131 - Unternehmen 'Crow's Nest'
sie zwischen seine Zähne. »Das war übrigens die letzte Prise von dem Zeug, das Schmerzen betäubt.« Er seufzte. »Die Zeiten sind hart. Momentan werden mehr Menschen angeschossen als man glaubt.« Er zwinkerte Trashcan zu. »Wie sieht’s mit Nachschub aus? Schuldet ihr mir nicht noch ‘ne Lieferung?«
Trashcan nickte verlegen. »Ja. Wir waren in letzter Zeit wohl ‘n bisschen viel auf Achse und haben unsere eigenen Dinger gemacht. Aber ich schätze, ich kann schnell was besorgen.«
»Wann?«
»Morgen. Hab ‘ne Verabredung mit mei’m Lieferanten. In der Arena…«
»Schön.« Dr. Ryan wandte sich Hacker und Honeybutt zu.
»Jetzt zu euch, meine Lieben.« Er zündete den Tabak in der Pfeife an und blies ein paar graublaue Kringel in die Luft.
»Was habt ihr euch dabei gedacht, mir auf den Pelz zu rücken? Wisst ihr nicht, in welche Lage ihr mich bringt? Ich hab geglaubt, jetzt, wo meine Haare schlohweiß sind, bin ich vor den WCA-Typen endlich sicher… Ihr wisst doch, was Crow mit mir macht, wenn er mich in die Finger kriegt…«
Mr. Hacker schluckte. »Wir haben nicht gewusst, wen wir hier antreffen…«
»Ach, nein?« Ryan schaute von einem zu anderen. Trashcan Kid bestätigte Hackers Aussage, was ihn zu besänftigen schien.
»Andererseits, Doc«, fuhr Hacker kleinlaut fort, »muss ich, wenn ich ganz ehrlich bin, gestehen, dass wir Sie gesucht haben…«
»Ach, ja?« Ryan blies Hacker eine Nikotinwolke ins Gesicht. »Und warum, zum Henker?«
»Weil wir Ihre Hilfe brauchen. Es geht um einen alten Genossen: Emmiem.«
»Nie gehört. Wer soll das sein?«
»Er ist ein relativ hüb… neuer Genosse«, sagte Hacker und berichtete, wie Emmiem und er in Gefangenschaft geraten waren. »Ich wette, dass er noch lebt und darauf wartet, dass wir ihn raushauen.«
»Du wettest, dass er noch lebt?« Ryan starrte Mr. Hacker an.
»Soll das heißen, du weißt es nicht?«
»Nein… ähm… ja. Ich meine: nein.« Hacker verwünschte seine Unsicherheit. »Aber ich gehe davon aus, dass er noch lebt. – Honeybutt ist meiner Meinung«, fügte er hinzu, als sei damit der Beweis für Emmiems Überleben erbracht.
»Und wozu braucht ihr meine Hilfe?«
»Nun ja…« Mr. Hacker schaute verlegen zu Boden. »Wir brauchen eine Basis, von der aus wir operieren können. Leider hat Mr. C mit meinem Auftauchen in Waashton gerechnet, sodass in dieser Stadt jeder, der eine Klinge schwingen kann, hinter meinem Kopf her ist und es ziemlich ungesund für mich werden kann, wenn ich auf der Straße nächtige.«
»Ihr wollt aus meinem Quartier eine konspirative Wohnung machen?« Ryan nahm die Pfeife aus dem Mund. Er wirkte fassungslos.
Hacker nickte. »Ich hab gedacht, Sie stehen zu Ihren alten Kampfgefährten, Doc.«
Dr. Ryan schlug die Hände vors Gesicht. Die Pfeife ragte zwischen seinen Fingern hervor, was ihm ein komisches Aussehen verlieh. »Ah, er kennt das Zauberwort… Solidarität!«
Ryan knirschte mit den Zähnen. »Ach, hätte ich mich doch bloß nie mit euch Revoluzzern eingelassen…«
***
Weißes Haus, Oval Office
Crows Nase schmerzte mörderisch. Er hielt sie zwischen zwei Fingern, schaute aus dem Fenster und verwünschte die Sekunde, in der ihm die Schnapsidee gekommen war, sich Major Rhineguard aufzudrängen, um die Spitzel kennen zu lernen, die in der Stadt für sie tätig waren.
Es ging ihm heute gar nicht gut, aber dem Stadtgardisten, der ihn niedergeschlagen hatte, ging es bestimmt noch schlechter: Crow hatte den Bürgermeister angewiesen, ihn ins städtische Gefängnis zu versetzen. Und das war gänzlich unbeheizt.
Dann vergaß er den Wachmann und wandte sich anderen Dingen zu: nämlich der unerfreulichen Tatsache, dass zwei seiner Agenten in der vergangenen Nacht den Terroristen Hacker in Begleitung einer Frau in der Stadt gesichtet hatten.
Die Männer hatten Verstärkung angefordert und sich sogleich an die Fersen der beiden geheftet. Sie hatten das Pärchen einige Stunden später in einem Ruinenviertel in Gesellschaft einer Bande von Tagedieben gestellt, aber nach einem Feuergefecht wieder aus den Augen verloren.
Crow wusste nicht genau, wie er Hackers Aufenthalt bei einer Straßenbande werten sollte, doch irgendwie schien ihm dieser Fakt darauf hinzudeuten, dass die Running Men, falls es sie noch gab, ihrer Infrastruktur verlustig gegangen waren.
Früher hatten diese Leute über Technik verfügt und ihr Süppchen in privaten Bunkern gekocht. Wenn sich Mr. Hacker jetzt im Umfeld von Leuten
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