1326 - Kampf um die Vampirwelt
hinter den feindlichen Linien.
Sheila hatte die Lippen zusammengepresst. Die Angst überfiel sie. Sie hatte in all den Jahren schon viel erlebt, aber nie einen so geballten Angriff auf das gesamte Sinclair-Team, zu dem sie sich ebenfalls zählte.
John war weg.
Ob er noch lebte, wusste sie nicht. Wenn sie sich vorstellte, dass er gegen den Schwarzen Tod kämpfte, dann konnte er einfach nur verlieren. Das sonst so mächtige Kreuz würde bei ihm versagen, und wer sollte ihm dann helfen?
Mallmann? Fast hätte sie gelacht. Die Cavallo? Auch sie war nicht stark genug.
In Sheila breitete sich so etwas wie eine Endzeitstimmung aus.
Zugleich merkte sie auch ihre Nervosität. Es war das verdammte Kribbeln in den Adern, das…
Etwas explodierte in ihrer Nähe!
Sheila riss den Kopf nach rechts – und sah die Feuerwand, die sich in den dunklen Himmel erhob. Zugleich raste eine Druckwelle auf sie zu, die sie erfasste wie der Wind ein loses Blatt und durch die Luft wirbelte…
***
Ich glaubte nicht daran, dass ein Skelett grinsen kann, doch als ich in den Spiegel schaute, kam es mir so vor. Das Knochengesicht des Schwarzen Tods schien sich zu verziehen. Es war plötzlich weich geworden, wie aus dickem Gummi bestehend. Und dieses Grinsen zeigte mir außerdem, dass er seinen Triumph auskostete. Er wusste, dass wir in dieser Zeitspanne aufs Abstellgleis geschoben worden waren, aber von seinen fliegenden Killern durch das offene Dach unter Kontrolle gehalten wurden.
Er wollte ihn nicht als Tunnel benutzen. Dieser Spiegel, der zugleich ein transzendentales Tor war, musste zerstört werden. Wenn das tatsächlich passierte, war der Vampirwelt ein wichtiger Funktionsträger genommen worden.
Er besaß die Waffe!
Er schwang sie geschmeidig und auch recht langsam. Er schlug damit Bögen, und er traf auch ein Ziel. Es war die Rückseite des Spiegels, die für mich als Mensch nicht existent war, für ihn schon, denn ich bekam genau mit, wo die verdammte Sense traf, denn dort entstanden vor meinen Augen die Risse.
Plötzlich hatte sich der Spiegel materialisiert. Das musste einfach der Fall gewesen sein. Es gab für mich keine andere Erklärung, als ich die Risse sah.
Das gleiche Bild bekam auch Justine Cavallo präsentiert. Ich hörte sie schreien. Es war die Wut und der Hass. Beides kam bei ihr zusammen. Zudem gehörte sie nicht zu den dummen Personen. Sie war kein Mensch, aber sie dachte und handelte so.
Ich wusste nicht, was ich gegen diese Angriffe unternehmen sollte. Justine jedoch war nicht zu halten. Sie beließ es nicht bei ihren Wutschreien und griff an.
Mit zwei gewaltigen Sprüngen hatte sie den Spiegel erreicht. Der dritte Sprung brachte sie bis in seine unmittelbare Nähe, und sie stieß sich ab.
Justine prallte gegen den Spiegel.
Nicht hinein!
Es hätte eigentlich der Fall sein müssen, aber sie kippte durch den Gegendruck zurück, und ich sah, wie sie eine Rolle rückwärts noch in der Luft schlug.
Rechts von mir blieb sie stehen. Mit einer wilden Bewegung schüttelte sie den Kopf. Ihre blonden Haare flogen, als wollten sie sich lösen.
»Er schafft es!«, schrie sie mich an.
»Verdammt noch mal, er schafft es. Das ist der Anfang vom Ende.«
Ich blieb in dieser Situation recht ruhig. »Meinst du das Ende der Vampirwelt?«
»Ja.«
»Das könnte sein.«
Plötzlich sprühten ihre Augen. Strom, der in ihrem Innern floss, schien nach draußen gedrungen zu sein. »Ich will es aber nicht!«, brüllte sie. »Ich will nicht, dass die Welt hier kaputtgeht. Mit dem Spiegel fängt es an, und womit hört es auf?«
Ich hätte ihr eine Antwort geben können. Die verkniff ich mir. Es würde mit der Zerstörung der Vampirwelt aufhören. Zumindest mit diesem Teil, der so etwas wie ein Hauptquartier der beiden Vampire bildete. Das wusste auch der Schwarze Tod, und er wusste deshalb sehr genau, wo er anzufangen hatte. War der Spiegel erst mal zerstört, hatte er ihr gleichzeitig die Seele genommen.
Dann gehörte die Welt ihm. Ihm ganz allein. Und genau darauf lief alles hinaus.
Der Schwarze Tod war noch längst nicht zufrieden. Er machte weiter. Für uns sah er innerhalb der noch bestehenden Fläche verkleinert aus. Und genau das war ja sein großer Vorteil. Zwar blieb die Gestalt immer gleich, aber er konnte sie trotzdem verändern. Er war jemand, der sich der Umgebung anpasste. Wer das als Gegner nicht wusste, der hatte einfach keine Chance mehr und war verloren.
Er kam wieder.
Es sah für uns zumindest so aus, als
Weitere Kostenlose Bücher