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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schlimmste waren die Augen. Sie saßen in dreieckigen Höhlen. Sie waren weiß - Augapfel, Iris, Pupille nicht voneinander zu trennen. Ihr Blick wirkte starr und tot, und doch wußte Fazzy, daß er von der fremden Kreatur bis ins letzte Detail seiner nackten Erscheinung gemustert wurde.
    Das weiße Wesen rührte sich nicht. Fazzy Slutch überwand den Schock der ersten Sekunde und war jetzt in der Lage, weitere Einzelheiten in sich aufzunehmen. Der Fremde, erkannte er, hatte die Gestalt eines Pterus. Die Pterus waren ein Volk der Mächtigkeitsballung ESTARTU. Aus diesem Volk kamen die Ewigen Krieger, die Sothos mitsamt ihren Animateuren, und die Mehrzahl der Panisha, der Meisterschüler, die an den Upanishada alle zehn Ausbildungsstufen erfolgreich durchlaufen hatten. Der Schädel des Fremden war der einer Echse. Die Augen saßen unter knochigen Wülsten. Die Mundpartie reckte sich schnabelartig nach vorne. Der Mund war breit und von starken Backenknochen flankiert. Kinn und Stirn wichen scharf nach hinten.
    Das fremde Geschöpf war haarlos und nackt. Die Schultern wichen nach hinten, dafür war der Brustkorb weit vorgewölbt. Zwei Arme und zwei Beine vervollständigten das quasihumanoide Bild. Die Arme schienen nur aus Muskeln und Sehnen zu bestehen. Eine eigentliche Haut hatte der Fremde nicht.
    In der Nähe seines Thrones schwebten drei Roboter. Sie waren von unterschiedlicher Form. Einer war als Halbkugel von 80 Zentimetern Höhe ausgebildet. Seine glatte, fugenlose Oberfläche schimmerte metallisch grau. Der zweite hatte die Form eines Kegels von 120 Zentimetern Höhe mit einer Basisfläche von 40 Zentimeter Durchmesser. Er schien aus blauem Polymermetall zu bestehen. Der dritte war ein Würfel von 80 Zentimeter Kantenlänge und war aus einem messingfarbenen, metallischen Werkstoff hergestellt. Welchen Zweck die Roboter erfüllten, war Fazzy nicht sofort klar. Aber da das weiße Geschöpf völlig nackt und weder mit Geräten noch mit Waffen ausgestattet war, nahm er an, daß sie womöglich seine Beschützer seien.
    Jetzt, da seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er, wie weit die Halle war. Sie besaß einen kreisförmigen Grundriß, dessen Durchmesser dreißig Meter betrug. An der Wand entlang waren kleine, nach vorne offene Abteile eingerichtet. Die Abteile waren mit Geräten ausgestattet, deren Funktion Fazzy Slutch nicht verstand.
    Außerdem enthielt jedes einen Einrichtungsgegenstand, der halb Wanne, halb Liege zu sein schien. Fazzy hatte keine Ahnung, welchem Zweck die Anlage diente. Sie erinnerte ihn an ein Lazarett. Er empfand Unbehagen bei ihrem Anblick.
    In diesem Augenblick begann der Fremde zu sprechen.
    „Du bist Bonifazio Slutch." Es war keine Frage, es war eine Feststellung. Der Fremde sprach Sothalk mit kräftiger, sonorer Stimme. Fazzy hatte längst beschlossen, nicht mehr so zu tun, als sei ihm die Sprache der Krieger fremd. Welchen Vorteil hätte er dadurch erwirkt? Es ließ sich auf die Dauer nicht verheimlichen, daß die AVIGNON geradewegs aus der Mächtigkeitsballung ESTARTU kam.
    „Ja, ich bin Bonifazio Slutch", bestätigte er. „Und wer bist du?"
    „Es freut mich zu hören, daß du nicht länger den Narren spielen willst", antwortete der Fremde. „Der Kodexberater hat mir mitgeteilt, daß du dich so stellst, als sprächest du kein Sothalk. Was hat dich zu deiner Sinnesänderung bewogen?"
    Fazzy hob die Schultern.
    „Es bringt nichts ein, seine Kenntnisse zu verheimlichen."
    „Aah, ich freue mich, daß du so denkst", lobte der Weiße, und für den Bruchteil einer Sekunde schien es in seinen farblosen Augen wirklich zu leuchten. „Erinnere dich an diese weise Bemerkung, wenn die Zeit kommt. Ich bin Windaji Kutisha."
    Fazzy schauderte. Die Worte entstammten dem Sothalk-Vokabular und bedeuteten „der Schreckliche Jäger". Fazzy nahm sich vor, den Unbeeindruckten zu spielen.
    „Was jagst du?" wollte er wissen.
    „Wesen, die sich der Weisheit des Kodex widersetzen", antwortete der Jäger.
    „Verblendete Kreaturen, die nicht erkennen wollen, daß der Sotho nur ihr Bestes im Sinn hat. Geschöpfe, die sich der Wege des Kriegers bedienen, ohne dazu berechtigt zu sein."
    „Damit meinst du uns", sagte Fazzy. „Wir sind durch das Netz geflogen, weil unser Fahrzeug sich auf andere Weise nicht bewegen kann. Wir wußten nicht, daß man eine Erlaubnis braucht."
    „Ich verstehe das", entgegnete Windaji Kutisha. „Aber die Fuata Jeshi ist vom erleuchteten Sotho selbst

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