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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hatte sie genug Widerstandskraft, um diese Tortur zu ertragen?
    Wie kam ihr Temperament mit der Eintönigkeit des Eingesperrtseins zurecht? Die Sorge um Megan grub sich in seine Seele.
    Die aufgestaute Verzweiflung brach sich Bahn. Er warf den Kopf in den Nacken und schrie, was die Lungen hergaben.
    „Ihr verdammten Schinder!" brüllte er. „Wollt ihr uns hier krepieren lassen?"
    Neben ihm tat es einen Knall, und etwas Hartes rammte ihm in die Seite. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte. Kniend, auf die Arme gestützt, starrte er die Öffnung an, die sich in der Wand gebildet hatte. Eine Lade war daraus hervorgefahren. Auf der Lade standen zwei Schüsseln, aus denen es dampfte. Ein Duft verbreitete sich in dem kleinen, kahlen Raum, der Fazzy seine Verzweiflung augenblicklich vergessen ließ.
    „Essen!" schrie er. „Sie haben uns was zu essen geschickt!"
     
    *
     
    Die Schüsseln waren geleert und wieder auf die Lade gestellt worden. Die Lade war in der Wand verschwunden, die Klappe hatte sich geschlossen - nahtlos, so daß Fazzy die Stelle nicht mehr hätte bezeichnen können, an der sie sich geöffnet hatte.
    Die Mahlzeit war reichlich gewesen. Sie stillte den Hunger und löschte den Durst zur gleichen Zeit. Unter normalen Umständen hätte Fazzy Slutch den hellgrauen Brei nicht angerührt. Aber der malträtierte Körper schrie nach Nahrung. Fazzy hatte den Inhalt der Schüssel heißhungrig verschlungen.
    Er spürte, wie sich wohltuende Wärme im Leib ausbreitete. Die Zelle erschien auf einmal nicht mehr so kalt. Er sah sich um, als kenne er nicht schon längst jeden Winkel der erbärmlichen Unterkunft, und sagte spöttisch: „In Kürze werden wir noch mehr Probleme haben als bisher."
    Veeghr sah ihn fragend an.
    „Für Hygiene ist nicht gesorgt, mein Freund", erklärte Fazzy. „Wenn du dir den Darm oder die Blase entleeren mußt, such dir rechtzeitig eine Ecke aus."
    Veeghr antwortete nicht. Fazzy hielt es nicht auf seiner Pritsche. Die Nahrung hatte ihm neue Kraft gegeben. Er wollte etwas unternehmen. Er stand auf und ging zur vorderen Wand der Zelle. Er hatte eine Idee. Natürlich war er nicht naiv genug zu glauben, sie seien mit Proviant versorgt worden, nur weil er in seiner Verzweiflung vorhin die Decke angeschrieen hatte. Aber er konnte es trotzdem ein zweites Mal probieren.
    „He, ihr da draußen", rief er. „Was habt ihr mit uns vor? Was haben wir verbrochen?
    Wollt ihr uns hier eingesperrt halten, bis wir weich sind? Also gut. Ich sage euch: Wir sind weich!"
    Fazzy rechnete nicht wirklich damit, daß er auf diese Weise eine Reaktion bewirken könne. Um so erstaunter war er, als sich wenige Sekunden später eine Stimme meldete.
    Sie kam irgendwo von der Decke her und war so kräftig, daß der Boden vibrierte. Sie sprach Interkosmo.
    „Der Gefangene Bonifazio Slutch soll vortreten."
    Fazzy sah sich verwundert um.
    „Vor? Wohin?" fragte er.
    An der Wand leuchtete plötzlich ein greller Lichtkegel. Das Licht breitete sich aus und kam auf Fazzy zu. Er wollte zurückweichen, aber eine unwiderstehliche Kraft griff nach ihm. Er spürte den ziehenden Schmerz der Entmaterialisierung.
     
    *
     
    Fazzy wurde unsanft abgesetzt. Er stürzte aus einer Höhe von mehr als einem Meter und kam ächzend wieder auf die Beine. Er sah sich um. Er befand sich in einem dämmrigen Raum, dessen Ausmaße er nicht abschätzen konnte, weil die Wände im Halbdunkel verschwanden. Über ihm wölbte sich eine kuppelförmige Decke, die in blassem Gelb leuchtete, aber mit so geringer Intensität, daß Fazzy, geblendet vom grellen Licht der Zelle, kaum die Hand vor Augen sehen konnte.
    Allmählich schälten sich Umrisse aus der Dämmerung. Ein Podest erschien. Drei flache, breite Stufen führten hinauf. Auf dem Podest stand ein großer, thronähnlicher Sessel, der in eigenartigem Grün schimmerte, als sei er aus Jade geschnitzt. In dem Sessel saß ...
    Fazzy stockte der Atem. Er hatte das Gefühl, es streicht ihm einer mit eisigkalter Hand über die Rücken. Ein Wesen wie dieses hatte er noch nie gesehen. Der Anblick allein füllte sein Herz mit Furcht. Das Wesen war von schmächtiger Gestalt, kaum so groß wie Fazzy selbst. Es war weder seine Größe noch seine Gestalt, die Fazzy Entsetzen einflößte. Es war die Farbe des Körpers - oder besser noch: seine absolute Farblosigkeit.
    Das fremde Geschöpf leuchtete in reinem Weiß, leuchtete um so intensiver, je mehr Fazzys Augen sich an das Halbdunkel gewöhnten.
    Das

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