1320 - Tostan der Spieler
Das ist ganz und gar erstaunlich. So wichtige Anlagen sichert man doch gegen Druckverluste ab."
„Darüber reden wir später. Wie sieht es aus?"
„Klein, aber sehr fein, herrlich fein", teilte Posy mit. nEs ist alles unversehrt. Keine Roboter, keine stationäre Abwehr."
„Wozu auch", sprach Tostan sinnend vor sich hin. „Dort hantieren Händler mit riesigen Warenbergen.
Dazu brauchen sie leicht erreichbare Gerätschaften. Deswegen ist auch keine Schleuse vorhanden. Beim eiligen Geschäft wartet man nicht gern, bis sich jedesmal zwei Tore bewegt haben. Gut, Gürkchen, wir kommen. Wie sind die Innenraumtemperaturen?"
„Sie gehen auf Normalwert zurück. Eine Klimastation ist angelaufen. Kann ich den schrecklichen Druckhelm öffnen? Er drückt mich ganz und überall." Der Reaktor war klein, hochwertig und arbeitete nach dem Prinzip des gepulsten Protonenstrahls. Ähnliche Konstruktionen hatten die Terraner mit ihren Schwarzschildreaktoren verwirklicht.
Die Leistung war am Verbrauch des Hypersenders orientiert, konnte jedoch kurzfristig auf den doppelten Wert gesteigert werden, falls die Verladegeräte überdurchschnittliche Arbeitsenergie anforderten. Die Auslegung wirkte wohlüberlegt und erstklassig wie alles auf diesem Schiff.
Die Betriebsschaltungen waren rein positronisch und daher zuverlässig.
Der Hyperfunksender, sicherlich der Lebensnerv des galaktischen Handels, stand in einem durch eine transparente Panzerwand abgeteilten Nebenraum. Die Hochstrom-Leitungsfelder, die den Reaktor mit dem Sender verbanden, hätten auf einem terranischen Schiff älterer Bauweise installiert sein können.
Auch das war solide.
Der wuchtige Wandler, der Normalenergien in Nutzungs-Hyperhochfrequenzen umzuformen hatte, war das voluminöseste Gerät im Senderraum. Auch das war normal und Tostan vertraut. Hinsichtlich zweckgebundener Verladungsschaltungen schienen die Konstrukteure des Raumfahrzeugs bewußt auf Hochtechnologien verzichtet zu haben. An anderen Schaltstellen des Raumschiffs waren sie mit Sicherheit zu finden.
Die Bildschirmgalerie hätte sich ebenfalls auf einem Terraschiff befinden können. Sie war von Posy zuerst eingeschaltet worden. Sie zeigte alle von den Mamositu benutzten Räumlichkeiten und eine Anzahl anderer Schiffssektoren, die zu begutachten sich im Augenblick nicht lohnte.
Posy und Tostan schalteten so traumhaft sicher, als hätten sie nie andere Geräte bedient. Jetzt wurde dem Terraner endgültig klar, daß man ihn in diese Technik eingewiesen hatte. Anders war es nicht zu erklären. Über das Warum und Wozu verweigerte sein Gedächtnis die Auskunft. nlrgendwie und irgendwann müssen wir hier einmal willkommen gewesen sein, Gürkchen", hatte Tostan behauptet. „Wir erlernten mindestens eine fremde Sprache und den Umgang mit fremden Technologien, die sich im Grundsatz nicht sonderlich von unseren unterscheiden, Und nun justiere die Bilderfassung um." Posy hatte es getan. Der Erfolg war überwältigend - hatte Tostan gedacht!
Nun stand er noch immer vor der Bildschirmgalerie und bemühte sich verzweifelt, unter den sporadischen Lichtklecksen auch nur eine bekannte Form zu entdecken. Er wartete lange, bis er endlich monoton mitteilte: „Kleiner Freund, wir sind im intergalaktischen Raum. Von den Galaxien, die hier zu sehen sind, kenne ich keine einzige. Sag mir, Kleines: Wo sind wir?"
Posys Gesichtchen drückte seine Stimmung aus. „Ich möchte weinen, großer Freund", bemerkte er kläglich. „Keine von diesen ist M33, wo unser Unfall erfolgte. Was nun?" Tostan setzte sich auf einen Drehsessel, der nicht für seinen Körper konstruiert worden war. Der Erste Profit-Kalkulator ruhte bequemer.
Er war feinfühlig genug, kein Wort zu sagen. Der Tod seiner Gefährten schien ihn doch mehr zu belasten, als er zugeben wollte. Posy schaltete die Passivortung ein. Sie empfing normalerweise Schwingungen, die von anderen Stationen oder Körpern ausgesandt wurden. Außer einem Tosen und Krachen war nichts zu vernehmen. Damit war die eventuelle Einpeilung eines Metagravschiffs oder einer im Funkverkehr stehenden Station unterbunden. Tostan schaute sich das Panorama nochmals genau an. Als sein genmoduliertes Speichergehirn keine Daten lieferte, gab er es auf. „Partner Kalkulator, schließe die Eingangstür. Wenn möglich ohne Überraschungen. Ich möchte abgeschirmt sein. Posy ..."
Der Swoon befolgte den Wink. Überrascht schaute er auf eine weiße Folie, die ihm Tostan unter die winzige Nase hielt.
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