1310 - Lost Hollywood
Partykleidung war leicht ramponiert, ebenso wie sie persönlich.
Die Blutsaugerin trat so dicht an den Wagen heran, dass sie die untere Kante mit ihren Beinen berührte. Nachdem sie die hochgesteckten Haare gelöst hatte, rahmte die blonde Flut ihr Gesicht ein.
Justine trug wieder ihre Lederkleidung. Es war so etwas wie ein Markenzeichen bei ihr. Die Jacke zeigte einen recht tiefen Ausschnitt. In ihn hinein drängten sich ihre Brüste, die ziemlich hochgeschoben waren und zur Hälfte von einem durchsichtigen roten Top bedeckt wurden. Wer sie zum ersten Mal sah, konnte durchaus an eine Barbie-Puppe denken. Allerdings an eine für Erwachsene.
Dass sie eine Bluttrinkerin war, zeigte Justine Cavallo nicht, denn sie hielt den Mund geschlossen. Ihr wahres Aussehen wollte sie später präsentieren. Zunächst mal musste sie ihren Gefangenen klar machen, weshalb sie überhaupt hergebracht worden waren.
Locker wie eine Lehrerin, die vor ihrer Klasse steht, verschränkte sie die Arme vor den Brüsten. Sie nickte in den Wagen hinein und stellte zufrieden fest, dass keine der vier Personen irgendwelche Anstalten traf, Widerstand entgegenzusetzen. So war ihr das lieb.
Das hatte sie sich ausgerechnet. Die Zeit des Schocks und der Überraschung wollte sie ausnutzen.
»Mein Name ist Justine Cavallo«, erklärte sie. »Ab jetzt beginnt euer neues Leben oder eure neue Existenz. Ich habe es so beschlossen, und dabei wird es bleiben.«
Die beiden Paare wussten Bescheid. Nur war weder eine Frau noch ein Mann in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Sie schafften es noch nicht, sich mit der neuen Lage zurechtzufinden.
Nur eine Frau, die rotblonde Haare hatte und Jeansklamotten trug, stöhnte leise auf, bevor sie den Kopf schüttelte und auch zu lachen begann. Das Lachen klang böse und kratzig. Einen Kommentar gab die Frau nicht ab.
Das übernahmen die Männern. In ihnen hatte sich so etwas wie ein Beschützerinstinkt breit gemacht. Sie waren zu zweit, sie sahen eine einzelne Frau vor sich, und Al Scott, der solariumgebräunte Hotelmanager mit der Halbglatze, stieß seinen Freund Steve Heller an, bevor er ihm seinen Plan ins Ohr flüsterte.
»Die machen wir fertig!«
Heller gab keine Antwort. In der Dressmen-Branche wurde er als der schöne Steve bezeichnet. Er war nicht nur Dressman, sondern auch Schauspieler für Werbefilme. Topmodische Frisur, braunhaarig, Weiberheld und oberflächlich. Auf ihn trafen wirklich sämtliche Vorurteile der gesamten Branche zu.
»He, was meinst du?«
Heller fühlte sich unbehaglich. Derartige Entscheidungen zu treffen, war er nicht gewohnt. »Ich kann es dir nicht sagen«, flüsterte er, »wohl fühle ich mich nicht. Und die sieht nicht eben aus, als würde sie Spaß vertragen können.«
Scott gab nicht auf. »Verdammt, Steve, wir sind zu zweit. Die ist alleine.«
»Das weiß ich. Aber denk daran, was sie mit uns angestellt hat.«
»Da waren wir angetrunken.«
Lana Lane, die neben Heller hockte und seine momentane Flamme war, begann zu lachen. Sie raufte ihr silberblond und rötlich gefärbtes Haar. »Das ist doch alles Wahnsinn. Das ist Scheiße. Ich bin auf einem Trip, wie?« Da sie des Öfteren Drogen nahm, wusste sie genau, wovon sie sprach, aber in diesem Fall war sie clean. Sie sah alles aus relativ normalen Augen. Nach ihren Worten verzog sie den Mund wie ein kleines Mädchen, das kurz vor dem Weinen steht.
»Aussteigen!«, befahl Justine.
Wieder reagierte Al mit einem leichten Stoß in Hellers Richtung.
»Das ist unsere Chance. Wir steigen zuerst aus. Ich sehe zu, dass ich hinter ihren Rücken gelange. Dann schlage ich zu. Du gibst ihr den Rest.«
Heller zögerte noch immer. Das hier war kein Werbefilm, in dem er den großen Macho spielte. Er war froh, dass Cindy Scott, Als Frau, etwas sagte.
»He, was wollen Sie überhaupt von uns? Verdammt noch mal, wissen Sie eigentlich, was Sie da getan haben?«
»Sehr genau sogar.«
»Und was wollen Sie?«
»Euch und euer Blut!«
Es war eine Antwort gewesen, mit der keiner gerechnet hatte.
Deshalb blieben die beiden Paare auch zunächst stumm. Sie konnten kein Wort sagen. Ihre Kehlen saßen zu.
Bis Cindy sich wieder gefangen hatte. »Das ist doch irre!«
»Aber es stimmt!«
Wieder lachte Lana Lane schrill auf. »Ich glaube das nicht!«, kreischte sie dazwischen. »Das ist nicht von dieser Welt. Die Type ist stoned. Die ist auf dem Trip.« Ihr Kinn ruckte bei der heftigen Kopfbewegung nach vorn. »He, bist du auf dem Trip? Hast du
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