132 - Höllenfieber
Einnahmen füllen die Gemeindekasse. Longpoint braucht dieses Geld. Das und noch mehr wirst du von Hal Carradine zu hören bekommen, wenn du mit ihm redest.«
»Er wird die Auktion dennoch absagen müssen«, erwiderte Noel Bannister düster.
Ich stellte mein Glas auf einen kleinen Tisch. Penny Dillon sah mich fragend und unsicher an. Wahrscheinlich hatte ihr Noel Bannister von mir Wunderdinge erzählt.
Er tat das gern, und mir oblag es dann, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen. Ich begab mich zu ihr. »Sie machen sich Sorgen, Penny, ich sehe es Ihnen an.«
»Ich war dabei, als der Höllenhund Bill Johnson tötete«, sagte die junge Zahnärztin mit belegter Stimme. »Es war grauenvoll. Ich hatte bis dahin keine… Beziehung zu solchen Dingen. Wissen Sie, was ich meine? Der Teufel, Dämonen, die Hölle…das waren für mich abstrakte Begriffe, mit denen ich mich nicht auseinandersetzte. Und plötzlich werde ich damit konfrontiert. Es ging so schnell, daß ich es immer noch nicht verdaut habe. Glauben Sie, daß Sie Longpoint von dieser schrecklichen Höllenplage befreien können, Tony?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich muß mich erst besser mit der Situation vertraut machen«, antwortete ich aufrichtig. Ich wollte Penny keine falschen Hoffnungen machen.
»Wissen Sie, was ich nicht begreife?« sagte die Zahnärztin. »Daß jemand ständig mit diesen grauenvollen Dingen zu tun hat und immer noch am Leben ist. Noel Bannister sprach in den höchsten Tönen von Ihnen.«
Ich winkte ab. »Noel übertreibt gern. Diese Vorschußlorbeeren muß ich mir erst verdienen.«
»Wie kann ein Mensch der Hölle den Kampf ansagen - und siegen, Tony?« frage Penny. Ich hörte Bewunderung aus ihrer Stimme.
»Nun, zunächst einmal braucht man starke Waffen. Die Schwarzblütler sind nicht unbesiegbar. Aber man muß wissen, wo sie ihre Schwachstelle haben. Diese zu erkennen, bringt eine jahrelange Erfahrung mit sich. Und der Rest des Erfolgsrezepts ist Glück. Wenn es mich eines Tages verläßt, muß ich meinen Job an den Nagel hängen.«
»Sie müssen ein sehr mutiger Mensch sein.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es geht.«
»Haben Sie denn niemals Angst?«
»Doch.«
»Trotzdem stürzen Sie sich immer wieder in solche Abenteuer, ohne vorhersehen zu können, wie sie ausgehen?«
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, sagte ich dünn lächelnd.
Noel Bannisters Unterbrechung kam mir gelegen: »Wir wollen zum Bürgermeister gehen, Tony. Kommst du mit?«
»Klar«, antwortete ich. »Vielleicht kann ich bei der Gelegenheit gleich eine Beschwerde über seine Tochter anbringen.«
»Wenn Sie Hal Carradine bei Laune halten wollen, dürfen Sie sich nicht schlecht über Melinda äußern«, riet mir Jack Merrick. Er begab sich zu seiner Freundin und küßte sie. »Ich bin bald wieder bei dir«, sagte er. »Laß inzwischen niemanden ein, egal, wer es ist.« Vorsicht war wirklich angeraten. Niemand konnte wissen, was Coxquat als nächstes in den Sinn kam.
***
Hal Carradine war ein dicker Mann mit erstaunlich weichen Zügen. Melinda hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihm. Ich sah sie wieder, und ihre Augen blitzten mich feindselig an.
Als ob ich den Beinah-Unfall im Wald verschuldet hätte. Ich begrüßte sie übertrieben freundlich, als würde ich mich wahnsinnig über dieses Wiedersehen freuen.
Der Bürgermeister sah seine Tochter überrascht an und wollte wissen, woher sie mich kannte.
»Sie hat es Ihnen nicht erzählt?« fragte ich erstaunt.
»Ich hielt es nicht für wichtig«, sagte Melinda schnippisch.
»Was hätte sie mir denn erzählen sollen?« wollte Hal Carradine wissen. Sein Blick pendelte zwischen seiner Tochter und mir fragend hin und her.
Ich winkte lässig ab. »Ach, lassen wir’s. Ich gehöre nicht zu denen, die andere verpetzen, wenn sie mal einen Fehler gemacht haben.«
»Einen Fehler?« fragte Carradine sofort. »Was für einen Fehler hat meine Tochter denn begangen?«
»Was ist schon ein Beinah-Unfall? Nicht der Rede wert, Sir.«
»Also, jetzt will ich endlich wissen, was passiert ist!« verlangte der Bürgermeister etwas lauter. Er schaute dabei seine Tochter an. »Ich möchte Einzelheiten hören. Mit Andeutungen weiß ich nichts anzufangen. Melinda, würdest du mir bitte erklären…«
»Konnten Sie nicht Ihren Mund halten?« fuhr mich das Mädchen zornig an.
Ich grinste. »Ich wasche meine Hände in Unschuld, Melinda. Ich habe weder etwas gesagt noch getan.«
»Melinda!« sagte der
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