132 - Höllenfieber
schrecklichen Falle für unschuldige, ahnungslose Menschen werden.
Wir würden ihnen antun, was Coxquat uns befahl, denn einen eigenen Willen würden wir nicht mehr haben.
Sollte ich das erwidern? Ich wandte den Kopf und musterte die junge, hübsche Zahnärztin. Sie hätte schon wieder in Denver sein müssen, doch sie kam von hier nicht weg.
Noel Bannister trat zu uns ans Fenster. »Für mich war Longpoint bisher ein Ort des absoluten Friedens. Hier konnte ich abschalten, mich erholen, einfach nur Mensch sein, ohne an den Job zu denken… Ich kannte die Legende des Schamanen zwar, aber ich maß ihr keine Bedeutung bei. Nie hätte ich gedacht, daß Coxquat eines Tages zurückkehren würde.«
»Aber es war zu erwarten«, sagte Jack Merrick ernst. »Wir wußten nur nicht, wann es dazu kommen würde.«
»Stehen bereits Menschen unter Coxquats Einfluß?« fragte ich.
»Das ist zu befürchten, aber wir wissen es nicht«, antwortete Noel Bannister bedrückt. »Sie verändern sich nicht, bleiben nach außen hin, wie sie waren. Coxquat krempelt nur ihr Inneres um. Wenn es sichtbar wird, kann es schon zu spät sein,«
»Coxquat braucht Helfer«, sagte Jack Merrick. »Er ist sich zu gut dazu, sein Haus selbst zu bauen, das müssen andere für ihn tun.«
Ich nahm wieder einen Schluck vom kalten Bourbon, ließ das edle Getränk kurz im Mund kreisen, bevor ich es schluckte, damit mein Geschmackssinn mehr davon hatte.
»Eigenartig, daß man mit dem Bau noch nicht angefangen hat«, sagte ich. »Sollte Coxquat nicht daran liegen, das Haus so rasch wie möglich fertigzustellen?«
»Es wird bereits gearbeitet«, behauptete Noel Bannister.
»Ich sehe nur alte Steine.«
Noel nickte. »Das ist das, was du siehst.«
»Drück dich klarer aus«, verlangte ich.
»Was du siehst, ist nicht.«
Ich musterte ihn argwöhnisch.
»Sieh mich nicht so an, als würdest du an meinem Verstand zweifeln«, sagte Noel Bannister. »Jack und ich waren in der Nähe des Dämonenhauses.«
»Und?« fragte ich gespannt.
»Es wird gearbeitet«, berichtete Jack Merrick. »Wir haben die Arbeitsgeräusche gehört, Tony.«
»Und gesehen habt ihr nichts?«
»Gesehen haben wir dasselbe wie du jetzt«, erklärte Noel Bannister. »Uralte Mauerfragmente - und keine Menschenseele in der Nähe. Aber ich schwöre dir, es waren Menschen da. Wir konnten sie nur nicht sehen.«
»Wie erklärst du dir das?« fragte ich. »Sollte Coxquat die Menschen unsichtbar gemacht haben, hättet ihr etwas vom Baufortschritt mitbekommen müssen. Wenn gearbeitet wird, muß das Haus zwangsläufig wachsen. Ich denke, das ist nicht geschehen.«
»Ich hatte länger Zeit als du, eine Erklärung für dieses Phänomen zu finden«, sagte Noel Bannister, »und mir kam da eine ganz gute Idee, wie ich finde.«
»Laß sie mal hören, die gute Idee«, forderte ich meinen amerikanischen Freund auf.
»Coxquat ist ein Dämon. Er kann sich höllischer Kräfte bedienen, kann Dinge tun, die vielleicht sogar unsere Vorstellungskraft übersteigen…«
»Mach keine Reklame für ihn.«
»Angenommen, er schuf eine magische Glocke, auf der er uns ein Bild zeigt. Er projiziert das Dämonenhaus so auf die Glockenwand, wie es ausgesehen hat, bevor er nach Longpoint zurückkehrte. Das sehen wir. Und die Wirklichkeit - für uns unsichtbar -befindet sich dahinter, verstehst du?«
»Ich fange an, deine verschlungenen Gedankengänge zu begreifen«, antwortete ich.
»Wir sehen ein Bild des Friedens, brauchen uns nicht zu beunruhigen. Es ist alles in bester Ordnung«, sagte Noel Bannister. »Das will uns jedenfalls Coxquat weismachen. Aber hinter dem harmlosen Bild wird emsig gearbeitet. Von wie vielen Menschen, das entzieht sich noch unserer Kenntnis, aber es ist zu befürchten, daß es von Tag zu Tag mehr werden.«
»Man müßte versuchen, einen Blick hinter diese magische Wand zu werfen.«
»Ich hatte gehofft, daß du das sagst, Tony. Selbstverständlich bin ich dabei. Irgend jemand muß schließlich auf dich aufpassen, damit dir nichts zustößt.«
»Ich bin ehrlich froh, einen Schutzengel wie dich zu haben«, erwiderte ich und leerte mein Glas.
Jack Merrick erwähnte die Viehauktion.
»Unter den derzeitigen Umständen darf sie nicht stattfinden«, sagte Noel Bannister.
»Wenn du das unserem Bürgermeister sagst, kannst du ihn mit Essig waschen«, bemerkte Merrick. »Ganz Longpoint lebt von dieser Veranstaltung. Monatelange Vorbereitungen sind nötig, damit sie reibungslos abläuft. Die
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