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1319 - Der Bote des schwarzen Tods

1319 - Der Bote des schwarzen Tods

Titel: 1319 - Der Bote des schwarzen Tods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gern gute Geschäfte. Dass dieser eiskalte Geselle jetzt allerdings die Hand nach ihm ausgestreckt hielt, das gefiel ihm weniger. Flavio McCormick fühlte sich in seinem eigenen Refugium nicht mehr sicher, und so etwas war ihm noch nie passiert.
    Er stellte den Apparat auf die Station und näherte sich dem großen Fenster. Es nahm praktisch eine Wand ein. So konnte jeder Besucher einen Ausblick in die Natur genießen. Auf die Terrasse, auf den Pool mit seinem blauen Wasser, das bei diesem Licht allerdings diese Farbe verloren hatte und leicht angeschmutzt aussah.
    Ein Elektromotor sorgte dafür, dass sich die Tür zur Seite schob.
    Flavio McCormick drückte auf einen Knopf. Er lauschte dem leisen Summen nach und schaute zu, wie sich die Tür zur Seite schob.
    Plötzlich dachte er wieder an seine Familie. An die Frau, die beiden Kinder.
    Das Blut schoss ihm in den Kopf. Was war, wenn sich nicht nur er in Gefahr befand, sondern auch Frau und Kinder unter der Kontrolle dieses Monstrums standen?
    »Verdammt«, flüsterte er und vergaß den Geschäftsmann. Er war jetzt ganz der Vater.
    Wieder der Griff zum Telefon. Judys Nummer war gespeichert.
    Er wusste zwar noch nicht, was er sagen sollte, aber es würde ihn schon beruhigen, wenn er ihre Stimme hörte.
    Sie meldete sich nicht. Dafür sein Sohn Patrick.
    »Hi, hier ist Dad.«
    »Au, lebst du auch noch?«, fragte der Zehnjährige.
    »Wie kommst du auf so eine Frage?«
    »Sagt Mum immer.«
    »Gib sie mir mal!«
    »Haha, kann ich nicht.«
    »Ist sie nicht da?«
    »Genau.«
    »Wo steckt sie denn?«
    »Mann… du willst auch alles wissen.«
    »Genau, das will ich. Denn ich bin euer Vater.«
    »Und ein Grabstein-Fuzzy.«
    »He, wer sagt das denn?«
    »Mum!«
    »Ach ja, hätte ich mir denken können.« McCormick grinste schief.
    »Jetzt sag mir, wo sie ist.«
    »Sie holt Maureen ab. Die ist auf einem Kindergeburtstag gewesen. Bei schönem Wetter wollte sie noch bleiben. Und das Wetter ist gut. Deshalb hockt sie noch bei den Leuten im Garten. Zufrieden?«
    »Schon.«
    »Soll sie anrufen, wenn sie kommt?«
    »Ich bitte darum. Sonst alles in Ordnung?« Er fragte es und wischte zugleich Schweiß von seiner Stirn.
    »Nicht alles.«
    »He, wieso das denn nicht?«
    »Ich brauche Geld von dir. Alle haben das neue Matrix-Spiel. Mum will es mir nicht kaufen. Sie hält es für Quatsch.«
    »Sag ihr, dass sie es dir kaufen soll. Ich gebe ihr das Geld dann wieder.«
    »Super. Mach ich doch glatt.«
    Zum ersten Mal seit längerer Zeit lächelte McCormick erleichtert.
    Trotzdem fragte er: »Alles in Ordnung bei euch?«
    »Klar. Die Wohnung ist stark. Aber ich vermisse den Wald schon. Wenn Ferien sind, komme ich.«
    »Kannst du gerne, Großer. Und jetzt schlaf schön.«
    »Ist mir noch zu früh.«
    »Das dachte ich mir. Trotzdem gute Nacht, Großer.«
    »Dir auch, Dad. Ich sage Mum dann Bescheid.«
    »Würde mich freuen.«
    Nach dem Gespräch fühlte sich Flavio McCormick erleichtert, auch wenn er sich von seinen eigentlichen Sorgen nicht befreit fühlte. Er wollte nur, dass seiner Familie nichts passierte. Mit den Problemen hier würde er schon zurechtkommen.
    Die Tür zum Garten stand noch immer offen. McCormick konnte seinen Sohn verstehen, wenn er vom Wald sprach, in dem er gern spielen würde. Am Ende des Grundstücks begann er. Ein Gebilde aus Fichten und Laubbäumen, das Flavio McCormick noch hinzugekauft hatte. Er wollte nicht, dass irgendjemand den Wald abholzte und dort Häuser baute. Wenn es einer tat, dann war er es.
    Bisher war das nicht nötig gewesen. Er kam mit seinem Grundstück gut zurecht. Für die Grabsteine war Platz genug.
    Er trat ins Freie. Gartenmöbel standen auf der Terrasse. Zwei Tische. Einer von ihnen war leer. Auf dem anderen stand ein Eiskübel. Die Eisstücke darin waren längst geschmolzen. Jetzt war der Kübel nur noch mit Wasser gefüllt.
    McCormick kannte die abendliche Stille. Er gehörte auch zu denen, die sie genossen. An diesem Abend war es anders. Nicht, weil sich die Dunkelheit noch zurückhielt, was auch noch eine Weile so bleiben würde, aber die Stille fand er nicht mehr freundlich, sondern unheilvoll.
    Er sah nichts Verdächtiges, doch er konnte sich vorstellen, dass in der Stille etwas lauerte und ihn nicht aus den Augen ließ.
    Wind wehte so gut wie nicht. Am Waldrand bewegte sich kein Blatt. Kein Zweig wippte. Auch wenn es abgedroschen erschien, es war die berühmte Ruhe vor dem Sturm, und das verband McCormick mit der Ankunft eines gewaltigen

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