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1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh

Titel: 1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh
Autoren: Unbekannt
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Nach Ardustaar aber empfand sie nicht die leiseste Sehnsucht. Die Reise erschien ihr dadurch noch länger - und gleichzeitig viel zu kurz. Erst jetzt wurde ihr klar, daß sie Angst hatte.
    Was würde man ihr sagen, wenn sie nach Kartan kam? Welcher Fehler und Unregelmäßigkeiten wollte man sie bezichtigen?
    Würde sie jemals wieder nach LAO-SINH fliegen?
    Sie suchte die Doppelgalaxie auf dem großen Bildschirm in der Kommandozentrale, und sie verzichtete dabei bewußt darauf, sich von der Technik helfen zu lassen.
    Wie hatte Ga-Liu-M'igay damals in der gläsernen Kanzel gesagt?
    Du mußt das Ziel selbst finden.
    Sie lauschte mit all ihren Sinnen in die unendliche Weite hinaus, während die fernen, kleinen Lichtflecke vor ihren Augen verschwammen - und dann spürte sie es.
    Ja, das war LAO-SINH. Sie fühlte es. Es war wie eine Verheißung, und es lockte und rief nach ihr. Wie viele Jahre hatte sie dort verbracht, und es schien ihr, als hätte sie es in der ganzen langen Zeit nicht so deutlich gespürt wie jetzt, da sie so unendlich weit von ihm entfernt war.
    Beinahe automatisch bediente sie sich nun doch der Technik. Sie wußte, daß sie das lieber nicht hätte tun sollen, denn sie konnte ihre Unsicherheit und ihre Verzweiflung nur vergrößern. Aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick auf LAO-SINH zu werfen. Vielleicht war es das letzte Mal, daß sie dazu Gelegenheit hatte.
    Sie richtete die künstlichen Augen der SANAA auf jenen Punkt in der Unendlichkeit, der die Lockung ausstrahlte, und es war, als sei das Schiff plötzlich doch umgekehrt, um nach LAO-SINH zurückzukehren. Der ferne Punkt kam scheinbar näher, wurde größer und heller ...
    ... und war gar nicht LAO-SINH.
    Dao-Lin-H'ay starrte fassungslos auf den Bildschirm.
    Was sich dort abzeichnete, das war eine regelmäßig geformte Galaxis mit Spiralarmen, die in die Dunkelheit hinausgriffen. Und diese Sterneninsel stand allein in der Unendlichkeit. Sie hatte zwei kleine Begleiter, aber sie war kein Zwilling.
    Es war Sayaaron, die Milchstraße, die Heimat der Terraner.
    Dao-Lin war wie erstarrt.
    Wie hatte ihr ein solcher Irrtum unterlaufen können?
    Sie war in Sayaaron gewesen, und sie hatte dort nichts gespürt. Sayaaron war nicht LAO-SINH und besaß keine Ausstrahlung, die außersinnlich begabte Kartanin anzulocken vermochte. Das wußte sie ganz genau.
    Aber warum hatte sie Sayaaron mit LAO-SINH verwechselt?
    Ließen vielleicht ihre Fähigkeiten nach? War das der Grund, weshalb man sie zurückbeordert hatte?
    So etwas gab es - sie hatte schon davon gehört. Man selbst sollte es besonders am Anfang gar nicht bemerken. Aber für andere war es mitunter ganz offensichtlich.
    Sie hatte natürlich oft mit den Espern zu tun gehabt - sie war ja selbst einer, und ab und zu brauchte sie den Kontakt zu ihresgleichen. Wenn ihre Fähigkeiten nachließen und einer der Esper einen Bericht darüber nach Ardustaar geschickt hatte...
    Aber wer tat so etwas hinter dem Rücken einer Protektorin wie Dao-Lin, die doch in LAO-SINH allgemein beliebt gewesen war?
    Oder gab sie sich da einer Selbsttäuschung hin? Hatte sie Feinde und Neider, ohne davon zu wissen?
    Es war anzunehmen, ja sogar ganz sicher. LAO-SINH war allmählich zu einem sehr großen Unternehmen geworden, und wer so etwas leitete, der befand sich automatisch auf exponiertem Posten. In einer solchen Position hatte jeder Feinde und Neider. Das war einfach nicht zu umgehen.
    Aber doch nicht unter den Espern!
    Oder doch?
    Sie starrte auf den Bildschirm und grübelte, bis ihr klar wurde, daß sie noch immer etwas spürte, was von dieser Sterneninsel ausging.
    Wie konnte sich das mit dem Verdacht vertragen, daß ihre Fähigkeiten nachließen?
    Wäre es wirklich so gewesen, dann hätte sie womöglich LAO-SINH nicht ausfindig machen können. Aber hätte sie statt dessen ein zweites LAO-SINH aufgespürt?
    Das war kaum anzunehmen.
    Sie sah sich unauffällig um. Es waren nur wenige Kartanin anwesend, und die waren beschäftigt. Sie hatten es eilig, die SANAA für den Weiterflug fertigzumachen. Es kümmerte sie nicht, welche Sterneninsel Dao-Lin zu betrachten wünschte. Alle Kartanin an Bord der SANAA hatten lange genug in LAO-SINH gelebt, um Dao-Lin-H'ay zu kennen und mit Respekt zu behandeln.
    Sie war sich unter den gegebenen Umständen nicht ganz sicher, ob dieser Respekt immer ehrlich gemeint war, aber zumindest war es noch nicht so weit gekommen, daß jemand sie zu beobachten und ihre Handlungen zu
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