1318 - Terror am Totenbett
wäre er die Überschrift zu einem Zeitungsartikel. Äußerlich blieb ich zwar ruhig, aber in meinem Kopf drehten sich schon die Gedanken. Der Tag war noch nicht lang, und zum zweiten Mal wurde ich mit dem Verschwinden von Menschen konfrontiert. Das konnte es doch nicht sein. Oder doch?
»Woran denken Sie, John?«, fragte ich Sir James, dem mein Verhalten wohl aufgefallen war.
»Es kann sein, dass ich gleich darauf zurückkommen werde, wenn ich von Ihnen gehört habe, worum es geht.«
»Der Name, der über allem steht, heißt Sir Peter Wexley!«
Brrr! Das war es doch! Da schrillte die Sirene in meinem Kopf.
Plötzlich musste ich wieder an die Würfel denken, die das Schicksal geschleudert hatte. Und sie waren so gefallen, dass ich nicht an Zufall glauben wollte. Sir James gegenüber ließ ich mir nichts anmerken. Ich bekam ungefähr die gleiche Geschichte zu hören, die mir auch Claudia Anderson erzählt hatte.
»Sie haben sich aber eingesetzt – oder?«
Sir James nickte. »Ja, aber man hat nichts gefunden.«
»Wie viele Menschen aus dem Clan sind denn spurlos verschwunden?«
»Vier.«
Ich dachte an Claudias Aussage, die ihren Bruder vermisste, aber ich behielt dieses Wissen nicht zurück, sondern fragte, weil es mir auf dem Herzen brannte.
»Wie kann es denn sein, dass vier Personen verschwinden, ohne dass die andere Verwandtschaft etwas merke?«
»Das ist allerdings ein Problem, John. Es ist aber so. Es kommt mir alles sehr rätselhaft vor. Die Leute haben einen Anruf erhalten und sind dann verschwunden.«
»Und tauchten dann nicht wieder auf?«
»So lief es ab.«
»Wer hat sich an Sie gewandt?«
»Jemand aus dem Club, der ebenfalls zum Wexley-Clan gehört und gewissermaßen angeheiratet ist. Wir sprachen gestern darüber, und ich wurde um Hilfe gebeten. Allmählich bekommt es die Familie mit der Angst zu tun.«
»Verständlich.«
Sir James legte seine Hände zusammen und fixierte mich durch die Gläser seiner Brille. »Und deshalb möchte ich Sie bitten, John, dass Sie sich mal umschauen.«
Ich lächelte und rückte dann intervallweise mit der Sprache heraus. »Da rennen Sie bei mir offene Türen ein, Sir.«
»Wie das?«
»Ich habe durch Zufall eine Claudia Anderson kennen gelernt, die ihren Bruder vermisst…«
»Zufall, John?«
»Nein, Schicksal, denn jetzt glaube ich beim besten Willen nicht mehr an einen Zufall.«
»Bitte, erzählen Sie weiter.«
Das tat ich gern und sah, dass die Augen meines Chefs immer größer wurden. Er konnte es kaum fassen. Immer wieder schüttelte er den Kopf und meinte schließlich: »Da sind wir dann auf der richtigen Spur, John.«
»Das hoffe ich.«
»Aber erzählen Sie weiter.«
Viel gab es nicht mehr zu sagen. Ich hatte mir nur vorgenommen, auf der Spur dieser Frau zu bleiben, was Sir James sehr gut verstand und mir die entsprechende Rückendeckung gab.
»Und die Adresse wissen Sie auch?«
»Ja.«
»Wann fahren Sie?«
»Sofort.«
»Gut, sehr gut.« Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, das sah ich ihm an. Aber auch mich interessierte der Fall. Menschen verschwanden immer wieder, sehr viele in einem Jahr, doch dass mehrere aus einer Familie abtauchten, war schon ungewöhnlich.
Mein Gefühl sagte mir auch, dass mehr dahinter steckte. Ich ging jetzt sogar davon aus, dass es sich um einen Fall handelte, der mich und meinen Job betraf.
»Sie sprachen noch von einem weiteren Menschen, der nicht mehr aufgetaucht ist?«
»Das berichtete mir Claudia Anderson. Sie hat keinen Kontakt mehr zu ihrem Bruder bekommen.«
»Wir müssen also mit dem Schlimmsten rechnen, meinen Sie?«
»Leider.«
»Gut«, sagte Sir James. »Ich werde diese Information für mich behalten und noch keinen Alarm schlagen. Ich glaube nicht, dass sich das Verschwinden der Personen als harmlos herausstellt. Dagegen spricht einfach mein Gefühl.«
»Sicher, Sir.«
Als ich das Büro verließ, zeichnete kein Lächeln meinen Mund.
Der Fall war einfach zu ernst. Auch als ich das Büro betrat, hatte sich meine Mimik nicht verändert, was Glenda Perkins natürlich auffiel.
»Das sieht nicht gut aus.«
»Kannst du wohl sagen.«
Sie blieb auch weiterhin neugierig. »Und? Ist es eine private Sache des Alten gewesen?«
»Nein. Vielleicht war es das. Jetzt nicht mehr. Ab heute kümmere ich mich darum.«
»Ohne Suko?«
»Noch. Sollte ich Probleme bekommen, weiß ich, wo ich ihn finden kann.«
»Gut.« Glenda schaute mich an. Sie wollte sicherlich noch mehr Fragen stellen, aber sie sah
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