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1314 - Im Bann der schönen Nymphe

1314 - Im Bann der schönen Nymphe

Titel: 1314 - Im Bann der schönen Nymphe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinen Fall weinen. Du bist kein Kind mehr. Reiß dich zusammen. Denk an die Helden in deinen Geschichten. Denk an die Prinzen und an die schönen Frauen. Sie haben auch nicht geweint, und das solltest du ebenfalls nicht tun.
    Der Wille war vorhanden. Ihn jedoch in die Tat umzusetzen, fiel ihr schwer. Sie schluchzte und ärgerte sich darüber, dass sie am gesamten Körper zitterte.
    Noch einen letzten Blick warf sie in den ungewöhnlichen Tunnel hinein. Dabei hatte sie das Gefühl, Abschied zu nehmen. Sie würde Amelie Weber nie wiedersehen und…
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. »Komm hoch, das andere ist vorbei…«
    Jenny Mason hatte jedes Wort verstanden. Sie schüttelte sich. Sie hielt den Atem an. Jetzt wünschte sie sich, einen Traum zu erleben, doch die Hand auf ihrer Schulter sagte ihr, dass es kein Traum war, dem sie nachhing.
    »Steh auf…«
    Jenny wollte es. Sie fühlte sich jedoch zu schwach und schwankte stattdessen. Sie wäre auch gefallen, hätte die Hand sie nicht gehalten. Und die sorgte auch dafür, dass Jenny auf die Beine kam und zitternd stehen blieb.
    Warmer Atem streifte ihren Nacken. Oder war es nur der Wind, der ebenfalls warm war?
    »Jetzt bist du im Paradies, meine Liebe. So hatte ich es haben wollen.«
    Jenny fand endlich die Kraft, sich zu drehen. Sie schaute die schmale und nackte Gestalt direkt an. Der so grünlich-bleich wirkende Körper interessierte sie nicht. Jenny konzentrierte sich mehr auf das Gesicht mit den großen dunklen Augen. Zum ersten Mal nahm sie sich richtig Zeit. Sie wurde durch nichts abgelenkt, und sie spürte ein unangenehmes Gefühl, denn diese Augen sah sie nicht als gut an.
    Zu dunkel, zu schwarz. Dahinter verbarg sich etwas. Jamilla war kein gutes Geschöpf, und Jenny fiel der Begriff »böses Mädchen« ein.
    Es war kein Lächeln auf dem Gesicht zu sehen. Es gab keine Freundlichkeit in den Zügen. Jenny erlebte nur den Blick der Augen, in denen sich die schwarzen Tümpel der Pupillen vor dem Hintergrund besonders abhoben. Keine Freundlichkeit. Nichts Nettes, nichts Liebes. Sie sah nur diesen ungeheuren Willen.
    Und sie fand den Mut, selbst zu sprechen. »Das ist kein Paradies«, flüsterte sie. »Nein, das ist es nicht. Das Paradies ist nicht böse. Es ist wunderbar, und das glaube ich dir nicht. Ich will weg…«
    Jamilla lächelte. Zum ersten Mal seit längerer Zeit. Es war kein Lächeln, das Jenny erfreute. Es sah wissend und zugleich hinterhältig aus.
    »Für mich ist es das Paradies. Und ich will, dass es auch für dich so ist.«
    »Nie!« Jenny erschrak über sich selbst. Sie hatte die Antwort geschrien und wusste selbst nicht, woher sie die Kraft dazu genommen hatte, aber das störte Jamilla nicht.
    Sie lächelte weiter und hob locker die Schultern. Sie sah sich als Herrin der Situation an.
    Jenny Mason fand den Mut, eine nächste Frage zu stellen. »Wer bist du wirklich?«
    »Das weißt du. Ich bin Jamilla.«
    »Es reicht mir nicht. Du bist mehr. Du bist anders.« Jenny schaute zu ihr hoch und nickte. »Ganz anders, das weiß ich.«
    »Ach ja. Woher?«
    Jenny sagte ihr nicht die Wahrheit. Sie erinnerte sich an ein Buch, das in ihrem Zimmer stand. Der Inhalt beschäftigte sich mit alten irischen Sagen und Legenden. Aber es gab in diesem Buch nicht nur das gedruckte Wort, es kam noch etwas anderes hinzu. Auf fast jeder zweiten Seite waren Bilder der Personen oder Geschöpfe zu sehen, die zuvor in den Geschichten beschrieben worden waren.
    Manchmal sehr hässlich. Wie Trolle oder verwachsene Zwerge und Gnome. Dann gab es als glattes Gegenteil die feinen Wesen mit den filigranen Körpern und Flügeln. Elfen und Feen.
    Schöne Gestalten, die im Gegensatz zu hässlichen Hexen standen.
    Das alles hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt. Sie kannte die Geschichten in- und auswendig, und auch Wesen wie Jamilla waren ihr nicht unbekannt. Jenny hatte nur noch nicht den richtigen Draht gefunden. Es fehlte noch etwas.
    Dann funkte es.
    Sie schrak leicht zusammen und erntete einen fragenden Blick.
    »Jetzt weiß ich, wer du bist!«
    »Oh, gratuliere. Wer bin ich denn?«
    »Eine Nymphe. Eine Wassernymphe. Eine, die im Wasser lebt, aber auch wieder nicht. Du bist keine Nixe und auch keine Elfe, sondern eine Nymphe.« Jenny wurde so aufgeregt, dass sie im Gesicht rot anlief.
    Dass sie Recht hatte, bekam sie sogar bestätigt, denn Jamilla nickte ihr leicht zu. »Ja, es stimmt. Du hast dich nicht geirrt. Ich bin eine Nymphe. Ich liebe das Wasser, aber ich mag

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