Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1325 - Der Tod eines Kriegers

Titel: 1325 - Der Tod eines Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vom oberen Rand der Videofläche verschwunden war, stand Notkus Kantor der Schweiß auf der Stirn, und Enza hatte einen verwirrten, trancehaften Blick, als sei sie weit fort gewesen und müsse erst allmählich wieder in die Wirklichkeit zurückfinden. „Phantastisch", hauchte Notkus. „Ist das alles?" wollte Waylon Javier wissen.
    Notkus schüttelte den Kopf, noch immer benommen. „Nein, nicht alles", sagte er. „Ein bißchen Arbeit bleibt uns noch. Aber im Grunde ist das Geheimnis des Enerpsi-Antriebs ..."
    „So meine ich das nicht", unterbrach ihn Javier. „Kommt da noch was, oder hat er uns .wirklich nur seine Formeln hinterlassen?"
    „Ich ... ich weiß nicht", stotterte Notkus. „Die Datei läuft noch, aber es sind nur noch Leerstellen drin."
    Das brausende, dröhnende Gelächter kam so unerwartet, daß Tirzo einen schrillen Schreckensruf von sich gab. Und auch Sid Avarit spürte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Der Lacher war unsichtbar, aber sein Lachen so real, daß die Wände zitterten und zwei Gläser, die auf einem Seitentisch standen, leise klirrten.
    Waylon Javier hatte unwillkürlich den Kopf in den Nacken gelegt und sah in die Höhe, als müsse dort des Rätsels Lösung zu finden sein. Galbraith Deighton hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Man sah ihm an, daß ihm das dröhnende Gelächter unangenehm war. Notkus und Enza stand die Ratlosigkeit auf den Gesichtern geschrieben, Eine halbe Minute hielt das Lachen an. Dann brach es abrupt ab, und der Lacher begann zu sprechen. „So! Genügt es euch nicht, was ich euch hinterlassen habe? Wollt ihr auch noch eine Botschaft von mir? Ein Farewell unter Freunden? Oh, ihr Kleingläubigen! Oh, ihr Blinden! Monatelang war ich unter euch, und doch hat keiner geahnt, wer ich bin. Außer Julian Tifflor vielleicht. Der hat sich wenigstens über meinen Namen Gedanken gemacht."
    „Wanderer", flüsterte Sid Avarit. „Richtig: Wanderer", wiederholte die kräftige Stimme des Unsichtbaren. „Keiner von euch hat sie je gesehen, jene wundersame Welt, die in Wirklichkeit eine Scheibe unter einer Energieglocke war. Dazu seid ihr zu jung -wenigstens ihr, die ihr dort vor meinem Syntron steht. Aber ihr wußtet aus der Überlieferung, was Wanderer war, und ihr hättet euch Gedanken machen können."
    Wie ein Seufzer zog es durch den Raum. „Ach, manchmal frage ich mich, ob meine Sympathie an euch nicht verschwendet ist. Wie begriffsstutzig seid ihr doch! Im Tschomolungma-Gebiet war ich und gleichzeitig an Bord der BASIS. Im Feresh Tovaar siebenhundertdrei half ich aus, und doch war ich keine Sekunde vom Großen Bruder abwesend. Ein paar Kilogramm Paratau kamen euch abhanden. Ich brauchte es, um Elsande Grel und Sid Avarit zu helfen. Der eine oder andere unter euch hatte mich im Verdacht, der Dieb zu sein. Ich bin eben doch eine zu merkwürdige Gestalt. Aber auf den richtigen Gedanken kam keiner."
    „ES", sagte Waylon Javier. „Freilich, wer sonst? Du glaubst mir wohl, daß ich an mehreren Orten gleichzeitig sein kann - zumal es sich bei den Gestalten des Peregrin nur um pseudomaterielle Projektionen handelte."
    „Wo bist du jetzt?" fragte Notkus Kantor zaghaft. „Höre, mein Sohn", antwortete die Stimme in tadelndem Tonfall, „stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Du bist intelligenter, als daß du so dumme Fragen stellen müßtest. Was kümmert es dich, wo ich bin? Du fändest mich doch nicht, selbst wenn ich es dir sagte."
    „Warum hast du dich zurückgezogen?" wollte Galbraith Deighton wissen. „Weil meine Aufgabe getan war. Es hat einmal geheißen, jetzt, da die Galaktiker sich von den Kosmokraten gelöst hätten, um ihren eigenen Weg der Weiterentwicklung zu gehen, müsse auch ES seine Hand von ihnen abziehen.
    Nun, wer das glaubt, der kennt den Alten von Wanderer schlecht, und wer meint, diesen Ausspruch von mir selbst gehört zu haben, der hat sich verhört.
    Ihr seid meine Kinder. Ihr versteht nicht immer, auf welche Weise ich für euch sorge. Manchmal fühlt ihr euch im Stich gelassen. Manchmal verzweifelt ihr an meiner Art zu handeln - oder auch auf Handlung zu verzichten. Aber ihr seid trotzdem meine Kinder, Halberwachsene, die lernen müssen, ihren eigenen Weg zu gehen.
    Seit sechzehn Jahren müht ihr euch, das Geheimnis des Enerpsi-Antriebs zu verstehen. Das Neue reizte euch. Ihr wolltet auch Raumschiffe besitzen, mit denen man die Geschwindigkeit des Lichts bis ums Milliardenfache übertreffen kann. Aber es lag

Weitere Kostenlose Bücher