gehirn. Das magenverdrehende Gefühl der Schwerelosigkeit wechselte mit harten Drücken, unter deren Wucht ihm die Knochen zu splittern drohten. Er fühlte sich auseinandergezogen und zusammengepreßt wie eine Ziehharmonika.
Ein Riß entstand in der Wand der weißen Glut. Hoch über Fazzy erschien die Fratze eines Pterus. Die
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