132 - Dr. Frankensteins unheimliches Labor
Seele, Haut und Haaren. Ein
guter Tausch, wie ich meine ..."
Es trat eine kurze Pause ein. Das Klirren des
Glases war zu hören. Dann noch mal die Stimme: „Wir werden das Gespräch noch
fortsetzen. Nachher, wenn mein Auftritt beendet ist. Wir werden uns in dieser
Nacht das Hotelzimmer teilen. Ich muss gehen. Die Pause ist um.“
Iwan Kunaritschew huschte davon und
verschwand im Schatten hinter der Treppe. Die Tür zu Petrellis Garderobe wurde
geöffnet. Der Magier in dem schwarzroten Umhang und mit dem teuflischen
Aussehen tauchte auf. Er schloss die Tür hinter sich ab und ließ den Schlüssel
in einer der vielen Taschen seines Gewandes verschwinden. Dann eilte Petrelli
zur Bühne Die Scheinwerfer flammten wieder auf. der Vorhang öffnete sich leise
surrend, und Beifall erscholl.
Iwan blickte aufmerksam nach allen Seiten.
Der schmale Korridor vor den Garderobentüren lag menschenleer. X-RAY-7 brachte
es nicht fertig, sich in den Zuschauerraum zurückzubegeben. Mable würde ihn
vermissen. Aber er musste sie allein lassen. Er war hier auf einen Umstand
gestoßen, dem er auf den Grund gehen musste ...
Er benutzte den Universalschlüssel, den jeder
PSA-Agent stets bei sich trug. Mit leichtem Knacken schnappte der Riegel
zurück. Iwan drückte die Tür nur spaltbreit auf und zwängte sich durch die
Öffnung in den dunklen Raum. Er hätte es keine fünf Sekunden später tun dürfen,
denn zwei Männer tauchten am Ende des Korridors auf. Zwei Feuerwehrleute
machten ihre Runden. X-RAY-7 drückte schnell die Tür ins Schloss und lehnte
sich von innen dagegen. Er hielt den Atem an und hoffte, dass die beiden nichts
bemerkt hatten. Die Schritte näherten sich, entfernten sich dann aber wieder.
Iwan atmete auf. Ihn hatte niemand gesehen.
Anders wäre es ihm unangenehm gewesen. Der Raum war stockfinster, und der
russische PSA-Agent schaltete Licht an. Die Garderobe war geräumig,
wahrscheinlich die größte, die es im Haus gab. Gleich links befand sich der
Schminktisch. Darüber ein zwei Meter langer Spiegel und auf der schmalen
Abstellfläche davor allerlei Fläschchen, Tuben, Gläser und Schminkutensilien.
Eine bequeme Couch diente zum Ausruhen, ein flacher Tisch, zwei Sessel und ein
Telefon vervollständigten die Einrichtung. Auf der Ablage vor dem Spiegel
standen eine angebrochene Whisky-Flasche und das benutzte Glas.
Der Raum war durch einen Vorhang in der Mitte
abgetrennt, die beiden Hälften waren zusammengezogen. Iwan schob sie
auseinander. Dahinter stand ein Schrankkoffer. Er war geschlossen. Ohne eine
Sekunde zu zögern, öffnete Kunaritschew die beiden Schnappschlösser. In
kauernder Stellung, eingezwängt in den engen, dunklen Koffer, befand sich ein
Mann. Das Gesicht war dem fremden Besucher zugewandt. Der Mann war nicht
gefesselt, hielt mit beiden Händen die angezogenen Knie umschlungen und starrte
mit großen Augen auf den unerwarteten Besucher. X-RAY-7 blickte in das Antlitz
eines verängstigten Menschen. Der Mann trug nur Unterwäsche und war weiß wie
Kalk. Braun-grüne Augen, schütteres Haar und entzündete Augenränder, die kaum
mit Wimpern bewachsen waren, rundeten sein Erscheinungsbild ab. Iwan ging in
die Hocke und streckte dem Mann im Schrankkoffer beide Hände entgegen.
„Kommen Sie, Towarischtsch! Ich helfe Ihnen.
Dem Burschen, der Sie da auf Eis gelegt hat, schlagen wir ein Schnippchen ...“
Der Blasse rührte sich nicht. Seine Lippen
bewegten sich nicht, nicht mal der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich.
Der Unglückliche war völlig steif. Versteinert!
Iwan griff nach einer kleinen, weichen
Ledertasche, die danebenlag, und öffnete sie. Dabei beobachtete er den
Gesichtsausdruck des anderen. Nichts veränderte sich ... auch dann nicht, als
er die schwarzhaarige Perücke herauszog, die aus ganz dichtem, kurzem Haar
bestand und an eine Kappe erinnerte, die spitz in die Stirn zeigte, wenn man
sie aufsetzte. Falsche Augenbrauen und -wimpern lagen in der Tasche und Teile
eines weichen, geformten Materials, das klebrig war und ein Gesicht darstellte.
Das Gesicht des Magiers Petrelli jenes Mannes, der draußen auf der Bühne stand
und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss! X-RAY-7 und die Blicke des
Reglosen begegneten sich. Iwan wusste, dass der andere alles mitbekam, dass er
hörte und sah.
„Ich weiß, wer Sie sind, Towarischtsch! Ihr
wahres Gesicht verbergen Sie hinter dieser Maske ... Sie sind der echte
Petrelli. Aber so kennt Sie niemand! Sie treten mit teuflischer
Weitere Kostenlose Bücher