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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Stahleinfassung, die eine runde Tresortür beherbergte. Zurzeit stand das Ungetüm halb offen. Grüner Schimmer drang zwischen Stahlrund und Einfassung nach draußen.
    In der Kammer ging eine Gestalt umher.
    Schon am Schattenriss war zu erkennen, dass es sich um Veda'hal'fraagar handelte, der immer noch bemüht schien, einen der hier eingelagerten Computer an die mitgeführte Energiezelle anzuschließen. Veda’hal’wowaan erkundigte sich lieber nicht nach einem möglichen Erfolg. Die dunklen Bildschirme waren unübersehbar. »Veda’hal’tukar wäre vielleicht schon weiter«, seufzte Veda'hal'fraagar resigniert, als er den Neuankömmling bemerkte.
    »Vielleicht«, gestand Veda'hal'wowaan, denn ihr toter Gefährte war tatsächlich mit besonderen Informationen des Primärrassenvertreters gespeist worden, den sie gefangen hielten. »Aber seine Neutralisation ist keine Entschuldigung für das Scheitern unseres Verbandes.«
    Veda’hal’fraagar antwortete nicht darauf, sondern arbeitete weiter. Innerlich mochte er sich aber schon damit abgefunden haben, dass sie nur auf die frei zugänglichen Datenträger zurückgreifen konnten. Und die bestanden aus einem Material, das keinesfalls nass werden durfte.
    Veda’hal’wowaan blickte zu der gelierten grünen Masse, die sie als Leuchtmittel einsetzten. Ab und an erzitterte ihre Oberfläche, obwohl die Wand, an der sie klebte, nicht im Geringsten vibrierte. Die Ursache musste im Inneren des primitiven Organismus liegen. Vielleicht eine chemische Reaktion, hervorgerufen durch den Ortswechsel? Egal. Solange die Leuchtkraft nicht darunter litt, konnte ihnen das gleichgültig sein.
    »Der Wasserpegel im Flur steigt weiter an«, informierte er den Gefährten. »Ich kehre an die Oberfläche zurück und suche nach möglichen Zuflüssen.«
    Veda’hal’fraagar erkannte die Priorität dieser Aufgabe an und erklärte sich einverstanden, Veda’hal’wowaan drehte ihm daraufhin den Rücken zu und machte sich auf den Weg. Einem leisen, von draußen eindringenden Grollen entgegen, das neue Unwetter ankündigte.
    ***
    Gibraltar, Britische Marinebasis, 16. Juli 2011
    Der chromglänzende Poseidon, das Emblem ihrer Einheit, blickte grimmig in den hellblauen Himmel, als würde er Unheil wittern. Der Dreizack in seinen Händen wies gen Westen, in Richtung des spanischen Festlandes, das auf der gegenüber liegenden Buchtseite noch tiefer ins Mittelmeer ragte als die Südspitze der britischen Halbinsel.
    Die Einweihung der Statue, die den Haupteingang flankierte, hatte seinerzeit eine spanische Protestnote im EU-Parlament ausgelöst.
    Drohgebärde mit Waffe, so oder ähnlich lautete der Vorwurf, verbunden mit der Forderung, die von einem britischen Künstler gespendete Figur zur Seite zu drehen. Dem war die Marineführung natürlich nicht nachgekommen, doch die Episode zeigte deutlich, wie sehr es die Spanier wurmte, dass sich der sechseinhalb Quadratkilometer große Zipfel ihres Vaterlandes weiter in fremder Hand befand.
    Obwohl nur wenige hundert Meter zwischen seiner Unterkunft und dem Hauptquartier lagen, brannte die Sonne unangenehm heiß in Commander Kerrys Nacken. Ein Vorteil des hiesigen Dienstes bestand in den kurzen Wegen, die sie zurücklegten, egal von welchem Punkt aus sie starteten. An heißen Tagen brauchte man aber nur einen einzigen Schritt vor die Tür setzen und war schon gezwungen, das Hemd zu wechseln.
    Kerry beeilte sich, in die klimatisierte Kühle zurückzukehren.
    Die Eingangswachen grüßten vorschriftsmäßig, als er an ihnen vorüber eilte. Für einen Angehörigen der Basis gab es beim Eintritt in die Vorhalle keine großen Formalitäten. Wer nach oben in die Verwaltung wollte, brauchte ebenfalls kaum etwas auszustehen. Kerry, der mit einem Spezialfahrstuhl in die Tiefe fuhr, musste dagegen einen Netzhautscan über sich ergehen lassen.
    Noch geblendet von dem grellen Lichtstrahl, glitten die stählernen Hälften wieder auseinander und gaben den Blick auf einen Sicherheitsraum frei. Bewaffnete Kräfte verhinderten hier Tag und Nacht, dass Unbefugte Zutritt erhielten. Oder dass etwas aus der Doppelschleuse entkam, dem einzigen Zugang des gentechnischen Labors.
    Second Lieutenant Rush erwartete ihn schon, einen DIN A4 großen Organizer wie ein Schutzschild gegen die Brust gepresst. Die Lippen unnatürlich fest zusammengekniffen, erweckte sie einen äußerst angespannten Eindruck. Von ihren Augenwinkeln zweigten erste feine Fältchen ab.
    Viel zu früh für eine junge

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