1326 - Kampf um die Vampirwelt
kopfgroßen Blasen zerplatzte, flogen einige Spritzer in die Höhe und klatschten wieder zurück in die graue Masse. Obwohl der Sumpf still lag, überkam mich der Eindruck, dass er sich immer wieder bewegte. Er schaukelte hin und her wie eine Menge Brei in einer unruhigen Schüssel.
Zuerst hatte ich gedacht, dass mir der Gestank den Atem rauben würde. Das legte sich. Ich gewöhnte mich an den Geruch und auch an den Anblick vor mir.
Die Sümpfe und Moorgebiete, die ich kannte, sahen anders aus.
Sie waren bewachsen. Sträucher und krüppelige, oft blattlose und tote Bäume wuchsen aus der Masse hervor, auf der ein tückisches Gras wuchs, das einem Menschen die Gefahr verschwieg, die darunter lauerte.
Hier war nur der Schlamm zu sehen. Wer immer in ihn hineingeriet, war verloren. Diese Gegend der Vampirwelt war wirklich neu für mich.
Ich sprach Justine Cavallo an. »Warum hast du mich gerade hierhin geführt?«
»Ich wollte dir den Platz zeigen, an dem sich das Schicksal entscheiden wird.«
»Ah ja. Unser Schicksal?«
»Oder das des Schwarzen Tods.«
Ich warf ihr einen schrägen Blick zu. »Du meinst, dass wir gewinnen?«
Justine stieß einen Knurrlaut aus und erklärte dann mit dumpfer Stimme: »Ich hoffe, dass der Schwarze Tod in diesen Sumpf hineinfällt und für immer verschwindet.«
Mein erstaunter Blick war für sie kaum zu fassen, und sie schüttelte auch den Kopf. »Das… das … glaubst du doch wohl nicht im Ernst – oder?«
»Doch!«
»Du kennst ihn nicht, Justine. Er wird nicht im Sumpf versinken und für alle Zeiten verschwinden. Vor langer Zeit, im alten Atlantis, ist er aus dem Sumpf entstanden oder geboren. So etwas wie hier hat für ihn den Schrecken verloren. Das solltest du bedenken. Der Schwarze Tod ist kein Mensch. Er ist ein Dämon, der über allem steht. Der ein gewaltiges Machtpotenzial in sich vereinigt. Du wirst dich noch wundern, wozu er in der Wirklichkeit alles fähig ist.«
»Gibst du jetzt schon auf?«
»Nein, ich bin nur Realist. Und es ist wirklich gut, dass ich mich daran ein Leben lang gehalten habe. Ich bin wirklich keiner, der sich überschätzt. Davon ganz abgesehen, wie hast du dir die Auseinandersetzung denn vorgestellt?«
»Wir werden versuchen, ihn in den Sumpf zu treiben.«
»Ach – wir?«
»Wer sonst?«
Ich schüttelte den Kopf. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, ich hätte sogar gelacht. Doch das musste ich mir verkneifen. Nein, das war nicht zu machen. Justine stellte es sich zu einfach vor, und Dracula II ließ sich ebenfalls nicht blicken.
»Es ist für mich der optimale Ort«, erklärte sie.
»Zum Versinken?«
»Vampire sterben nicht.«
Damit hatte sie sogar in gewisser Weise Recht. Sie starben nicht.
Sie wurden entweder erlöst oder vernichtet.
»Aber sie werden nicht mehr in der Lage sein, sich Nahrung zu holen. Der Sumpf hält alles fest. Ob Menschen oder Vampire. Da macht er keine Unterschiede. Ich kann mir sogar sehr gut vorstellen, dass wir in der Tiefe noch einige deiner Artgenossen finden werden, wenn wir dort suchen würden.«
»Ja. Die Sumpfvampire. Wahrscheinlich warten sie auf Opfer.«
Sie kicherte. »Wenn du hineinsteigen würdest, wären sie wohl froh…«
Ich gab ihr keine Antwort, weil es mir einfach zu blöde war, darüber zu diskutieren. Außerdem stand uns etwas anderes bevor. Ich wartete förmlich darauf, dass sich der Schwarze Tod zeigte. Wer ihn kannte, der wusste, dass er es nicht hinnahm, wenn er irgendwelche Gegner in seiner Nähe wusste. Er war darauf programmiert, sie so schnell zu vernichten wie eben möglich. Da machte auch ich keine Ausnahme.
Warum hatte die Cavallo mich ausgerechnet hierhin geschafft?
Ich war im Nachteil, wenn es zu einem Kampf kam. Dem Schwarzen Tod würde es nichts ausmachen. Einer wie er befreite sich immer aus dem Sumpf. Ich konnte es leider nicht schaffen.
Wahrscheinlich hoffte meine »Partnerin« darauf, dass ich gemeinsam mit dem Schwarzen Tod unterging. Ein anderer Grund kam für mich nicht in Frage.
Ich hatte das Schwert mit der Spitze gegen den Boden gedrückt.
Meine Hände lagen als Stütze auf dem Griff, als ich mich umdrehte.
Wie von selbst schaute ich in den Himmel und auch den Weg zurück, den wir zuletzt genommen hatten. Es gab keine Veränderungen. Unter dem dunklen Himmel lag eine ebenso dunkle und auch wild zerklüftete Landschaft. Felsen ohne Gras, ohne Sträucher oder Bäume. Einfach nur kahl und abweisend.
Über ihnen bewegte sich etwas!
Ich hoffte noch immer
Weitere Kostenlose Bücher