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1318 - DORIFER

Titel: 1318 - DORIFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht einmal wußte, wo die Schaltvorrichtungen für die manuelle Bedienung zu suchen waren.
    Eirene half ihm auch aus dieser Verlegenheit.
    „In bequemer Reichweite natürlich", sagte sie, als hätte sie in seinen Gedanken gelesen. „Hier zum Beispiel."
    Sie berührte eine Stelle der Wand links neben dem Schott. Ein Teil der Wandverkleidung glitt zur Seite. Ein einfaches Stellrad kam zum Vorschein. Es ließ sich mühelos drehen. Das Schott glitt auf. Die kleine Kammer faßte zwei Personen nur mit Mühe, aber Eirene ließ es sich nicht nehmen, das Innenschott ordnungsgemäß zu schließen. Noch wußten sie nicht mit ausreichender Genauigkeit, wie die Außenwelt beschaffen war. Die NARU hatte in den Minuten unmittelbar vor der Landung nur spärliche Daten geliefert. Die Beobachtung, daß die fremde Welt überaus erdähnlich sei und deswegen wohl eine atembare, gäoide Atmosphäre besitzen müsse, reichte allein für sich nicht aus.
    Sie schlössen die Helme. Eirene öffnete das Außenschott auf dieselbe Weise wie das innere. Grelles Sonnenlicht flutete ihnen entgegen. Der Syntron der Netzkombination warf erste Daten aus und blendete sie auf die Helminnenseite. Die Atmosphäre wurde als unbedingt atembar ausgewiesen. Eine vorläufige Analyse der Mikroorganismen-Bevölkerung ergab keine Gefahrenaspekte. Die Außentemperatur lag bei 43 Grad Celsius.
    Trotz der Enge in der kleinen Kammer zögerte Atlan noch eine Weile. Das Land vermittelte jetzt, da er es unmittelbar vor sich hatte, einen anderen Eindruck als zuvor. Die Wiesenflächen, die aus der Höhe saftig grün ausgesehen hatten, waren in Wirklichkeit grünbraun und halb verdorrt. Der Fluß führte wenig Wasser. Am Rand der Sandbank lag ein Tierkadaver. Das Tier besaß die Größe eines terranischen Rehs, hatte jedoch sechs Beine und gehörte, nach der schuppigen Haut und den Schwimmhäuten zwischen den krallenbewehrten Zehen zu schließen, einer reptilischamphibischen Spezies an. Aber das war es nicht, was den Arkoniden interessierte. Der Kadaver wirkte ausgetrocknet. Die Haut spannte sich über dem Skelett des Tieres. Es war an Wassermangel gestorben, buchstäblich verdorrt - wenige Meter von dem rettenden Rinnsal entfernt.
    Er aktivierte das Gravo-Pak. Das künstliche Schwerfeld, das sonst vom Ausgang der Schleuse hinunter zum Boden führte, existierte nicht mehr. Er würde untersuchen müssen, warum der NARU die Energie ausgegangen war.
    Langsam schwebte er nach unten. Eirene folgte ihm. Am Rand des Wassers setzten sie auf. Die Verständigung erfolgte über Helmfunk. Eirene wies in die Richtung, die Atlan willkürlich als Norden definiert hatte.
    „Die Berge kommen mir bekannt vor", sagte sie.
    Atlan erinnerte sich, daß sie eine ähnliche Bemerkung schon vor der Landung gemacht hatte.
    „Der Einschnitt dort, siehst du ihn?" fuhr sie fort. „Eine charakteristische Form, die man nicht vergißt. Nur bekam ich ihn damals von der anderen Seite zu sehen."
    „Wo sind wir also?" fragte Atlan.
    „Ich muß nachdenken...", murmelte Eirene.
    Er hörte ihre Antwort nicht mehr. Noch während der Frage hatte er sich umgewandt.
    Die NARU lag fünfzig Meter entfernt. Während er die Kapsel nachdenklich betrachtete, wurde er gewahr, wie ihre Umrisse verschwammen. Der Vorgang verlief mit beachtlicher Geschwindigkeit. Die Wandung des kleinen Raumschiffs wurde durchsichtig. Zehntelsekundenlang konnte der Arkonide die technische Einrichtung des Bugraums sehen; dann wurde auch sie transparent und verschwand. Das alles ging so schnell, daß er vor lauter Schreck nicht dazu kam, einen Laut von sich zu geben. Binnen einer Sekunde war die Kapsel vollständig verschwunden. Sie hatte sich vor seinen Augen in Nichts aufgelöst.
    Eirene blickte immer noch zu den Bergen hinüber. Atlan berührte sie an der Schulter. Noch immer war ihm die Zunge wie gelähmt. Nur zwei Worte brachte er hervor: „Die NARU ..."
    Eirene schien ihn nicht zu verstehen. Wie ein Blitz zuckte es über ihr hübsches Gesicht.
    „Jetzt weiß ich es!" rief sie aufgeregt. „Pailliar! Wir sind auf Pailliar!"
     
    *
     
    Ihre Entdeckung wäre wohl unter anderen Umständen eine Sensation gewesen.
    Wer hätte damit rechnen wollen: Pailliar, die Welt des Terraner-Tors am Rand der großen Kalmenzone von Siom-Som, im Innern des Kosmonukleotids?
    Aber das andere wog schwerer: Die Kapsel war verschwunden! Im ersten Augenblick war auch Eirene erschrocken. Das Schicksal der Netzgänger, die in DORIFERS unübersichtlichen

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