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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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indischen Doktor Frankenstein mit einer namentlichen Nennung aufzuwerten, war natürlich Crockers Idee gewesen.
    Wahrscheinlich gehörte der Schwanzlutscher ohnehin zu den gewissenlosen Elementen, die anfangs Khans Erforschung Neuer Maritimer Kampfmittel mitfinanziert hatten.
    Statt sich Gedanken über verbesserte Dressurmethoden für Delfine zu machen, hatte der irre Inder jedoch lieber Gott gespielt und eine Spezies mit idealen Voraussetzungen für den Unterwasserkampf erschaffen. Intelligenter als Tümmler, aber dumm genug, sich beherrschen zu lassen. Mit menschlichen Armen und Händen versehen, die antrainierte Arbeiten ausführen konnten, aber dank des Fischunterleibes schneller als jeder Kampfschwimmer. Wie eine Auseinandersetzung zwischen Tauchern und NNFUs aussehen mochte, mochte sich lieber keiner im Raum ausmalen. Außer vielleicht Crocker, aber der war ja auch ein Riesenarschloch.
    Der NNFU, der im Tank dahin siechte, wandte den Kopf und sah Kerry aus gebrochenen roten Augen an. Dieser hilflose Anblick wirkte beinahe Mitleid erregend. Aber wirklich nur beinahe. Dazu kannten sie alle zu viele Beispiele für die aggressive Heimtücke dieser Viecher.
    Angefüllt mit aufpeitschenden Hormonen, waren die Fish’n’khans – wie sie das Personal insgeheim nannte – etwa so zutraulich wie ein aufgehetzter Kampfhund.
    »Sie sterben, weil der Platz fehlt.« Diesmal versuchte es Crocker mit eindringlichem Flüstern. Er hatte also doch mehr auf der Palette als den herrischen Befehlshaber.
    »Sie sterben, weil ihre Zeit um ist«, versetzte Kerry kalt.
    Um zu verhindern, dass ihm der immer näher rückende Biologe beim nächsten Satz ins Ohr spuckte, ließ er ihn achtlos stehen.
    »Wir begleiten die Exemplare nur bis zu ihrem natürlichen Tod. Eine humane Geste, mehr war nie geplant.«
    Zwischen dem zweiten und dem dritten Becken in der linken hinteren Ecke gab es einen verglaster Halbtrockenbereich. Dort schlängelten sich die Wesen, die noch verblieben waren. Ein Männchen und zwei Weibchen.
    Durch bewässerte Röhren konnten sie von hier aus in die umliegenden Bassins gelangen. Der weiß geflieste Bereich glänzte nass. Sein Boden bestand aus einer zwanzig Zentimeter hohen Wanne, in der salziges Meerwasser dümpelte. Die Umwälzpumpen, die für einen ständigen Austausch mit der Bucht sorgten, brummten im Hintergrund, während Kerry nach den gesunden Exemplaren sah.
    Sobald sie die Beobachtung spürten, richteten sie sich auf den geschlängelten Unterleibern auf, schüttelten drohend die Fäuste und zischten laut. Die scharfen, mit langen Eckzähnen bewehrten Fänge, die sie dabei entblößten, vermochten problemlos die Kehle eines ausgewachsenen Menschen zu zerfetzen. Drohend schwankten sie vor und zurück, ohne sich zu beruhigen.
    »Noch nicht gefüttert worden?«, fragte Kerry.
    »Doch, natürlich«, antwortete Second Lieutenant Rush.
    »Wahrscheinlich sind sie nur so aufgebracht, weil sie den nahen Tod des Artgenossen spüren.«
    Crocker nutzte den Aufenthalt, um sich von hinten anzupirschen. »Wenn diese Tiere sterben, gehen uns wertvolle Erkenntnisse verloren! Das wissen Sie hoffentlich.«
    Tiere? Kerry runzelte demonstrativ die Stirn. Immerhin enthielten die NNFUs deutliche Spuren des menschlichen Genoms.
    Aber auch DNA-Sequenzen, die sämtliche Wissenschaftler dieser Welt vor unlösbare Rätsel stellten!
    »Es geht hier um weit mehr, als alle ahnen.« Feine Speicheltröpfchen benetzten Kerrys Ohr. Dieser elende Geheimfuzzi spuckte ihn tatsächlich an, während er beschwörend fortfuhr: »Sie müssen eine Verlegung zu einer größeren Marinebasis beantragen, Commander! Bevor es endgültig zu spät ist.«
    »Unsere Befehle widersprechen dem eindeutig«, griff Rush für ihn ein. »Das Risiko eines Transports ist untragbar. Selbst jetzt, da Khans genetische Sicherung einsetzt.«
    Worauf Rush anspielte, war das einzig Positive, das man dem Inder anrechnen konnte. Ein absichtlich eingebauter Defekt im DNA-Code, der seine Retortenzüchtungen vorzeitig altern ließ. Auf diese Weise sollte eine unkontrollierte Verbreitung unterbunden werden, für den Fall, das sich doch einmal Exemplare absetzten.
    Die drei Fish’n’khans tobten weiter wie entfesselt. Der Mittlere von ihnen, das Weibchen, trug einen alten Fischnetzstrang um den Hals. Vermutlich war das Nylonstück über die Umwälzpumpe in den Becken gelandet und längere Zeit beim Reinigen übersehen worden. Bis zu dem Tag, als Second Lieutenant Rush noch einmal

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