131 - Fluch der Dämonen
ihnen.
„Ihr seid auserwählt, Baphomets Geburtshelferinnen zu sein."
Arisa hatte es nicht fassen können, als der Prophet sie beim Namen nannte und sagte: „Du, Arisa, sollst Baphomets Mutter sein."
Er wandte sich der nächsten in der Runde zu und sagte:
„Du, Clara, wirst Baphomets Erziehung übernehmen."
Und er
nannte
auch die anderen vier beim Namen: Elke, Sandra, Christa und Rita wurden zu Geburtshelferinnen bestimmt.
Arisa hatte daraufhin Angst vor der großen Aufgabe bekommen, denn sie wußte nicht, was sie in der ihr zugedachten Rolle zu tun hatte. Sie fürchtete sogar, daß sie - in ihrem gesetzten Alter - den Kinddämon tatsächlich gebären mußte.
Aber der Prophet beruhigte sie.
„Baphomet ist bereits existent", erklärte er. „Sein Geist ist voll ausgebildet. Zuerst war er nur eine Idee. Aber all die vielen Witwen auf der ganzen Welt haben dafür gesorgt, daß durch die Macht des Glaubens aus der Idee der Geist Baphomets wirklich wurde. Und nun ist der Geist stark genug, körperlich zu werden. Alle Baphomet-Anhängerinnen auf der ganzen Welt werden im selben Augenblick an die Geburt ihres gemeinsamen Kindes denken und so für sein körperliches Werden sorgen." Es herrschte ein langes Schweigen. Die schlanke, hochgewachsene Gestalt, die durch einen schwarzen Umhang und einer ebensolchen Kapuze verhüllt war, schien in Meditation versunken.
Endlich wagte es Arisa zu fragen:
„Wird… wird es hier geschehen?"
„Nein!" Aus der Finsternis der Kapuzenöffnung blickten sie zwei glühende Augenpunkte an. „Baphomet soll nicht im Schmutz der Großstadt geboren werden. Nein, nein. NEIN! Er wird an einem würdigeren Ort ins Leben treten."
Wieder entstand eine längere Pause. Arisa hatte das Gefühl, daß der Raum sich immer mehr verfinsterte. Die Möbel des Kultraumes - in ihrem bescheidenen Wohnzinmmer improvisiert - verloren ihre Konturen.
„An welchem Ort?" fragte Clara zögernd.
„Ich bringe euch hin!" donnerte der Prophet. „Seht mir in die Augen. Ich werde euch mit meinem Wissen und meiner Macht stärken. Blickt in meine Augen! Tiefer - noch tiefer!"
Arisa gehorchte… und etwas strömte auf sie über. Sie erinnerte sich nur verschwommen daran, was danach geschah. Sie erkannte jedoch, daß sie dem leiblichen und geistigen Vater Baphomets gegenüberstand.
Der Prophet hatte die Idee geboren. Er hatte sie in die Gehirne und in die Herzen Tausender kinderloser Frauen gesetzt und ihnen die Hoffnung gegeben, bald Mutterfreuden entgegensehen zu können.
Der Prophet war Baphomet!
Er verwaltete das geistige Gut des Kinddämons, bis es umfassend und stark genug war, einen Körper erobern zu können.
Dies alles und viel mehr floß auf Arisa und ihre Kultgenossinnen über, ohne daß sie in Worte fassen konnten, was sie alles erfuhren. Es war… überwältigend, erhebend…
Und ohne daß sie wußten, wie ihnen geschah, fanden sie sich irgendwann an einem anderen Ort wieder. Sie waren nun in einem gemauerten Gewölbe, das mehrfach unterteilt war. Es gab einen großen Kultraum und viele kleinere Zellen, die wie Mönchsklausen anmuteten… Als Arisa diesen Vergleich zog, da durchraste ihren Körper ein furchtbarer Schmerz. Sie sagte sich, daß sie künftighin ihre Gedanken besser im Zaum halten müsse. Und sie berichtigte sich: Die Kammern wirkten wie die Zellen eines Verlieses. Sie waren nicht vergittert, sondern durch unsichtbare Vorhänge aus Schwärze geschlossen. Wenn man sich der Schwärze näherte, glaubte man, ins Bodenlose zu fallen. Erst wenn man hindurchschritt, fand man sich auf der anderen Seite in der Zelle wieder.
Der Prophet ließ sich vorerst nicht mehr sehen. Aber Arisa und ihre Witwen wußten Bescheid, sie hatten alles Wissenswerte erfahren und würden zum gegebenen Zeitpunkt noch mehr erfahren.
Sie waren nur noch zu fünft. Clara war für eine andere Aufgabe abberufen worden. Arisa hatte nur soviel verstanden, daß sie Unterricht in Pädagogik erhalten sollte.
Wieder durchraste Arisa ein flammender Schmerz: Sie hatte dummerweise den falschen Ausdruck verwendet. Pädagogik war nicht passend…
Arisa dachte nach, aber ihr fiel kein treffenderes Wort dafür ein. Egal, nur nicht daran denken.
Es gab einen schwarzen Vorhang, dem durften sich die fünf Witwen nicht einmal nähern. Sie erfuhren aber. auch nicht, welche Bewandtnis es damit hatte. Das störte sie nicht, denn sie hielten sich ohnehin die meiste Zeit in ihren Zellen auf.
Und dann gab es noch ein Kinderzimmer. Es
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