1338 - Der Killer Suko
»Wir werden uns auch Saladin holen.«
»Klar. Nachdem er Suko in seine Gewalt gebracht und anschließend getötet hat.«
»Warum sollte er das tun?« Justine lächelte spöttisch und hob dabei die Schultern, wobei sich die dünne Lederkleidung straffte und sich noch enger um ihre Haut legte.
»Weil er uns hasst.«
»Ja, das stimmt. Aber gleich töten…?« Sie drehte sich um die eigene Achse. »Als lebender Mensch könnte er für Saladin viel wertvoller sein, meine ich.«
Da hatte sie etwas gesagt, das mich nachdenklich werden ließ.
Dabei lief es mir kalt den Rücken hinab. Wenn sie Recht behielt – wobei vieles darauf hinwies –, dann war auch Suko zu einer Marionette geworden. Ich ging sogar davon aus, denn sonst hätte er sich schon längst bei mir über sein Handy gemeldet.
Ab jetzt musste ich mich mit dem Gedanken vertraut machen, doppelt verloren zu haben…
***
Suko hatte die Hand auf der Klinke liegen lassen, als er die Tür nach innen drückte. Er ließ sie erst los, als sie weit genug aufgeschwungen war, damit er den Raum betreten konnte, was er auch mit einem leisen und vorsichtig gesetzten Schritt tat.
Er schaute sich um.
In seinem Blick war kein Leben mehr zu sehen. Es gab bei ihm nur ein starres Augenpaar und nichts anderes. Das Gehirn war von einer anderen Macht übernommen worden, und er sah sich als Figur an, die an einem langen Faden hing.
Aber so weit konnte Suko nicht denken. Das war ihm einfach unmöglich, denn alles was ihn zu einem Menschen machte und diesen vom Tier unterschied, war ausgeschaltet worden.
Es gab ihn noch, aber es gab ihn leider in einer anderen Form, obwohl sein Aussehen gleich geblieben war.
Er hatte das Zimmer betreten. Die Tür fiel nach einem leichten Druck wieder zu.
Suko ging noch nicht weiter. Er stand da und verschaffte sich einen Überblick. Der Raum war nicht unbedingt groß. Das Einzelzimmer für einen Kranken, der im Bett lag und die Augen geschlossen hielt. Angeschlossen war Godwin de Salier an die Überwachungsinstrumente. Auf zwei kleinen Bildschirmen waren Kurven zu sehen, die sich dort wohl normal abzeichneten, denn Alarm herrschte nicht.
Das Licht war nicht gelöscht, aber gedämpft worden.
Selbst aus einer gewissen Entfernung war zu erkennen, dass er die Augen geschlossen hielt. Er hatte das Eintreten seines Besuchers nicht wahrgenommen.
Suko drehte sich dem Bett zu. Dies geschah mit einer tapsigen Bewegung. Dabei schüttelte er den Kopf und hielt den Blick zu Boden gerichtet. Es gab etwas, das ihn störte, aber er konnte nicht sagen, was es genau war. Die Probleme wurden nicht weniger. Er wusste auch, dass er gekommen war, um etwas zu erledigen und dass es mit dem Mann im Bett zusammenhing.
Plötzlich war die Stimme wieder da. Sie schwirrte durch seinen Kopf. »Du bist im Zimmer?«
»Ja.«
»Was siehst du?«
Suko zögerte noch mit seiner Antwort, als müsste er sich alles genau überlegen.
»Sag es!«
»Ein Bett…«
»Gut, sehr gut. Wer liegt darin?«
»Ein Mann.«
»Gratuliere. Kennst du ihn?«
Suko konnte nicht sofort antworten. Er quälte sich damit herum und hielt seinen Blick auf die Gestalt im Bett gerichtet. Er versuchte, etwas herauszufinden und kramte in seiner Erinnerung. Mit der letzten Bemerkung hatte Saladin etwas in seinem Innern in Bewegung gebracht. Zu vergleichen mit einer kleinen Glocke, die durch den Klöppel angeschlagen worden war.
»Schon mal gesehen…«
»Ja, das ist gut. Weißt du auch seinen Namen?«
»Nein.«
»Hasst du ihn?«
Suko schwieg. Er hatte zunächst zustimmen wollen, aber da steckte etwas in seinem Innern, das ihm diese Antwort verweigerte.
Er wollte und konnte es nicht. Er spürte auch, dass eine Gegenkraft, die in ihm steckte, einen Versuch unternahm, gegen gewisse Strömungen anzukämpfen. Hätte ihn Saladin jetzt beobachtet, dann hätte er einen Mann gesehen, der mitten im Krankenzimmer stand, den Kopf gesenkt hielt und vor sich hin grübelte.
»Du hasst ihn also nicht?«
Zwei Schweißtropfen lösten sich von Sukos Stirn und rannen jetzt als kleine Fäden nach unten. Die Antwort fiel ihm so verdammt schwer. Er wollte zustimmen, aber ihm fehlte das letzte Quäntchen, um es auch in die Tat umzusetzen.
»Ich weiß es nicht…«
»Du musst ihn hassen!« Die Stimme des Unsichtbaren schrillte durch seinen Kopf.
»Warum?«
»Weil du ihn töten sollst! Hast du den Auftrag vergessen, Suko? Weißt du nicht mehr, weshalb du das Krankenhaus betreten hast? Es ist kein normaler Besuch
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