133 - Die Letzte ihrer Art
gab nichts, was er dagegen tun konnte. Instinktiv schloss er den Mund und hielt den Atem an, um sich vor dem ertrinken zu schützen.
Er spürte, wie das Wasser in seine Nasenlöcher drang, doch seinen natürlichen Instinkten folgend gelang es ihm, sich strampelnd an die Oberfläche zu kämpfen. Keuchend schnappte er nach Luft, während er in einem wilden Ritt aufs Meer zuraste.
Von den anderen fehlte jede Spur. Matt konnte nur hoffen, dass Quart’ol in Aruulas Nähe war, denn dem Kiemenatmer machte dieses Unglück sicher weniger aus, obwohl natürlich auch er nicht vor Blessuren und Knochenbrüchen gefeit war.
Ein Schlag gegen seine Beine machte Matt schmerzhaft bewusst, wie leicht jeder von ihnen erschlagen werden konnte.
Während das abströmende Wasser wütend an ihm zerrte, verfing sich sein linker Fuß in etwas Metallischem. Hastig rollte er sich zusammen und griff danach. Zuerst, um sich zu befreien, dann, als er den Holm eines alten Autowracks ertastete, um sich mit beiden Händen festzuhalten.
Die rostigen Kanten schnitten tief in seine Finger, während er den Kopf mit aller Kraft über Wasser drückte. Die Zeit, in der die Strömung an seinen Armen zerrte, kam ihm unendlich lang vor, dabei brauchte er nur zwanzig Sekunden auszuharren, bevor die Flut unter ihm zu sinken begann.
Vollkommen durchnässt, berührte er endlich den Boden.
Jeder Muskel in seinem Leib schmerzte. Am liebsten wäre er erschöpft zusammen gesunken, doch die Sorge um Aruula trieb ihn hoch. Verzweifelt hielt Matt nach seiner Gefährtin Ausschau, bis er einen Schatten neben sich bemerkte. Erfreut sah er hin, in dem Glauben, Aruula hätte ihn zuerst gefunden.
Sein Lächeln gefror, als er den Daa’muren mit der unfertigen Hand erkannte.
»Mefju’drex!«, knurrte der Außerirdische voller Abscheu.
»Jetzt büßt du für all deine Morde!«
Ohne die Wirkung seiner Drohung abzuwarten, holte er aus, um Matt mit einem gewaltigen Prankenschlag zu töten. Die Finger der gesunden Hand verformten sich zu langen Raubtierkrallen, die einen Kopf mühelos vom Torso trennen konnten.
Matt wünschte sich den Driller zurück, den er im Wirbel der Flutwelle verloren hatte. Kraftlos im Schlamm kniend, war er der Attacke hilflos ausgeliefert. Wie in Zeitlupe sah er den tödlichen Schlag herankommen. Ein gewaltiger Blitz erhellte die Dunkelheit, sodass jede einzelne Schuppe im Gesicht seines Gegners sichtbar wurde. Doch seltsam – dieser Blitz sprang nicht vom Himmel herab, sondern strich waagerecht über den Platz hinweg.
Dass es sich um den Strahl einer Laserphasenkanone handelte, erkannte Matt erst, als der Schädel des Daa’muren in einem rot aufleuchtenden Glutball verging. Mitten in der Bewegung erstarrt, kippte die Echsengestalt tot zur Seite –– und gab den Blick auf die Bucht frei, unter deren sturmgepeitschter Wasseroberfläche zwei riesige Lichtglocken schwebten. Wäre nicht der ausgefahrene Waffenturm gewesen, der zwischen den Wellen aufragte, nicht einmal Matt hätte erkannt, dass sich dort ein abgetauchter EWAT befand.
***
»Du hast London also doch informiert«, stellte Quart’ol fest, während der zylinderförmige
Earth-Water-Air-Tank
an Land rollte. Auf dem Gesicht des Hydriten trübte eine Spur von Traurigkeit die Erleichterung darüber, dass sie alle mit dem Leben davon gekommen waren.
Aruula gab ihrer Freude wesentlich deutlicheren Ausdruck.
Sie riss Matt in die Höhe und drückte ihn so fest an sich, dass er all jene Rippen knacken hörte, die noch kurz zuvor dem Toben der Flutwelle widerstanden hatten.
»Ich konnte nicht anders«, versuchte Matt zu erklären, als er wieder bei Atem war. »Die Bedrohung durch die Daa’muren ist einfach zu groß, als dass wir auf die Unterstützung der Allianz verzichten konnten. Du hast doch gesehen, was beinahe passiert wäre.«
Quart’ol nickte, obwohl er bereits zu überlegen schien, wie er das alles dem Hohen Rat beibringen sollte. Eine ausführliche Diskussion des Themas fiel dem EWAT zum Opfer, der neben ihnen zum Stehen kam. Zischend öffnete sich das Seitenschott, in dem eine bekannte Gestalt sichtbar wurde.
Captain Selina McDuncan.
»Das war Rettung in letzter Sekunde«, gestand Matt der Kommandantin, die ihn schon bei vielen Einsätzen begleitet hatte. »Ich habe kaum zu hoffen gewagt, dass ihr schon hier seid.«
»Bereits seid zwei Stunden«, antwortete Selina lächelnd.
»Wir waren gerade auf dem Weg nach Lyon, als der General uns umgeleitet hat. Zuerst wollte
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