132 - Dr. Frankensteins unheimliches Labor
Drink zu erfrischen. Es wurde eifrig geredet. Petrellis
phantastische und unglaubliche Darbietungen waren das Hauptgesprächsthema. Die
Besucher machten sich Gedanken, wie er das wohl zustande brachte. Iwan
Kunaritschew ließ die Bar links liegen. Sein Weg führte ihn direkt zu den
Garderoberäumen hinter der Bühne. Großer Betrieb wie bei anderen Aufführungen
herrschte hier nicht Kulissenwechsel gab es keinen, so dass für den heutigen Abend
so gut wie keine Bühnenarbeiter benötigt wurden, außer dem Beleuchter und dem
Inspizienten. Vielleicht hatte Petrelli auch darum gebeten. den Mitarbeiterstab
so gering wie möglich zu halten, um hier hinten so viel wie möglich allein
wirken zu können. Illusionisten waren ein eigenes Völkchen. Sie ließen sich
nicht gern in die Karten schauen und brachten ihre eigenen Helfer mit.
Wie es jedoch schien, war dieser Petrelli aus
einem ganz besonderen Holz geschnitzt. X-RAY-7 bewegte seinen schweren Körper
auf Zehenspitzen und verharrte hinter der eisernen Treppe, die neben einer
weißgetünchten Wand spiralförmig in die Höhe auf den Schnürboden führte. Das
kleine Theater war mit allen technischen Raffinessen ausgestattet. Iwan war
überzeugt davon, dass es im Boden auch eine Versenkungsöffnung gab. Aber die
Art, wie Petrelli aufgetaucht war, ließ den Schluss zu, dass er eine ureigene
und rätselhafte Methode hatte.
Die Garderobe des Magiers war die vierte von
links. Die glatte Tür mit der Nummer 4 öffnete sich, und Iwan hielt sich
geduckt im Dunkeln hinter der Treppe. Petrellis schöne, reizende Assistentin
lief über den staubigen Boden und verschwand in Richtung Bühne. Das Girl hielt
einen Zylinder in der Hand, mit dem offensichtlich die Karten mit den Fragen
eingesammelt werden sollten. Kaum war die Assistentin verschwunden, eilte
Kunaritschew zur Tür und lauschte daran. Er hörte, dass dahinter eine Flasche
entkorkt wurde. Leise klirrte ein Glas. Dann war eine Stimme zu hören. „Zum
Wohl, mein lieber Petrelli! Es klappt alles vorzüglich! Darauf sollten wir
trinken ..."
Es war der Magier, der sprach. Er führte
Selbstgespräche.
„Auf mein oder Ihr Wohl. Na, dann Prost!
Trinken Sie einen mit? Oh, Pardon! Ich habe ganz vergessen, dass Sie das nicht
können... Aber machen Sie sich bitte keine Sorgen, mein lieber Freund ... Ah,
so wie Sie mich jetzt ansehen, ist das aber gar nicht nett. Sie würden mich
fressen, wenn Sie könnten, ich weiß, oder- zum Teufel wünschen! Nun, das wäre
mir schon wesentlich angenehmer, denn dort bin ich zu Hause ..."
Zwischen Iwans Augenbrauen entstand eine
steile Falte. Das hörte sich aber mit einem Mal ganz anders an als ein
Selbstgespräch. Petrelli unterhielt sich mit jemand, den er mit seinem eigenen
Namen ansprach!
„Ich mache meine Sache gut, mein lieber
Petrelli“, führ die Stimme hinter der Tür fort. „Sie brauchen keine Angst zu
haben. Das Publikum wird nicht enttäuscht sein. Ich werde Ihrem Namen alle Ehre
machen. Morgen stehen Sie dann wieder im Scheinwerferlicht. Und kein Mensch
wird je erfahren, was sich heute Nacht in London abgespielt hat. Sie werden es
wissen - aber nie in Ihrem Leben werden Sie es wagen, darüber zu sprechen. Wäre
doch auch dumm, nicht wahr? - Sie sollten mich nicht so böse ansehen. Mir
bricht das Herz.“ Das klang spöttisch, und das leise, triumphierende Lachen
danach untermalte dies noch. „Ich mache Sie berühmt. Was heute Nacht geschieht,
wird durch die Presse gehen. Sie sind ein hervorragender Illusionist, das muss
ich Ihnen bestätigen, mein lieber Petrelli.
Aber eben doch unvollkommen.
Taschenspielertricks, nichts weiter. Wirkliche Magie, das ist es, was Ihnen
fehlt. Und die kann nur ich Ihnen geben. Wenn Sie Menschen und Tiere auf
offener Bühne verschwinden lassen - ist das eine Vorspiegelung falscher
Tatsachen, um in Ihrem Jargon zu reden. Bei mir verschwinden sie wirklich. Wenn
Sie all das, was geschehen ist, morgen in der Zeitung lesen, werden Ihnen die
Augen aufgehen, und Sie werden begreifen, dass Sie so wie bisher nicht
weitermachen können. Sie sollten sich mit mir verbünden. Ich könnte Ihnen ein
guter Lehrmeister sein. Ich habe da ein Wort für Sie. Es heißt: Examonata.
Merken Sie es sich gut! Es ist wie ein Sesam-öffne-dich und wird Ihnen die Tür
zu meiner Welt öffnen. Wir beide schließen einen Vertrag, Partner zu gleichen
Teilen. Von dieser Stunde an gibt es für Ihre Zauberei keine Grenzen mehr, aber
gleichzeitig gehören Sie auch mir. Mit Leib und
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