1314 - Horchposten Pinwheel
sich über seinen Zustand zu informieren. Die Kartanin folterten ihn nicht, aber sie gingen recht rüde mit ihm um, und sie setzten ihn bis an die Grenze seiner Belastungsfähigkeit unter Druck. Sie erkannte schon bald, daß er nicht mehr lange durchhalten würde.
Als sie am dritten Tag nach seiner Gefangennahme etwa eine Stunde lang geschlafen hatte, wußte sie plötzlich, was sie zu tun hatte. Während kartanische Sucheinheiten die Space-Jet überflogen, leitete sie mit Hilfe der Bordpositronik ein großes Täuschungsmanöver ein. Sie kramte aus den verschiedenen Teilen des Raumschiffs zwanzig faustgroße Antigravmaschinen zusammen und programmierte sie mit der Positronik. Zugleich versah sie sie mit Hologrammen von terranischen Space-Jets.
Danach verließ sie das Raumschiff in einem SERUN und näherte sich dem kartanischen Stützpunkt.
Sie hatte erwartet, daß die Feliden einen Sicherheitsring um das Paratau-Depot errichtet hatten. Doch sie irrte sich. Die Kartanin schienen mittlerweile zu der Überzeugung gekommen zu sein, daß Friedjto Borgan nicht zu einer größeren Einheit gehörte, sondern allein auf diesem Planeten war. Lediglich zwei kastenförmige Roboter bewachten den Eingang der Bunkeranlage. Von den Kartanin selbst war nichts zu sehen. Poerl fand mit Hilfe ihrer besonderen Fähigkeiten mühelos heraus, daß sie sich alle innerhalb des Stützpunkts befanden.
Sie glitt bis auf etwa fünfzig Meter an den Eingang heran, ohne von den Robotern bemerkt zu werden. Dann startete sie ihr Täuschungsmanöver mit einem Funkbefehl an die mit Hologrammen versehenen Antigraveinheiten.
Die faustgroßen Antigravs stiegen auf und näherten sich in einer weit auseinandergezogenen Kette dem Stützpunkt. Poerl projizierte die in den Hologrammen gespeicherten Daten zu räumlich wirkenden Holographien, und nun sah es plötzlich so aus, als ob sich zwanzig Space-Jets dem Stützpunkt näherten.
Die Lauscherin machte sich keine Sorgen darüber, daß die Kartanin dieses Raumschiff nicht orten konnten, sondern höchstens punktförmige Gegenstände auf ihren Monitoren erkennen würden. Die Feliden wußten längst, daß terranische Raumschiffe über einen hervorragenden Ortungsschutz verfügten, so daß sie froh sein konnten, daß sie überhaupt etwas bemerkten.
Alarmsirenen heulten auf, als die zwanzig vermeintlichen Diskusraumer über den Stützpunkt hinwegrauschten. Die Kartanin verließen die Anlage und hasteten zu einem Raumschiff hinüber, das sie etwa fünfhundert Meter entfernt unter überhängenden Felsen versteckt hatten.
Poerl brauchte sich um die Jet-Projektionen nicht mehr zu kümmern. Das vorbereitete Programm lief ab, ohne daß sie etwas dazu tun mußte, und die Kartanin reagierten in der vorausberechneten Weise. Sie nahmen die Herausforderung an und wollten den unvermutet aufgetauchten Feind vertreiben.
Als das Raumschiff der Feliden gestartet war, schaltete Poerl die beiden Wachroboter mit gezielten Schüssen aus. Dann drang sie in den Stützpunkt ein.
Sie war keine Kämpferin, und sie hoffte inständig, daß sie nicht auf einen Kartanen schießen mußte. Selbst den Paralysator gegen die Feliden einzusetzen, widerstrebte ihr.
Mit Hilfe ihrer telepathischen Sinne orientierte sie sich. Sie fand heraus, daß noch etwa zehn Kartanin im Stützpunkt waren, und wo sie sich aufhielten. Niemand achtete zur Zeit auf Friedjto Borgan. Doch zu ihm durfte sie noch nicht gehen. Da sie ihn und die Kartanin in den vergangenen Stunden mehrfach belauscht hatte, wußte sie, wohin sie sich wenden mußte, um die benötigten Ersatzteile zu finden. Und sie hatte Glück. Sie fand einen Raum, in dem alle Teile lagerten, die sie benötigte. Sie verstaute sie in einer Metallkiste, befestigte einen faustgroßen Antigrav daran, so daß sie die Last nicht tragen mußte, und schob dann die schwebende Beute vor sich her.
Unbemerkt kam sie bis in die Nähe des Raumes, in dem Friedjto Borgan festgehalten wurde. Hier ortete sie zwei Kartanin mit ihren telepathischen Sinnen. Die beide Feliden saßen direkt vor der Tür, die zu dem schwergewichtigen Terraner führte.
Jetzt mußte Poerl sich entscheiden. Es ging nicht mehr ohne Gewalt.
Sie zögerte.
Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Gab es wirklich keine andere Möglichkeit mehr? Und mußte den Kartanin nicht spätestens nach diesem Überfall klar werden, daß Friedjto Borgan nicht allein war? Würden sie nun nicht erst recht alles daransetzen, das Raumschiff aufzuspüren, mit
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