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1308 - Tödliche Schwingen

1308 - Tödliche Schwingen

Titel: 1308 - Tödliche Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allerdings undurchsichtig. Es war dort auch keine Bewegung zu erkennen. Wenn sich jemand dort versteckt hielt, schien er eins mit den Zweigen geworden zu sein.
    Der Stall für die kranken Tiere lag an der rechten Seite. Ebenfalls dunkel, denn auch hinter den wenigen Fenstern schimmerte nicht der geringste Lichtschein. Es war eine tote Gegend, doch Carlotta wusste genau, dass sie sich irrte.
    Er war da.
    Sie spürte es!
    Es kam plötzlich über sie, und sie blieb stehen, wobei sie nur flach atmete. Jetzt kam ihr ihre übernormale Sensibilität zugute.
    Sie ging nicht mehr weiter. Den Blick hielt sie starr auf die Buschwand gerichtet. Im Winter war sie nichts anderes als nur ein blattloses Gesträuch, in dem es auch Lücken gab, die jetzt allerdings durch die Dunkelheit gefüllt waren.
    Sie blickte nicht zurück, obwohl sie es gern getan hätte. Nur kein Aufsehen erregen, wenn man sie beobachtete.
    Sie hörte den Pfiff!
    Das Geräusch traf Carlotta überraschend, und sie schrak leicht zusammen. Sofort wusste sie, dass kein Mensch diesen Pfiff ausgestoßen hatte, denn der hätte sich anders angehört. Sie war ein Kind der Natur, und sie wusste deren Zeichen zu deuten. Dieser Pfiff stammte nicht von einem Menschen, sondern von einem Tier, das stand für sie fest. Augenblicklich fiel ihr ein Vogel ein.
    Es hatte etwas zu bedeuten, das wusste sie sehr gut. Trotzdem tat sie nichts, um ihm auf den Grund zu gehen. Sie blieb stehen, als wäre sie mit dem Boden verwachsen.
    Die Zeit verrann, und es tat sich nichts. Dabei wusste sie genau, dass die Gefahr innerhalb des Busches lauerte, und sie würde sich auch zeigen, das stand für sie fest.
    Ja, es passierte.
    In der Dunkelheit musste sie schon genau hinschauen, um die Bewegungen zu erkennen. Sie sah auch den starren Schatten in den geschaffenen Lücken. Jetzt war sie überzeugt, dass sie den Absender des verdammten Briefes gefunden hatte.
    Ob sie sich darüber freuen sollte, wusste sie nicht. Aber sie dachte daran, dass es zumindest weiterging. Nur war sie leider nicht in der Lage, die Regeln zu bestimmen.
    Noch mal hörte sie das Geräusch.
    Der Pfiff klang diesmal wie ein Schrei der Freude.
    Vor ihr erschien tatsächlich eine Gestalt. Von ihr aus gesehen sah es aus, als wäre sie dabei, aus dem Boden zu klettern. Sie hatte sich in das Buschwerk hineingeschmiegt, doch gleichzeitig kam sie hoch.
    Es war kein Vogel. Carlotta sah einen Mann. Auch wenn sie ihn nicht genau erkannte, wusste sie doch, um wen es sich bei ihm handelte, und wieder zog sich die Haut auf ihrem Rücken zusammen. Sie hatte Mühe, die scharfen Atemstöße zu unterdrücken.
    Das glatte Gesicht, der haarlose Kopf, ein einfach widerliches Aussehen. Haarlos und nackt.
    Ja, der Mann war nackt.
    Er trug nicht das kleinste Stück Stoff am Körper. Und es machte ihm nichts aus, in der Kälte zu stehen. Jeder Mensch hätte bei diesen Temperaturen gebibbert, dieser Glatzkopf nicht. Er stand da und wartete auf sie. Dabei brauchte er kein Wort zu sagen. Die starre Geste reichte aus. Sie lockte die Frau.
    Carlotta konnte nicht anders handeln. Sie hatte den Eindruck, dass zwischen ihnen ein Band entstanden war, an dem sie hing und das sie immer weiter vorzog.
    Sie ging sehr langsam. Eigentlich wollte sie es nicht, aber es war wie ein Zwang. Zudem dachte sie daran, dass sie es letztendlich für Maxine Wells tat.
    Der Unbekannte hatte ihr eine Lücke geschaffen. Sie war recht schmal. Schon beim Hineinschreiten merkte sie die kratzigen Zweigenden, die an ihren Schultern entlangglitten. Sie hob den linken Arm, um sich im Gesicht zu schützen, zog auch den Kopf ein und geriet immer mehr in die Nähe des Unbekannten.
    Er wartete genau den richtigen Zeitpunkt ab. Als Carlotta nahe genug an ihn herangekommen war, griff er zu. Das Vogelmädchen wehrte sich nicht. Die Hände erinnerten sie plötzlich an Krallen, deren Spitzen sich in ihre Kleidung hineingruben und sich damit nicht lange aufhielten. Sie wurde herumgedreht und zu Boden geschleudert. Mit dem Rücken prallte sie auf. Im Kopf bekam sie das Echo des Aufpralls mit, das wie ein dumpfer Schlag wirkte.
    Mit dieser Aktion hatte Carlotta nicht gerechnet. Deshalb blieb sie auch bewegungslos auf dem Rücken liegen und schaute in die Höhe.
    Vor ihr stand der Böse, der Nackte. Breitbeinig, aber auch leicht gekrümmt. Die Arme hatte er zu den Seiten hin ausgestreckt. Sein glattes Gesicht war in Höhe des Mundes zu einem breiten Grinsen verzogen. Die krumme und scharf

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