133 - Die Letzte ihrer Art
Irgendetwas in dem schimmernden Gewimmel erregte seine Aufmerksamkeit. Obwohl nur noch einen Schritt von der Wand entfernt, beugte er sich vor, bis sein Gesicht direkt vor der Wölbung schwebte, die ihm geradewegs entgegen zu wachsen schien.
Angesichts der blanken Totenschädel, die neben dem Flossenfuß des Hydriten aufgeschichtet lagen, beschlich Matt ein ungutes Gefühl. »Geh nicht zu nahe heran«, bat er seinen Freund. »Dieses Zeug kann alles Mögliche sein.«
»Es handelt sich um neu beginnendes Leben«, antwortete Quart’ol, den die wissenschaftliche Neugier alle Vorsicht vergessen ließ. »Um Fischlaich, wenn du mich fragst. Tausende kleiner Larveneier, die aneinander kleben. Ähnliches habe ich im Meer schon oft gesehen.«
Matt kontrollierte das Mappenregister und schlug hastig in den Seiten umher, bis er auf eine Abbildung stieß, die dem leuchtenden Wandbelag verblüffend ähnelte.
»Du hast Recht«, bestätigte er. »Hier steht, dass die Lebensspanne der NNFUs absichtlich auf wenige Jahre begrenzt wurde, aber zur Überraschung der Wissenschaftler entwickelten sie die Fähigkeit, Nachkommen zu zeugen. Allerdings wurde der Laich nach dem Tod des letzten Exemplars eingefroren und das Experiment abgebrochen.«
Leider ging aus den Unterlagen nicht hervor, wie die Fishmanta’kan frei gekommen waren, aber die Flucht musste wohl in den Wirren nach »Christopher-Floyd« geglückt sein.
Hier unten, in diesem dunklen und feuchten Keller, in den es die künstlich geschaffene Spezies immer wieder zog, wenn eine ihrer Generationen das Ende nahen spürte.
»Faszinierend«, kommentierte Quart’ol und machte Anstalten, den zitternden Gallerthügel vor seinem Gesicht mit der Flossenhand zu berühren. »Deshalb gab es immer wieder Phasen, in denen die Fishmanta’kan wie vom Meeresboden verschluckt schienen. Dabei handelte es sich um Zeiten, in denen eine komplette Generation gestorben war und die nächste erst heranwuchs.«
Die Schatten in den transparenten Blasen jagten wild umher, als wollten sie jeden Augenblick daraus hervor brechen und ihm entgegen springen. Das aggressive Treiben schien Quart’ol nicht im Geringsten zu stören. Im Gegenteil. Wie hypnotisiert stand er da, während sich seine Hand über den Glibber senkte.
Matthew wollte ihm eine Warnung zurufen, aber noch ehe er dazu kam, klang ein lautes Fauchen durchs Labor. Nicht nur Matt und Aruula wirbelten herum, auch Quart’ol sprang hastig zurück. Ihre Blicke kreuzten sich vor der offenen Luftschleuse, dort wo der silberglänzende Körper einer Fishmanta’kan aus dem Dunkel hervor stach.
Unwillig wedelte Matt mit dem Driller, um ihrem plötzlich munter gewordenen Gefangenen zu zeigen, dass er weiter unter Beobachtung stand.
»Mach dir keine Hoffnungen!«
Gleichzeitig verwünschte der Pilot ihre Situation. Auf der einen Seite der Daa’mure, auf der anderen ein stachelüberzogenes Fischmonster…
Fauchend wälzte sich die Fishmanta’kan näher, in der Rechten einen chromüberzogenen Dreizack, ihre Linke in verdrehter Haltung hinter sich her ziehend.
Ein durchdringendes Schleifen untermalte ihr Fauchen. Zuerst konnte sich Matt nicht erklären, was das Geräusch verursachte, bis er den toten Daa’muren sah, den die Fischfrau hinter sich her zog.
Grüner Laich schimmerte in den Wunden des geschuppten Echsenkörpers. Im selben Moment, da Matt das Leuchten bemerkte, fügten sich mehrere Mosaiksteinchen ineinander, die er dem Studium der Mappenverdankte. Schlagartig wurde ihm klar, was gerade vor sich ging.
»Komm von der Wand weg, schnell«, rief er Quart’ol zu.
»Die Fishmanta’kan will ihre Brut einsammeln.«
Der Hydrit folgte der Aufforderung. Leider zeigte sich die Fischdame davon nur mäßig beeindruckt.
»Urza viel stark!«, rief sie und stieß die verbogenen Spitzen des Dreizacks in ihre Richtung.
Sonderlich gefährlich konnte diese Waffe nicht werden, ihre giftigen Dornen und der schlagkräftige Fischschwanz dagegen schon.
Im gleichen Moment, da das Wesen, das sich selbst Urza nannte, den abgeschlagenen Daa’murenarm entdeckte, beruhigte es sich. Was dieser Stimmungsumschwung zu bedeuten hatte, war allen sofort klar: Die Fischdame stufte die Daa’muren gefährlicher ein als jede andere Spezies.
Aruula war die erste, die entsprechend reagierte. Statt Urza weiter mit dem Bihänder zu bedrohen, drehte sie sich dem Daa’muren zu und presste ihm die blanke Klingenspitze fest an den Hals.
»Fort mit Bösem!«, verlangte Urza
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