1324 - Der Angriff
perfektes Versteck, das für ihn bereits vorbereitet worden war. Er musste sich um nichts kümmern. Er fand hier ideale Bedingungen vor. Es musste ihm nur gelingen, die ehemaligen Bewohner zu vertreiben oder zu töten, wie es in seinem Fall besser passte.
Justine Cavallo hatte bereits erlebt, wie es seine Helfer anstellten, hier die Herren zu werden. Sie schnappten sich die Blutsauger und rissen ihnen kurzerhand die Haut vom Leibe. Dann würden sie ihnen die Knochen brechen und die Reste irgendwo hinschleudern.
Auch vor den Blutzähnen der beiden Vampire brauchte er sich nicht zu fürchten. Bei ihm gab es kein Fleisch, es gab keine Haut, auch keine Adern, in denen das Blut fließen würde. Er bestand aus dunklen Knochen, das war alles.
Mallmann bemerkte Justines Blick von der Seite her. »Und? Hast du einen Ausweg gefunden?«
»Ja und nein.«
»Sag ihn mir!«, forderte sie.
»Kampf. Es gibt keinen anderen Weg. Die Richtung heißt Kampf und auch Taktik. Wir werden uns nicht kampflos ergeben und ihm diese Welt auch nicht kampflos überlassen. Du hast es vorgemacht. Du hast einen seiner Helfer zerrissen. Genauso werden wir es auch halten, wenn wir angegriffen werden, das sage ich dir.«
»Einverstanden.«
»Nur er ist das Problem.«
Justine streckte ihren Arm aus. »Nimm dich vor seiner Sense in Acht. Er kann sie perfekt führen. Er ist ein wahrer Meister in der Handhabung dieser Waffe.«
»Ja, das weiß ich.«
Sie schwiegen. Es war alles gesagt worden. Zwar hätten sie ihre Helfer noch alarmieren können, das ließen sie jedoch bleiben. Wenn die Eindringlinge kamen, wussten sie genau, was sie zu tun hatten.
Dann würden sie versuchen, an deren Blut heranzukommen, wobei sich die Frage stellte, ob es tatsächlich Blut war, das ihnen schmeckte.
Noch tat sich in dem Tor nichts. Die Szene war erstarrt. Sie glich jetzt einem schaurigen Bild, bei dem besonders deutlich der Hintergrund hervortrat.
Der Schwarze Tod sah keinen Grund, sich zu bewegen. Er war jemand, der sein Erscheinen auskostete. Mit keinem Wort und mit keiner Geste gab er bekannt, was er vorhatte.
Auch Dracula II und Justine Cavallo redeten nicht mehr. Sie blieben still, hielten sich zurück und warteten darauf, dass die andere Seite die Initiative ergriff.
»Er lässt uns schmoren«, flüsterte Justine.
»Ich weiß.«
»Bewusst?«
Mallmann hob die Schultern. »Kann sein, er wartet darauf, dass wir ihn angreifen.«
Die blonde Bestie lachte leise. »Da hat er sich geschnitten. Er will was von uns, nicht wir von ihm.« Sie konzentrierte sich auf das monströse schwarze Skelett und suchte nach einer Schwachstelle.
Nein, da war nichts zu sehen. Es gab nichts. Das schwarze Riesenskelett war perfekt, ebenso wie seine Sense, die schon so viele Gegner vernichtet hatte.
Der Schwarze Tod besaß Feinde. Auch unter den Menschen. Da stand John Sinclair an erster Stelle. Als der Cavallo dieser Name einfiel, begann sie sich zu ärgern.
Okay, sie passten nicht zusammen. Sie waren Todfeinde. Beiden war es bisher nicht gelungen, sich gegenseitig auszuschalten. Justine hatte immer versucht, sich in der normalen Welt etwas aufzubauen. Ein zweites Standbein, eine Welt, in der sie sich zurückziehen konnte, zusammen mit zahlreichen Gleichgesinnten, die, von ihr angesteckt, hinter dem Blut der Menschen her waren. Das wäre das perfekte Pendant zu der Vampirwelt geworden.
Es hatte bisher nur in Ansätzen geklappt, denn immer wieder war ihr John Sinclair in die Quere gekommen. Als Niederlagen wollte sie sich diese Auseinandersetzungen nicht eingestehen, eher als Patt.
Dann jedoch hatte sich einiges verändert. Der Schwarze Tod war zurückgekehrt. Justine Cavallo und Will Mallmann hatten versucht, den Geisterjäger auf ihre Seite zu ziehen. Sie wollten die Zusammenarbeit, aber Sinclair hatte sich stur gestellt. Er spielte nicht mit, obwohl der Schwarze Tod auch ihn auf seiner Liste hatte.
Schließlich war er es gewesen, der ihn mit dem silbernen Bumerang vernichtet hatte. Jetzt konnte er darauf nicht mehr stolz sein, denn die Karten waren wieder neu gemischt worden. Es kam darauf an, wer die Trümpfe in den Händen hielt. Wie es aussah, besaß der Schwarze Tod die besseren. Die blonde Bestie war ehrlich genug, dies zuzugeben.
Sie strich einige Strähnen aus ihrer Stirn, bevor sie Mallmann wieder ansprach.
»Wenn sie angreifen, sollten wir hier nicht in der Hütte bleiben. Ich denke, dass wir Platz brauchen. Und der ist hier leider sehr begrenzt. Ist das auch
Weitere Kostenlose Bücher