131 - Unternehmen 'Crow's Nest'
Mountbatton lächelte freundlich. »Eine intensive Examination Ihrer Rasse hat ergeben, dass zwischen Erzeuger und Brut eine enge Beziehung besteht. Wir haben den Schluss gezogen, dass es zu unser beider Vorteil wäre, Sie mit Ihrer Brut wieder zu vereinen.«
Er meint Lynne!, dachte Crow. Ich habe es gewusst! »Meine Tochter lebt also?« Freude durchpulste sein Herz. »Und sie ist in Ihrer Gewalt?«
Colonel Mountbatton nickte. »Wir haben durch die Allianz, die sich unter unserem Primärfeind Mefju’drex gebildet hat, kürzlich einige Rückschläge hinnehmen müssen«, sagte er, »die unter anderem zum Verlust eines gewissen Prozentsatzes unserer Wirtskörper geführt hat. Wir halten es deshalb für angeraten, unsererseits ein Bündnis einzugehen, um von weiteren Aktionen der Allianz rechtzeitig zu erfahren.«
»Und im Gegenzug bieten Sie mir meine… Brut?«
»Wenn wir uns einig werden, erhalten Sie sie zurück.«
Crow lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Allmählich bekam er wieder Oberwasser, kehrte Klarheit in seinen Verstand zurück. Aber er musste noch weitere Zeit gewinnen. Vorsichtig taktieren. Keine Fehler begehen.
»Welche Sicherheit habe ich«, sagte er, »dass meine Tochter noch lebt?«
»Oh«, machte Colonel Mountbatton. »Nichts leichter als das.« Er nahm die Skunkhörnchenmütze ab, schob zwei Finger unter ihren Rand und entnahm ihr einen dünnen metallischen Reif, den er sich über den Kopf zog.
Crow hatte den Eindruck, dass Mountbatton sich einige Sekunden in sich selbst versenkte. »Was ist das?«, fragte er.
»Sie werden es gleich sehen.« Der Daa’mure stand auf, beugte sich über den Schreibtisch und legte Crow den Stirnreif auf den glatzköpfigen Schädel. »Die Verbindung steht.«
Es erfüllte Crows Herz gleichermaßen mit Freude und Schmerz, als er unvermittelt die Stimme seiner Tochter vernahm. Das heißt, eine Stimme war es eigentlich nicht, und er hörte sie auch nicht wirklich. Trotzdem erklang sie in seinem Kopf, und er wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie Lynne gehörte.
Er hatte zwar keine Ahnung, wie dieser daa’murische Stirnreif funktionierte, aber die Verbindung war besser als jede andere, die er kannte.
»Paps!«, kreischte Lynne so laut, dass seine Trommelfelle vibrierten. »Hol mich hier raus! Hol mich um Himmels willen hier raus! Ich halte das nicht länger aus! Tu, was sie wollen, nur hol mich hier raus!«
Bevor Crow dazu kam, ihren Redefluss zu unterbrechen, zog der Daa’mure den Reif von seinem Kopf. »Sind Sie überzeugt?«
»Ja… ja…« In Crows Hirn wirbelten die Gedanken durcheinander. Lynne hatte derart verzweifelt geklungen, dass es ihm das Herz zusammen schnürte. Unter welchen schrecklichen Umständen vegetierte sie dahin?
»Unser Sieg«, sagte Colonel Mountbatton nonchalant, »ist nur eine Frage der Zeit. Schließen Sie sich uns an, dürfen Sie weiter über Meeraka herrschen – natürlich unter unserer Oberhoheit, aber mit weit reichenden Freiheiten. Vier der fünf Kontinente genügen für unsere Expansion.«
Das klang verlockend… sofern man die Siegchancen auf Seiten der Daa’muren sah – und leider sprach nicht vieles dagegen. Andererseits sah sich Arthur Crow nicht als Verräter an der Menschheit.
»Ich werde den Vorschlag überdenken«, versprach er, »doch in der Zwischenzeit möchte ich darum bitten, meine Tochter hierher zu holen, vor die Tore Waashtons. Dies ist meine Bedingung für weitere Verhandlungen.«
»Einverstanden.« Colonel Mountbatton entnahm seiner Tasche ein kleines Funkgerät und legte es vor Crow auf den Tisch. Jacob Smythe hatte es aus einem russischen ARET-Panzer ausgebaut, aber das konnte Crow nicht wissen. »Wir werden Kontakt mit Ihnen aufnehmen, sobald Ihre Brut eingetroffen ist«, sagte er und ging sich zum Ausgang des Oval Office. Dort angekommen, blieb er stehen, drehte sich noch einmal um und fügte hinzu: »Sie haben schätzungsweise zwei Ihrer Erdtage Zeit. Nutzen Sie sie gut, Präsident.«
***
Es war trotz alledem ziemlich schwierig gewesen, Dr. Ryan zu bewegen, seinen alten Freunden beizustehen und ihm die Erlaubnis abzuringen, in seiner Unterkunft zu nächtigen.
Ausschlaggebend für die Entscheidung, seine mühsam errungene Tarnexistenz aufs Spiel zu setzen, waren Trashcan Kid und seine Freunde: Nachdem sie erfahren hatten, warum Hacker und Honeybutt von der WCA gejagt wurden, erklärten sie sich bereit, sie zu unterstützen. Ein wichtiger Grund dafür war, dass sich in ihnen eine
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