131 - Pakt mit Luzifer
der Hoffnung auf
Bewegungsfreiheit.
»Gaby, wenn ich dir nur helfen könnte«, sagte
sie kaum hörbar. »Warum hat man uns hierher gebracht? Was wollen sie von uns?
Klaus, dieser Schurke ... ich hätte ihm nicht öffnen sollen ...«
Das Kind an ihrer Seite regte sich nicht. Es
hatte offenbar sehr viel mehr Chloroform eingeatmet. Das zumindest vermutete
Larry, denn der typische Äthergeruch in der Kabine war nicht zu ignorieren.
»Bitte erschrecken Sie nicht«, machte X-RAY-3
sich in diesem Moment bemerkbar. Er sprach leise und ruhig, doch Petra Gerlachs
Nerven waren nicht die besten. Sie schrie leise auf, warf ruckartig den Kopf
herum, starrte auf ihr Gegenüber und begegnete dem Blick aus dunkel glänzenden
Augen, in die das graue, beginnende Tageslicht der gegenüberliegenden Fenster
fiel.
»Nicht schreien, bitte! Ich befinde mich in
der gleichen Lage wie Sie. Je eher wir beide herausfinden, warum man uns hier
festhält, desto früher findet sich vielleicht eine Möglichkeit, etwas gegen
diese Tatsache zu tun«, fuhr Larry besonnen fort. »Wenn Sie aber schreien,
rufen wir nur unsere Widersacher auf den Plan. Erzählen Sie mir bitte, wieso
Sie hier sind !!«
Petra Gerlach fuhr sich mit der Zunge über
die trockenen Lippen. Aber sie konnte sie nicht mal mit der Zungenspitze
befeuchten. Ihr ganzer Mund war ausgetrocknet und pelzig.
»Wer sind Sie ?« wollte sie wissen.
»Mein Name ist Larry Brent .« Er sprach so akzentfrei deutsch wie möglich, konnte aber nicht verhindern, daß
seine wahre Herkunft erraten wurde. Brents ruhige, besonnene Art wirkte auf
Petra Gerlach wohltuend. Sie war nicht allein! Da war noch jemand, zwar jemand,
den sie nicht kannte, der ihr aber schon aufgrund seiner Stimme sympathisch
war.
Sie berichtete. Zunächst stockend, als müsse
sie mühsam erst wieder die Ereignisse zusammensuchen, die vor ihrer Verschleppung
passiert waren.
Larry hörte aufmerksam zu.
Er erfuhr von der Wohnung in Preungesheim,
und es stellte sich heraus, daß Petra Gerlach im zweiten Stock jenes Hauses
wohnte, das er beobachtet hatte.
Ein Mann namens Klaus Bender spielte in der
mysteriösen Erzählung eine bedeutsame Rolle.
Larry stellte Fragen. Um die kam er nicht
herum.
Petra Gerlach erwähnte ihren vorangegangenen
Besuch in der alten Wohnung Benders, die er vor fünf Jahren verlassen und doch
weiter unterhalten hatte. Ein merkwürdiger Vorgang.
Brents Gehirn arbeitete, und wie ein
Puzzlespiel setzte er die einzelnen Fakten zusammen.
Was Petra Gerlach erlebt hatte, erinnerte in
höchstem Maß an das Bild eines Menschen, der vom Teufel besessen war oder
dessen Befehl ausführte, der wie eine Marionette handelte, deren eigener Wille
auf ein Minimum herabgesetzt war, oder der unter Zwang Aufträge ausführte, weil
er nicht anders konnte.
Die Unruhe in Brent wuchs, als Petra Gerlach
auch den Bericht erwähnte, den sie durch einen Zufall in einem älteren Magazin
entdeckt hatte.
Berry Hawkins alias Klaus Bender?
Auch das paßte in das Bild, das er sich
machte.
X-RAY-3 nagte an seiner Unterlippe. Nun wurde
ihm auch klar, weshalb Bender in der Wohnung seiner ehemaligen Verlobten attackiert
und zusammengeschlagen wurde. Er wollte sich trennen von dem, der sein Leben
von Grund auf verändert hatte. Aber das ging nicht so einfach, wie er sich das
offenbar vorstellte.
Sie alle - Petra Gerlach, Tochter Gaby und
er, Larry Brent - waren mittelbar in ein Geschehen miteinbezogen worden, das
sie eigentlich nichts anging. Sie waren Zeugen. Die konnte man nicht
gebrauchen. Ihnen drohte der Tod! Als X-RAY-3 das erkannte, verstärkte er seine
Anstrengungen, die Fesseln zu lockern. Mit leichtem Druck seiner Arme auf die
Brust stellte er fest, daß er so gut wie nichts mehr in seinen Taschen hatte.
In der Schulterhalfter steckte nicht mehr die Smith & Wesson Laser, in den
Innentaschen seines Jacketts fehlte die Brieftasche. Auch alle anderen
Utensilien hatte man ihm abgenommen, glaubte er zu registrieren.
Die Amulette, den kleinen Stein mit den
magischen Runen, das geweihte Kreuz...
Der Atem stockte Brent. Er hatte plötzlich
eine Idee, wurde aber daran gehindert, sie weiterauszuspinnen.
In der Dämmerung auf der schmalen, nach oben
führenden Treppe bewegte sich etwas.
Eine Gestalt! Die ganze Zeit über waren sie
nicht allein gewesen!
*
Der geheimnisvolle Gast erhob sich. Auch
jetzt war er im Kernschatten der Nische kaum wahrnehmbar.
Nur schemenhaft erkannten die Gefangenen die
Umrisse.
Es handelte sich
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