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1308 - Tödliche Schwingen

1308 - Tödliche Schwingen

Titel: 1308 - Tödliche Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurden auch nach oben gerissen, und damit entstand genau die Lücke, die jemand brauchte, um fliehen zu können.
    Es war kein Mensch!
    Ein Vogel schoss aus der Lücke in die Höhe. Er breitete seine Schwingen aus, und ich erkannte an der Größe, dass es sich bei diesem Tier nur um einen Adler handeln konnte.
    Er war nicht allein.
    Er hatte sich seine Beute geholt, denn mit den beiden Krallen hielt er Carlotta fest.
    Es war ein schlimmes Bild für mich. Sie hing wie ein Karnickel in den Krallen des Raubvogels. Nur war sie das nicht, aber es sah für mich so aus, weil ich ähnliche Bilder schon gesehen hatte, wenn Raubvögel ihre Beute wegschafften.
    Das hier war ein Mensch!
    Und ich konnte nichts tun, als ihm nachzuschauen. Dabei fühlte ich mich wie ein Verlierer…
    ***
    Erinnerungen
    Stunden, Tage, Wochen?
    Maxine Wells wusste nicht, wie lange sie erschöpft und frierend in ihrem Versteck ausgehalten hatte. Es war hell geworden und auch wieder dunkel, und es war niemand gekommen, um ihr zu helfen oder sie zu befreien.
    Die Zukunft kannte sie nicht, die Gegenwart war schlimm, aber sie beschäftigte sich immer wieder mit der Vergangenheit. Eine gewisse Zeitspanne lief ein Film vor ihr ab, der sich ständig wiederholte. Sie sah immer die gleichen Bilder vor ihren Augen auftauchen, und im Mittelpunkt des Geschehens stand sie.
    Der Mann war in ihr Haus eingedrungen. Gekommen wie ein Dieb in der Nacht. Er hatte etwas gestohlen, und das war sie gewesen. Andere Dinge interessierten ihn nicht. Maxine hatte noch versucht, sich zu wehren, es war ihr nicht gelungen. Dieser Mensch war einfach zu stark gewesen. Er hatte sie niedergeschlagen und dabei so ungewöhnlich schrille Schreie ausgestoßen, die bei ihr einen Schauer hinterlassen und sie auch irgendwie gelähmt hatten.
    Ein Treffer gegen die Schläfe hatte sie in das Reich der Bewusstlosigkeit geschickt. Was danach mit ihr passiert war, hatte sie nicht mehr mitbekommen.
    Aber Maxine war erwacht, und genau der Ort hatte ihr den zweiten Schock versetzt. Sie hatte es erst nicht glauben wollen, aber als die Schmerzen in ihrem Kopf allmählich vergingen und die Dunkelheit vom ersten Grau des Tages abgelöst wurde, da wurde ihr klar gemacht, wo sie sich befand.
    Der Schreck nach dem ersten Rundblick hatte sich wie eine Säure in sie hineingefressen. Sie konnte es kaum fassen. Maxine glaubte, einen bösen Traum zu erleben, nur traf das leider nicht zu.
    Sie befand sich tatsächlich da, wo der Wind noch kälter pfiff, und sie hielt sich im Freien auf.
    Hoch über dem Boden. Hinter sich eine Felswand. Vor sich die Leere. Die Tiefe, die Weite, der Himmel, der seine Dunkelheit verlor. Das harte Gestrüpp unter sich, das auch von einer Strohschicht kaum weicher wurde.
    Es war ein Nest. Das Nest eines großen Vogels, eines Adlers, und das hoch an einer glatten Felswand, an der sie ohne fremde Hilfe nicht hinabklettern konnte.
    In einem Versteck wie diesem brauchte sie nicht gefesselt zu werden. Sie würde nicht fliehen können. Es sei denn, sie sprang freiwillig in den Tod.
    Und dann kam er.
    Adler auf der einen und Mensch auf der anderen Seite. Die perfekte Mutation. Man konnte ihn mit einem Vampir vergleichen, der sich zum einen als Fledermaus zeigte und zum anderen als blutsaugende Bestie mit menschlichem Aussehen.
    Als Vogel war er zu ihr gekommen und hatte sich innerhalb des Nestes in einen Menschen verwandelt.
    Diesen Schock zu überwinden, war nicht leicht gewesen. Er hatte nackt vor ihr gehockt. Er hatte Maxine sein Gesicht präsentiert. Seine gebogene Nase, seine Raubtieraugen, in denen es keine Pupillen gab. Sie hatte auch das Pfeifen aus seinem Mund vernommen, das zudem mit einem Krächzen gemischt worden war. Der starre Blick.
    Keine Worte. Aber der Blick hatte ihr genug gesagt.
    Sie selbst war ruhig geblieben. Nicht weil sie es wollte, sondern weil sie in eine tiefe Starre gefallen war. Dafür hatte nicht nur der Anblick der Mutation gesorgt, nein, sie dachte auch an ihre Situation, aus der sie allein nicht herauskam.
    Und dann war es ihr gelungen, sich selbst zu überwinden. Sie hatte Fragen stellen können und keine Antworten bekommen, bis auf eine Ausnahme.
    Er hatte ihr seinen Namen gesagt.
    Kurani!
    Nicht mehr und nicht weniger. Es gab keinen Vornamen, es blieb einfach nur bei diesem einen.
    Sie hatte ihn nie zuvor gehört, auch wenn sie sich das Gehirn zermarterte. Es fiel ihr nichts dazu ein, und auf weitere Fragen hatte sie keine Antworten bekommen.
    Nur einmal

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