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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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den Irrtum erkennen und auf ihn losgehen würden. Es lag in der Natur des Menschen, alles anzugreifen, was ihm fremd erschien.
    Hastig griff Quart’ol nach seinem Schockstab und quälte sich in die Höhe. Feurige Kreise tanzten vor seinen Augen, trotzdem hielt er sich auf den Beinen. Kampfbereit drückte er auf den sensitiven Bereich, der den Silberstab zu beiden Seiten ausfahren ließ. Gleichzeitig sah er verstohlen zum Waldrand hinüber, der etwa dreißig Schritte entfernt lag.
    Ob er es wohl schaffte, dorthin zu laufen und sich zu verstecken? Quart’ol bezweifelte, dass seine Kräfte dafür ausreichten.
    Zum Glück wurde er nicht gezwungen, es auszuprobieren.
    Denn im gleichen Moment, da die Barbaren in ihm keinen Menschen, sondern einen Meeresbewohner erkannten, prallten sie zurück, als wären sie gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.
    »Äh Fishmanta’kan! Äh shräklige Fishmanta’kan!«, schrien sie wie aus einem Munde, warfen die Arme hoch und rannten in den Wald davon.
    Quart’ol sah erschrocken über die Schulter, weil er zuerst das Auftauchen seiner Verfolger befürchtete, bis er endlich begriff, dass die Barbaren vor ihm Reißaus nahmen, weil sie ihn für einen Fishmanta’kan hielten.
    »Idioten.« Mehr fiel ihm dazu nicht ein.
    Müde sah Quart’ol den Fliehenden hinterher. Ihre Furcht musste wirklich enorm sein, wenn sie sogar ihren gebratenen Fisch zurück ließen. Ein schlechter Ruf konnte also auch von Vorteil sein.
    Froh, noch einmal mit heiler Haut davon gekommen zu sein, schob Quart’ol den Schockstab zusammen und hängte ihn zurück an den Gürtel. Die panische Reaktion der Barbaren ging ihm nicht aus dem Kopf. Wenn alle Menschen so ängstlich reagieren würden, wäre den Hydriten schon viel Leid erspart geblieben.
    »Quart’ol!«
    Eine wohlbekannte Stimme ließ ihn herumwirbeln. »Ei’don sei Dank! Du bist am Leben!«
    Keine fünfzig Schritte entfernt erhob sich Vech’ta aus der Brandung. Schrammen bedeckten ihren schönen Körper, doch zum Glück schien sie nicht ernsthaft verletzt. Die beiden liefen aufeinander zu und schlossen sich in die Arme.
    Tapfere kleine Vech’ta. Sie hatte es also auch geschafft.
    Kaum lag ihr Kopf an seiner Brust, begann sie zu schluchzen:
    »Var’el ist tot! Ich habe gesehen, wie sie große Stücke aus ihm herausgebissen haben!«
    Quart’ol durchlief ein Zittern. Die Erinnerung an seinen blutenden Freund stieg wieder in ihm empor.
    »Was haben wir nur getan?«, fuhr die Schwester des Toten in ihrer Selbstanklage fort. »Wie sollen wir das nur meinen Eltern erklären? Dass Var’el so sinnlos gestorben ist. Nur wegen dieses dummen Ausflugs…«
    Sinnlos gestorben? Quart’ol spürte, wie sein Magen versteinerte. Nein, das darf nicht sein. Das Ganze muss einen Sinn haben. Unbedingt!
    Erneut dachte er an die fliehenden Barbaren, und wie gut es wäre, wenn sie ihnen überall auf der Welt so bereitwillig aus dem Wege gehen würden. In diesem Moment wurde sie geboren, die Legende der falschen Fishmanta’kan, die schon bald beiderseits des Allatis Einzug halten sollte.
    »Nur keine Sorge«, klackte er leise, während er tröstend über den blau geschuppten Schopf seiner Freundin strich.
    »Dein Bruder ist nicht umsonst gestorben. Dieser Tag soll für immer im Gedächtnis der Hydriten bleiben.«
    #***
    Epilog
    Sie war die Letzte ihrer Art, doch an ihren Zitzen wimmelte hundertfach neues Leben.
    Von einem Gefühl der Glückseligkeit durchströmt, schwamm Urza ins Meer hinaus.
    Den Gefahren der letzten Tage hatte sie getrotzt und die Bösen überwunden. Im rechten Moment sogar ihre Streitlust unterdrückt und so der nächsten Generation ihres Volkes das Leben bewahrt. Ja, am Ende war alles gut gegangen. Der Spaan, zu Hunderten kleiner Larven gereift, saugte sich nun an ihren Zitzen fest. Sie würde ihn ans Ende des Meeres geleiten, in die reichen Jagdgründe ihrer Jugend. Dort gab es genügend Nahrung, damit sie zu kräftigen, streitlustigen Fishmanta’kan aufwuchsen, die ihr Leben damit verbrachten, in langsamen Etappen zur Baas zurückzuwandern.
    Es war ein natürlicher Drang, ein Kreislauf, nach dem sie alle lebten, seit ihr Volk zurückdenken konnte.
    Urza selbst würde die Reise zu den Stätten der Kindheit nicht überleben. Sie spürte schon jetzt, wie die Kraft aus ihr herausgesogen wurde und in die hungrigen Mäuler der Brut überging.
    Aber was machte das schon? Sie hatte ihr Leben gelebt, und es war ein gutes Leben gewesen. Was gab es da für eine

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