133 - Die Letzte ihrer Art
und fuchtelt erneut mit dem Dreizack herum, diesmal auf die Echsengestalt gerichtet.
Danach setzte sie den ursprünglichen Weg fort. Sie hielt auf die Wand mit dem Fischlaich zu, genau dort, wo der Schädelhaufen in die Höhe ragte. Quart’ol wich weiter zurück, um ihr auf keinen Fall ins Gehege zu kommen. Muttertiere, die um ihre Brut fürchteten, gleich welcher Art sie auch angehörten, waren stets gefährlich.
Geschickt schlängelte sich Urza weiter. Erst jetzt, da sie zwischen den Tischen und Bassins hervor kroch, wurde der Leichnam in ihrem Schlepptau für alle sichtbar.
»Veda’hal’fraagar«, stieß der Daa’mure neben Matt hervor, ganz so, als ob er den Toten beim Namen nannte. Aber dies war weder die Zeit noch der Ort, um neugierig nachzufragen.
Urza langte am Schädelhaufen an. Stets ein Auge auf Matt und seine Begleiter gerichtet, ließ sie den Toten zu Boden gleiten und langte mit beiden Händen an seine Kehle. Obwohl alle das Folgende ahnten, drehte es ihnen doch fast den Magen um.
Urza zerfetzte den schuppigen Hals des Daa’muren bis tief auf den Knochen. Danach packte sie den leblosen Kopf und drehte ihn solange hin und her, bis das Genick brach. Zum Glück war der Daa’mure schon ausgeblutet, sonst wäre der Anblick wohl noch schlimmer gewesen.
In einer beinahe andächtigen Bewegung hob sie den abgetrennten Kopf in die Höhe, präsentierte ihn kurz in Richtung des zitternden Laichs und legte ihn danach am Fuße des Schädelhaufens nieder. Danach machte sich Urza daran, den grünen Belag mit bloßen Händen von der Wand zu kratzen und den Toten damit zu bestreichen. Während die durchscheinenden Eier ihren Händen nicht den geringsten Schaden zufügte, fraßen sie sich schäumend durch die widerstandsfähige Daa’murenhaut wie ätzende Säure. In den nahrhaften Sud, den der Laich auf diese Weise bereitete, entließ er die schwarzen Larven, die von nun an frei umher schwimmen konnten.
Wie Quart’ol nach einer Berührung mit den Larveneiern ausgesehen hätte, malte sich Matt lieber nicht aus. Er kam auch gar nicht mehr dazu. Denn der Daa’mure zu ihren Füßen nutzte die allgemeine Ablenkung, um die Klinge an seinem Hals zur Seite zu schlagen, blitzschnell aufzuspringen und geduckt zwischen die Tische zu hetzen…
***
Water Catchment Area, in den Felsen von Gibraltar
Das pochende Blut ihrer offenen Wunden verströmte einen intensiven Geruch, der trotz des Regens weit in die Felsen hinauf stieg. Schrilles Kreischen aus dem Dunkel des Unwetters bewies, dass die Moonks ihre Schwäche witterten.
Trotzdem zogen sie es vor, weiterhin im Verborgen zu bleiben.
Verletzt oder nicht – ein Böser und ein Fishmanta’kan zugleich überstieg den Mut der pelzigen Tiere. Lieber warteten sie ab, bis die beiden ihren Zwist ausgetragen hatten. Danach gab es immer noch die Möglichkeit, vereint gegen den Überlebenden vorzugehen.
Rilux spürte, wie die Kraft unwiederbringlich aus ihm hinaus strömte.
Obwohl er die bereits den glatten Steg der Staumauer unter seinem Leib spürte, schien es ihm, als ob er sich weiter bergan kämpfen müsste. Der schmierige Film, auf dem er entlang glitt, bestand nicht nur aus Schlamm und Regen, sondern vor allem aus seinem eigenen Blut.
Unter ihm rauschte Wasser durch schmale Auslassöffnungen ins Tal hinab. Der runde Fels mit der rostigen Kette lag nur noch vier Körperlängen entfernt. Rilux hätte sich am liebsten lang ausgestreckt, um für eine Weile auszuruhen. Er war unendlich müde, deshalb schien es ihm verlockend, neue Kräfte zu schöpfen. Natürlich ging das nicht, denn aus dem Schlaf, der ihn erwartete, gab es kein Erwachen mehr.
Lautes Fauchen zerrte Rilux aus seiner Lethargie. Ein letztes Mal raffte er alle Kräfte zusammen und überwand die verbliebene Distanz. Der runde Fels wuchs vor ihm auf. Rilux packte ihn mit beiden Händen, presste seinen Unterleib gegen den Beton und schob mit aller Kraft. Die rostigen Kettenglieder rasselten und der runde Brocken kippte auch ein Stück nach vorne, rollte aber gleich wieder zurück, weil Rilux die Kräfte verließen.
Keuchend sah er sich um.
Der Böse trat gerade auf die Staumauer. Obwohl am ganzen Körper zerschunden, verfügte er über die größeren Reserven.
Heiße Dampfschwaden stiegen von seinen Wunden auf, während er mit schweren Schritten näher kam. Seine Augen schwammen in Blut, doch Nase, Füße und Hände ersetzten die mangelnde Sicht so gut, dass er problemlos die Mitte des Betongrates
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