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1330 - Die Kopfgeldjägerin

1330 - Die Kopfgeldjägerin

Titel: 1330 - Die Kopfgeldjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht reden. Es ist schlimm genug, dass ich mich in ihrer Schuld fühle. Man muss sich mal vorstellen, wer wir beide sind. Das hält man ja im Kopf nicht aus, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Stimmt«, sagte Glenda.
    Meine Frühlingsrollen waren wirklich lecker. Frisch zubereitet und nicht aus dem Paket eines Fastfood-Herstellers. Auch die Soße hatte die richtige Schärfe. Trotzdem schmeckten sie mir nicht, weil ich mich nicht auf sie konzentrieren konnte. Mein Gehirn war mit anderen Gedanken gefüllt.
    Es gab wirklich Essen zwischen uns, die lustiger und gemütlicher ausgefallen waren, doch heute war der Wurm drin. Zudem wurde ich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass noch etwas passsieren würde. Vor uns lag der Abend und eine lange Nacht, in der eine eiskalte Person wie Elsa Gunn bestimmt nicht schlief.
    Ich saß so, dass ich die Tür im Auge behalten konnte. Gäste kamen und gingen, aber eine Elsa Gunn ließ sich glücklicherweise nicht bei uns blicken. Auch nicht Justine Cavallo. Auf der Fahrt zum Lokal hatte ich Ausschau nach ihr gehalten, aber nichts von ihr gesehen.
    Zwei Drittel meiner Mahlzeit hatte ich geschafft, als sich bei mir das Handy meldete. Es ist zwar ungehörig, diesen Quälgeist in einem Restaurant auf Empfang zu lassen, aber wir waren hier eine Ausnahme.
    Jeder hörte den Klingelton, und plötzlich sah ich die Blicke der anderen auf mich gerichtet und bekam noch mit, wie Glenda in einem zeitlupenhaften Tempo ihr Besteck sinken ließ.
    Ich rechnete mit allen möglichen Anrufern. Nur nicht mit dem, der mich hier tatsächlich anrief. Es war Sir James Powell, unser Chef.
    Er kam sofort zur Sache. »John, Sie wissen nicht, was passiert ist?«
    »Nein, wie sollte ich?«
    »Es geht um Sie!«
    Sir James war ein Mensch, der eigentlich immer neutral sprach.
    Nun merkte ich seiner Stimme an, dass er voller Emotionen steckte.
    Nur mühsam bewahrte er seine Fassung.
    »Am besten ist es, wenn Sie mir zunächst zuhören und erst dann Ihre Entscheidung treffen.«
    »Selbstverständlich.«
    Was ich dann erfuhr, ließ nicht meine Haare zu Berge stehen, nein, es erschütterte mich. Ich hatte plötzlich das Gefühl, über einem Abgrund zu schweben und allmählich immer tiefer in ihn hineinzusinken, bis mich der Schlund verschlungen hatte.
    Es war auch meinem Gesicht anzusehen, dass die Nachricht niederschmetternd war, doch meine Freunde bekamen nichts mit, weil ich nur sehr einsilbig antwortete.
    »Sie wissen jetzt alles, John. Es liegt nun an Ihnen, sich zu entscheiden. Werden Sie darauf eingehen oder nicht?«
    »Das muss ich ja wohl.«
    »Gut. Aber gehen Sie allein.«
    »Suko…«
    »Kann oder muss im Hintergrund bleiben. Wir dürfen unter keinen Umständen unschuldiges Leben gefährden.«
    »Verstehe.«
    »Die Adresse haben Sie?«
    »Ja.«
    »Dann fahren Sie so schnell wie möglich los. Und ich werde mich auch heraushalten.«
    Es war alles gesagt worden. Es gab nichts mehr hinzuzufügen, und ich steckte mein Handy weg.
    »Wir müssen weg, Suko.«
    »Was ist passiert?«
    Ich wollte, dass auch Glenda und Shao Bescheid wussten. »Sir James hat einen Anruf bekommen. Van Akkeren war es. Er steckt hinter allem, sage ich mal. Aber der Anruf galt nicht Sir James. Er sollte nur vermitteln, was er auch getan hat.«
    »Inwiefern?«, rief Gelnda.
    »Elsa Gunn hat wieder zugeschlagen. Sie hat es geschafft, sich eine Familie als Geisel zu holen. Vater, Mutter und zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Wenn ich in spätestens einer Stunde nicht bei ihr bin, und zwar ganz allein, wird sie damit beginnen, die Mitglieder der Familie der Reihe nach zu töten.«
    Plötzlich herrschte tiefes Schweigen am Tisch. Niemand war mehr in der Lage, auch nur ein Wort zu reden.
    Ich stand auf. Keiner fragte etwas. Dann gab ich Suko ein Zeichen. Er verstand und begleitete mich nach draußen.
    »Natürlich bin ich dabei«, sagte er.
    »Nein und ja. Du bist zwar dabei, aber trotzdem nicht am Ort des Geschehens. Ich mache zunächst alles allein…«
    ***
    Der Mann hieß Ken Bulder.
    Seine Frau hörte auf den Namen Amy Bulder.
    Die Tochter hieß Karen.
    Der Sohn Tim.
    Die Bulders waren zu Geiseln geworden!
    Ein Albtraum, den sie sonst nur aus dem Fernsehen kannten, hatte sie persönlich erreicht. Dabei war alles so harmlos gewesen.
    Der frühe Abend hatte dafür gesorgt, dass sich die Familie am Esstisch versammelte. Dann hatte es geklingelt.
    Ken, der Vater, wollte öffnen. Er schaffte es nicht ganz. Er hatte noch die fremde Frau sehen

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