132 - Die Seelenfänger
aus. „Sie ahnen nicht, daß ich ihnen auf den Fersen bin. Sie sind sich ihrer Sache so sicher, daß sie sich schon in ihrer Heimat sehen und ihre Sicherheit vernachlässigen. Ich lasse ihnen die Vorfreude und werde sie mir erst schnappen, wenn sie durch das Tor nach Malkuth gehen wollen. Alle acht - einen nach dem anderen!
Diesmal wird mir Olivaro nicht dreinpfuschen!"
Ohne es zu wollen, hatte ihr Trigemus alles gesagt, was sie wissen wollte. Offenbar ging er davon aus, daß sie ohnehin Bescheid wußte. Aber, daß es im Raume von Vigo ein Tor nach Malkuth gab, das war Coco neu. Und aus Trigemus' Worten war auch zu schließen, daß er von Olivaros Anwesenheit nichts wußte. Coco beglückwünschte sich nachträglich dazu, daß sie Olivaros, Namen nicht ausgeplaudert hatte.
„Ich will nur meinen Sohn", erklärte Coco. „Du kannst Skarabäus Toth ausrichten…"
Trigemus unterbrach sie durch schrilles Gelächter.
„Skarabäus Toth interessiert mich nicht", erklärte er dann abfällig. „Soll er als Baphomet sein eigenes Süppchen kochen. Soll ich dir etwas verraten, Coco? Ich weiß etwas, das dich interessieren dürfte. Aber zuerst möchte ich dein Wort, daß du und Hunter mir nicht in die Quere kommt."
„Ich kann dir mit ruhigem Gewissen versprechen, daß wir nichts mit den acht Janusköpfen vorhaben." Coco nannte ganz bewußt diese Zahl, weil sie Olivaro aus ihrem Versprechen ausklammern wollte. „Wir werden sie weder unterstützen, noch werden wir gegen sie vorgehen. Wir wollen nur Martin zurückhaben."
„Vielleicht stehen eure Chancen gar nicht so schlecht." Der Rattenpsycho kicherte. „Luguri hat Skarabäus Toth fallengelassen. Als Baphomet könnte er ihm nämlich zu mächtig werden. Wie gefällt dir das?"
„Es würde mir noch besser gefallen, wenn ich. wüßte, wo ich Baphomet finde", sagte Coco. Trigemus fauchte sie wütend an. „Soll ich ihn dir etwa auf dem Präsentierteller servieren? Verschwinde jetzt. Dein Anblick bereitet mir Übelkeit. Ich fürchte, ich kann meine hungrigen Tierchen ohnehin nicht lange mehr im Zaume halten…"
Coco hatte genug gehört. Sie machte, daß sie davon kam.
Sie waren in die Bucht hinausgefahren und zuerst zwischen Vigo und Cangas gekreuzt. Es war ein unfreundlicher Tag. Eine steife Brise jagte einem die Gänsehaut über den Rücken, und immer wieder war Nebel in Schwaden herangetrieben.
Auf Dorians Rat unterließen es die drei jungen Deutschen, an den von ihnen markierten Stellen zu tauchen. Sie sahen ein, daß es an diesem Tag nicht viel Sinn hatte, auf Schatzsuche zu gehen.
Dann sahen sie die tot auf dem Meer schwimmenden Fische. Sie zogen eine breite Spur bis zu den Cies-Inseln. Ein Fischkutter tauchte aus Richtung der der Bucht vorgelagerten Inseln auf, und sie hielten darauf zu.
Dorian gab Blinksignale, und als sie auf Höhe des Kutters waren, erkundigte sich Dorian nach dem Fischsterben.
„Der Fluch ist daran schuld", behauptete der Fischer. „Die toten Fische kündigen das Auftauchen des Geisterschiffes an. Besser ihr kehrt an Land zurück."
Dorian wurde nachdenklich, aber die jungen Männer lachten nur und scherzten darüber, daß Bernd nicht bei ihnen war.
Kurz darauf begegnete ihnen ein zweites Fischerboot. Sie fragten auch den stoppelbärtigen Alten am Ruder, und der hatte eine noch viel phantastischere Schauergeschichte für sie parat.
„Die Straße der toten Fische reicht bis zum Kap Finisterre hinauf. Der Leuchtturm von Finisterre signalisiert es, daß hier bald das Ende der Welt sein wird. Hier hört die bekannte Welt auf.
Finis terrae!"
Als das Fischerboot schon an ihrem Außenborder vorbei war, rief ihnen der Alte noch zu:
„Geht nicht unter Wasser. Dort wimmelt es von Riesenkraken und anderen Ungeheuern."
Gleich darauf tauchte das Fischerboot in eine Nebelbank ein. Ein Krachen war zu hören, als sei es auf ein Hindernis aufgelaufen. Sie hörten das zornige Fluchen des Alten, und Geräusche, die nach Kampflärm klangen, dann wurde es wieder still.
Als sie in die Nebelbank einfuhren, fanden sie eine vereinzelte Schiffsplanke treiben. Und da schwamm noch etwas… Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das Etwas als ein sieben Meter langer Fangarm eines Kraken. Er war am abgerissenen Ende so dick wie ein beleibter Mann.
„Das gibt es nicht!" entfuhr es Ernst Schweiger.
Plötzlich begann die Meeresoberfläche zu schäumen. Armlange Silberfische mit riesenhaften Raubtiergebissen stürzten sich auf den Krakenarm und hatten ihn
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