1312 - Die Spur der Kartanin
deutlich sichtbar unbewaffnet. Er blieb stehen, und Ghanur prallte gegen ihn.
„Herzlich willkommen an Bord!" spottete Narktor und blickte dem feliden Wesen ins Gesicht. „Danke für die zuvorkommende Rettung aus auswegloser Lage. Wo ist der rote Teppich für den Marsch in die Gefangenschaft?"
„Dinor, Sajon!"
Der schrille Ruf tat dem Springer in den Ohren weh. Gepeinigt verzog er das Gesicht.
Die beiden angesprochenen Begleiter des Kartanen in der weißen Uniform senkten die Waffen und schalteten deren Energiezufuhr aus. Danach ließen sie sie in den Hüftgürteln verschwinden.
„Ich bin Tia-San-V'irn", sagte der Kartane und enthüllte damit, daß es sich bei ihm um ein weibliches Wesen handelte. Der Name V'irn zeigte dem Springer, daß Tia zu einer der Großen Familien in Pinwheel gehörte, die das Reich der Kartanin mit seiner matriarchalischen Gesellschaftsform beherrschten.
Er stellte sich und den Terraner vor.
„Der Dank für die Rettung war ernst gemeint", fügte er hinzu. „Du wirst bemerkt haben, daß es sich bei dem havarierten Boot um ein Schiff der Kosmischen Hanse handelt!"
„Wir haben es bemerkt!" Tia-San blitzte ihn aus gelben Augen mit Schlitzpupillen an.
„Aber das will nichts heißen. Es treibt sich genug Gesindel im Fornax-System herum."
„Wenn das eine Anspielung sein soll...", begann Narktor, aber die Kartanin unterbrach ihn.
„Folgt mir in die Kommandozentrale der Fähre. Ich werde euch ein paar Aufzeichnungen vorspielen. Vielleicht erkennt ihr dann, was ich meine!"
Ihre katzenhaften Gesichtszüge veränderten sich. Die Wangen wurden schmaler, der Mund entblößte zwei Reihen weißer Zähne. Die haarbedeckten Finger zeigten für einen kurzen Augenblick die rasierklingenscharfen Krallen, die eine gefährliche Waffe waren.
Der von der Stirn bis tief in den Nacken reichende schmale, silberne Fellstreifen besaß bei Tia-San einen blaumetallischen Schimmer. Die Kartanin wandte sich abrupt um und eilte mit geschmeidigen und lautlosen Schritten voran.
Narktor und sein Begleiter setzten sich in Bewegung, die beiden männlichen Kartanin mit den seidigen Schnurrbarthaaren bildeten den Abschluß. Sie verließen den Hangar, in den das Boot gezogen worden war. Über ein Gleitband ging es bis zu einem ovalen Raum, dessen Ausstattung erkennen ließ, daß es sich um die Zentrale handelte. Daß die Kartanin keine größeren Sicherheitsvorkehrungen für ihren Aufenthalt getroffen hatten, ließ Narktor erkennen, daß er und sein Begleiter für harmlos gehalten wurden und daß die Kartanin auf ein gutes Verhältnis zur Hanse bedacht waren. Nichts war von den früheren Aggressionen in der Auseinandersetzung um die Ernte des Parataus zu spüren. Die meisten Kartanin in der Zentrale nahmen keine Notiz von den Ankömmlingen, und Tia-San-V'irn führte die beiden Schiffbrüchigen zu einer Galerie, die sich unter einer Bildschirmkette entlangzog. Sie hob einen Arm, und die Schirme wechselten das Bild.
Hatten sie bisher Zyklop und die Sterne in seiner Nachbarschaft gezeigt, so erkannte der Springer nun das galaktische Zentrum von Fornax als Hintergrund und im Vordergrund mehrere Schiffe unterschiedlicher Bauart.
„Die Auseinandersetzung ist nach terranischer Zeitrechnung drei Tage her", eröffnete die Kartanin. „Dreißig Planetenfähren meines Volkes befinden sich im linken Bildsektor bei der Entsorgung einer Paratauregion. Die beiden Mutterschiffe und zehn weitere Fähren haben sich auf eine Distanz von etwa zehn Lichtminuten an das hintere Ende der Paratauregion entfernt. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen haben die Fähren bereits Alarmrufe losgelassen, da die aggressive Absicht der aufgetauchten Fremden ohne Schwierigkeiten erkennbar ist. Sie melden sich nicht über Funk. Sie beginnen mit der Ernte des Psichogons und setzen ihre Waffen ein, um die Ernteschiffe meines Volkes zu vertreiben!"
Auf der Schirmkette war zu erkennen, wie Strahlenschüsse durch das All eilten. Wo sie trafen, leuchtete ein Schutzschirm auf und lenkte die vernichtenden Energien zu den Seiten ab. Die Planetenfähren stellten ihre Arbeit ein und widmeten sich dem Schutz der Schiffszellen und ihrer Insassen.
„Die Fremden identifizieren sich nicht. Sie greifen weiter an, und das Herbeieilen der beiden Mutterschiffe scheint auf sie keinen Eindruck zu machen. Das ist auch kein Wunder", fuhr Tia-San-V'irn fort. „Schließlich übersteigt ihre Bewaffnung weitaus die der kartanischen Schiffe. Was kein Grund für unser Volk ist,
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