1330 - Die Kopfgeldjägerin
besten…«
Elsa ärgerte sich über den schulmeisterlichen Ton, doch sie konnte ihn nicht abstellen. Ihre Gedanken bewegten sich in eine bestimmte Richtung. »Er hat doch Freunde – oder?«
»Ja.«
»Dann wäre das…«
»Keine Möglichkeit!«, erklärte van Akkeren sofort. »Denn seine Freunde sind gewarnt. Du hast dir durch dein Versagen viel selbst verbaut. Jetzt musst du zu anderen Methoden greifen.«
»Was schlägst du vor?«
»Geh an neutrale Personen heran. Lass dir etwas einfallen, wodurch Sinclair erpressbar ist. Da er sich immer als Gutmensch sieht, wird das so schwierig nicht sein.«
Elsa Gunn überlegte. »Nicht mal schlecht gedacht«, lobte sie ihr Gegenüber. »Gar nicht mal schlecht. Man könnte ihn vielleicht kriegen, wenn ich mir die eine oder andere Geisel nehme.«
»Du begreifst schnell.«
»Und? Hast du einen Vorschlag?«
»Nicht direkt. Ich denke nur, dass es schnell gehen sollte. Es könnten Kinder sein, aber die sind am Abend nicht mehr so schnell zu finden. Die Freunde werden ebenfalls auf der Hut sein, und da denke ich doch eher an eine Familie, zum Beispiel.«
»Ah, sehr gut.«
»Eine, die nicht zu weit entfernt von der Stadt lebt, aber trotzdem nah genug.«
»Im Grünen, meinst du?«
»So kann man es sagen.«
»Leider bin ich fremd. Ich weiß also nicht, an wen ich mich da wenden könnte.«
Van Akkeren seufzte. »Dann muss ich dir wieder einmal helfen, aber es wird das letzte Mal sein.«
»Keine Sorge. Wenn der Plan steht, setze ich ihn sofort in die Tat um.« Sie lächelte jetzt und verengte dabei die Augen. »Auf eines kannst du dich verlassen. Rücksicht werde ich nicht kennen…«
»Das will ich dir auch geraten haben.«
***
Die Conollys wussten Bescheid. Jane Collins ebenfalls. Glenda Perkins sowieso, denn sie war bei Suko und mir geblieben. Wir hatten davon gesprochen, essen zu gehen, und das hatten wir auch in die Tat umgesetzt. Suko hatte ein Lokal in Chinatown vorgeschlagen, und dorthin waren wir gefahren.
Man kannte ihn natürlich, und wir bekamen sogar einen Parkplatz für den Rover.
Der Besitzer war sehr höflich und regelrecht um uns besorgt. Seine Augen strahlten noch mehr, als Shao erschien, die wir telefonisch hergebeten hatten.
Jane Collins hatten wir zwar auch den Vorschlag unterbreitet, aber die Detektivin wollte nicht kommen. Sie hatte nach dem Tod von Sarah Goldwyn noch genug im Haus zu tun.
Wer zum Chinesen geht, der bringt normalerweise Hunger mit.
In meinem Fall stimmte das weniger. Das Geschehen war mir auf den Magen geschlagen. So leicht steckte ich es nicht weg, schließlich hatte ich um mein Leben gebangt.
»Esst, was ihr wollt, ich bleibe nur bei einer Kleinigkeit. Geflügelrollen, das ist alles.«
Meine Freunde hatten Verständnis. Shao mussten wir noch einweihen. Als sie erfuhr, was mir widerfahren war, wurde sie blass, und sie schüttelte einige Male den Kopf.
»Es ist leider wahr«, sagte ich.
»Sie versuchen es jetzt mit einem normalen Killer?«, flüsterte sie, »das kann ich nicht begreifen.«
Ich konnte wieder grinsen. »Sie scheinen wirklich in Zugzwang geraten zu sein.«
»Zombies haben es ja versucht«, sagte Glenda.
»Genau. Und sind gescheitert.«
»Ich halte diese Frau aber für gefährlicher«, meinte Shao. »Welchen Beruf übt sie noch mal aus?«
»Sie ist Kopfgeldjägerin«, erklärte ich.
»Auch das noch.«
»Die Welt ist bunt. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Damit müssen wir uns abfinden.«
Zunächst aber musste das Essen bestellt werden. Ich blieb bei meiner Kleinigkeit. Glenda nahm irgendeine Vorspeise aus Gemüse, während Suko sich seine Ente bestellte, deren Teile in einer scharfen Soße schwammen.
Shao hielt sich ebenfalls zurück, und der Wirt überdeckte seine Enttäuschung mit einem Lächeln.
Es dauerte nicht mal lange, bis das Essen serviert wurde. Mit den Gedanken waren wir beim letzten Überfall. Auch während des Essens wurde davon gesprochen.
Da stand plötzlich eine gewisse Justine Cavallo im Mittelpunkt.
»Wieso hat sie so schnell eingreifen können?«, fragte Shao.
»Sie hat John beobachtet«, meinte Suko.
»Und du hast nichts davon bemerkt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Dann ist sie echt klasse.«
»Da kann ich leider nicht widersprechen«, sagte ich und lächelte knapp. »Diesmal bin ich froh darüber, dass sie so gut ist. Denn auch diese Elsa hat sie nicht entdeckt.«
»Wie dankbar bist du ihr denn?«, fragte Glenda leise.
Ich schüttelte den Kopf. »Darüber möchte ich
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