1335 - Mandragoros Liebeshexe
zum Bad und zog die Tür auf. Es war leer. Im großen Spiegel sah sich Gerda selbst, und sie spürte, wie allmählich eine Gänsehaut über ihren Körper kroch.
Es lag an der Vorstellung, dass auch das Bad in dieser Hütte zu einem Liebesnest geworden war. Wenn sie daran dachte, dass ihr Mann sich hier mit einer Person vergnügt hatte, die später zu seiner Mörderin geworden war, bekam sie weiche Knie. Das war einfach zu unwahrscheinlich, aber es passte irgendwie zu dem, wie man ihn getötet hatte.
Nicht durch eine Kugel. Er war auch nicht erwürgt worden. Man hatte ihm eine Waffe oder was auch immer in den offenen Mund gesteckt und durch sie seinen Kopf zerstört.
Gerda Simmons hatte sich geweigert, das Bild des Toten anzuschauen. Sie wollte es einfach nicht. Es war für sie zu schlimm gewesen. Sie hatte alles wie in Trance erlebt, aber sie war dann zu dem Entschluss gekommen, das Geschehene nicht einfach so hinzunehmen. Sie wollte etwas dagegen unternehmen.
Den Mann holte ihr niemand zurück. Auch wenn sie davon ausging, dass er sie betrogen hatte und schrecklich dafür bezahlen musste, so dachte sie daran, dass sie ihn doch geliebt hatte. Acht Jahre Ehe ließen sich nicht so einfach ausradieren.
Sie wollte Rache, Genugtuung, wie auch immer. Und sie wollte der Person ins Gesicht sehen und ihr dabei die Anklagen entgegenschleudern. Dann würde sie weitersehen.
Im Spiegel sah sie weiterhin nur ihr Bild. Eine Frau, die leidlich hübsch war, die sich immer gepflegt hatte, die mit so vielen Illusionen in die Ehe gegangen war und nun am Rande eines Abgrunds stand. Denn so fühlte sie sich.
Auf ihrer Haut glänzte ein dünner Schweißfilm. In der Brust verspürte sie einen Druck. Um sie herum passierte nichts, doch genau das bereitete ihr Sorge. Irgendwas stimmte nicht mehr, auch wenn die Welt um sie herum so normal aussah. Gewisse Dinge hatten sich verändert, und das war mehr zu spüren als zu sehen. Da musste man schon sensibel sein.
Sie drehte sich wieder um und ließ die Tür zum Bad offen, als sie zurück in den größeren Raum, ging. Sehr deutlich nahm sie den intensiven Holzgeruch wahr, der einfach nicht verschwinden wollte.
Er passte zu diesem Blockhaus, in dem sie auch schöne Stunden verbracht hatte, wenn sie an die Feiern dachte.
Es war immer etwas zu trinken im Haus. Sie wusste, wo die Getränke aufbewahrt wurden. Hinter einer Holztür, die sich vom Aussehen her der Wand angepasst hatte, standen sie. Dort fand sie Bier, Wein und auch die harten Sachen.
Abgeschlossen war die Tür nicht. Das Licht aus dem großen Raum reichte zudem aus, um sich zurechtzufinden.
Gerda Simmons hatte die Wahl. Gin, Weinbrände, verschiedene Whiskysorten, das alles sah sie mit eigenen Augen. Einige Kartons waren noch verschlossen. Darin steckten Wein- oder auch Champagnerflaschen, aber die interessierten sie nicht.
Ein Whisky war jetzt genau das, was sie brauchte. Sie griff nach der Flasche und zog sich mit ihr auf die Couch zurück. Gerda Simmons war alles andere als eine Trinkerin, aber in einer solchen Lage brauchte sie einfach etwas Alkoholisches.
Auf ein Glas verzichtete sie. Gerda trank direkt aus der Flasche.
Schon beim ersten Schluck setzte sie sie schnell wieder ab, denn das Zeug brannte in ihrer Kehle. Trotzdem trank sie einen zweiten. Da klappte es schon besser.
Durch ihren Körper rann eine wohlige Wärme, die sich auch in ihrem Magen ausbreitete. Sie hoffte darauf, dass der genossene Alkohol ihre Nervosität vertrieb und sie wieder kräftig durchatmen konnte.
Das Gefühl blieb. Sie wollte es auch nicht unbedingt mit Nervosität umschreiben. Es war vielmehr eine gewisse Angst, die sich nicht vertreiben ließ.
Wenn sie durch eines der Fenster schaute, konnte sie das auch nicht richtig beruhigen, weil die Welt draußen immer dunkler wurde. Hier auf der Lichtung würde die Dämmerung zwar etwas später eintreten als im dichten Wald, aber sie würde die Hütte nicht auslassen, und davor fürchtete sie sich auch.
Um sie herum war es still. Hätte sie den Atem angehalten, wäre gar nichts zu hören gewesen.
Bis auf das Knacken!
Gerda Simmons nahm es zwar wahr, nur achtete sie nicht besonders darauf. Das Holz war kein totes Material, es arbeitete immer.
Dazu zählte auch das Knacken.
Oder nicht?
Sie wurde skeptisch als sich das Geräusch einige Male wiederholte. Für Gerda ging das nicht mit rechten Dingen zu, und sie schaffte es auch nicht, den genauen Ort zu lokalisieren.
Aber sie konzentrierte sich
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