1311 - Die Teufelszunge
angefasst, und dabei war es zu dieser Reaktion gekommen.
Mich hatte tatsächlich der berühmte Schlag erwischt. Es war kaum zu glauben gewesen. Ein Schlag wie ein mächtiger Stromstoß.
Und nun war ich wieder da, auch wenn ich mich fühlte wie von zahlreichen Fesseln umgeben.
Ich hatte bisher die Augen geschlossen gehalten. Die andere Seite sollte so schnell nicht merken, dass ich wieder zuhören und auch handeln konnte. Ich würde mich sehr langsam herantasten und auf einen überraschenden Moment warten.
Mir fiel die Stille auf.
Den herrlichen Klang der Trompete gab es nicht mehr. Die fremde Melodie war gestorben, aber der Trompeter befand sich noch in meiner unmittelbaren Nähe. Ich sah auf seine Beine, als ich kurz mit den Augen zwinkerte.
Dann war ich plötzlich wie elektrisiert und schloss die Augen sofort. Etwas hatte sich verändert. Zu sehen war es für mich nicht, nur zu riechen. Ein gewisser Duft näherte sich mir und streifte meine Nase. Ich kannte ihn. Es war das Parfüm, das Glenda Perkins gern benutzte. Ich hatte es ihr sogar mal geschenkt.
Es in meiner Nähe?
Wenn das zutraf, dann konnte auch Glenda nicht weit sein. Es sei denn, jemand benutzte die gleiche Marke, was ich mir nicht vorstellen konnte, denn bei Marisa hatte ich es nicht wahrgenommen.
Jetzt war mir auch der Name wieder eingefallen. Und ich fühlte mich, als wäre ich nie ausgeschaltet gewesen. Nur dass mein Kreuz sich nicht erwärmte, fand ich schon ungewöhnlich.
Jemand fasste mich an. Ich hatte mich bewegen wollen, als ich die Hand auf meinem Körper spürte.
Sofort blieb ich liegen. Bewegungslos. Nur nicht verraten, dass ich wieder erwacht war.
Dafür verfolgte ich den Weg der Hand. Wenn mich nicht alles täuschte, war es die Hand einer Frau, die sich auf ein bestimmtes Ziel zubewegte.
»Wer bist du?«
Marisa hatte die Frage gestellt. Aber sie bekam keine Antwort.
Ich konzentrierte mich auch mehr auf die Hand, die sich unter meiner Kleidung weiterbewegte und ein bestimmtes Ziel erreicht hatte.
Für mich war zu spüren, wo sie lag.
Am Griff der Waffe.
Einen Atemzug später nicht mehr, denn da hatte mir jemand die Beretta entrissen, und ich hörte Glendas Stimme laut und deutlich.
»Jetzt rechnen wir ab!«
***
Glenda hatte sich überwinden müssen, um diese Worte klar und deutlich auszusprechen. So sicher wie sie sich geben musste, war sie innerlich nicht. Ihr war auch klar, dass sie die Situation noch nicht beherrschte. Da konnte einiges auf sie zukommen, aber sie hielt zumindest den Trumpf mit beiden Händen fest.
Sie hatte die Beretta gezogen und sich noch in der Bewegung aufgerichtet. Sie stand nicht auf den Beinen. Glenda benutzte eine Treppenstufe als Kniebank und zielte mit der Mündung schräg zu Marisa hoch.
Marisa bewegte sich nicht, sie sprach nicht. Sie zwinkerte nicht mal mit den Augen.
Obwohl die Zeit normal verstrich, wurde sie Glenda lang. Der eigene Herzschlag war so laut. Die Schläge erreichten als Echos sogar die Ohren. Sie fürchtete sich davor, sich übernommen zu haben, denn ihre Schwäche war noch nicht vorbei.
Marisa wirkte eher amüsiert als geschockt. Und sie lachte, nachdem sie die Aufforderung gehört hatte.
»Weg vom Podium! Hau ab! Verlasse es!«
»Nein, das meinst du nicht wirklich.«
»Doch, das meine ich!«
»Wer bist du denn?«
»Ich heiße Glenda Perkins.«
»Und weiter?«
»Nicht mehr weiter. Ich bin gekommen, um Personen wie dich zu stoppen. Verstehst du?«
Marisa lächelte. »Mich stoppen? Du willst mich wirklich stoppen?«
»Das habe ich vor. Und deshalb will ich auch, dass du das Podium verlässt.«
Sie hatte Mühe, die Arme hochzuhalten und strengte sich sehr an, ihrer Stimme einen gewissen Klang zu geben, der Widerspruch ersticken sollte.
»Nein, das werde ich nicht. Du kennst mich nicht. Du machst dir keine Vorstellungen von dem, wer ich wirklich bin. Ich habe euer Dasein überwunden. Ich komme aus einer ganz anderen Welt. Ich existiere in einem Zustand, den du nicht einmal zu träumen wagst. Ich bin nicht der Mensch, für den du mich hältst.«
»Das kann ich mir denken.«
»Und trotzdem willst du mich angreifen und meine Pläne vernichten?«
»Sie stellen sich gegen die Menschen, über die du bereits eine Kontrolle bekommen hast.«
»Ja, das weiß ich. Das sollte auch so sein, denn ich bin gekommen, um eine Botschaft zu bringen.«
»Ach ja?« Glenda lachte scharf. Sie hoffte, dass dieses Gespräch bald vorbei war. Lange konnte sie sich nicht mehr
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