1338 - Der Killer Suko
Blut überfallen würde. Dann war er bereit, auf die Suche zu gehen, um Menschen leer trinken zu können. Er würde ihr Blut bis zum letzten Tropfen trinken.
So weit durfte ich es nicht kommen lassen. Es war mein Job, Abhilfe zu schaffen.
»Ich habe verstanden«, flüsterte ich.
»Wunderbar.« Justine lächelte. »Normalerweise müsste ich dich daran hindern, einen von meinen neuen Freunden zu töten, aber ich sehe in diesem Fall ein, dass er um der größeren Sache willen geopfert werden muss. Geh hin, ich überlasse ihn dir.«
Wie großzügig!, wollte ich noch sagen. Doch die Aussage drang nicht über meine Lippen.
Eric Bleu lag dort, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte. Ich ging mit schleppenden Schritten auf die Gestalt zu. Genau das hier passte zu der allgemeinen Lage. Es machte mir keine Freude, den Mann endgültig zu töten oder zu erlösen. Auf dem Weg zu ihm kam ich mir vor wie jemand, der neben sich hergeht. Mein Blick war starr, und viele Gedanken wirbelten durch meinen Kopf.
Ich hatte Eric Bleu als einen hilfsbereiten Kollegen erlebt. Er hatte wirklich alles gegeben und war zuletzt ein Opfer des Schicksals geworden. Keiner hatte mir die Beretta abgenommen. Ich hätte sie ziehen und dem Mann eine Kugel ins Herz oder in den Kopf schießen können. Doch das brachte ich nicht fertig, auch wenn er ein Blutsauger war. Es gab etwas in mir, das sich dagegen sträubte.
Neben ihm blieb ich stehen. Die zweite Möglichkeit, um ihn zu erlösen, hing vor meiner Brust. Es war das Kreuz, das an einer Silberkette befestigt war und die ich jetzt zusammen mit dem Kreuz in die Höhe zog. Es rutschte an meiner Brust hoch und näherte sich dem Hemdausschnitt. Sehr bald streifte ich die Kette über meinen Kopf.
Oft genug hatte ich dies getan. Zählen konnte ich es nicht mehr.
In diesem Fall allerdings sah ich es als etwas Besonderes an, denn ich musste etwas tun, was mir nicht gefiel.
Das Kreuz baumelte an der Kette. Da meine Hand etwas zitterte, geriet es in Schwingungen. Ich schaute über die Schulter zurück.
Justine Cavallo stand zwischen den Kerzen, ohne sich zu bewegen.
Sie beobachtete mit scharfen Blicken mein Tun.
Um einen Erfolg zu erzielen, musste das Kreuz den Körper des Untoten berühren. Ich beugte mich nieder und sah erst jetzt die Wunde an seiner linken Halsseite.
Es war Wahnsinn. Justine Cavallo hatte in ihrer Gier zugebissen und nicht nur zwei übliche Bisswunden von ihren Zähnen hinterlassen, sie hatte die Haut regelrecht aufgefetzt und ihre Zähne tief, sehr tief hineingedrückt.
Die Augen des Vampirs standen weit offen, aber es gab kein Leben mehr in seinem Blick. Da erinnerten mich die Pupillen an Glasperlen, die in die Augäpfel hineingedrückt worden waren.
Ob Eric Bleu verheiratet gewesen war und auch Kinder hatte, das wusste ich nicht. Es war jetzt auch egal, denn es gab keine andere Möglichkeit, um ihn zu erlösen.
»Sorry, Eric«, flüsterte ich mit einer nicht mehr normalen Stimme.
Dabei pendelte das Kreuz über seinem Kopf und berührte einen Moment später seine Stirn.
»Aaaahhhhhgggg…«
Ein furchtbarer Schrei durchtoste das Zimmer. Für einen Moment schien er wieder lebendig zu werden. Ich zuckte zurück, denn plötzlich wuchtete sich der leblose Körper ein Stück in die Höhe und auch mir entgegen.
Nur erreichte er mich nicht mehr. Eric Bleu fiel wieder zurück, prallte fast auf der gleichen Stelle auf und blieb regungslos liegen.
Es war vorbei. Ich hatte ihn in den normalen Tod geschickt und ihn zugleich erlöst.
Mit einer müden Bewegung drehte ich mich um. Arme und Beine fühlten sich schwer an. In meinem Kopf brummte es. Auf der Stirn des Mannes hatte das Kreuz seinen Abdruck hinterlassen. Irgendwann würde es verblassen, aber da war er schon vergessen.
Justine Cavallo erwartete mich. Diesmal schaute sie mir skeptischer entgegen und veränderte zudem ihre Haltung. Sie sah aus, als befände sie sich auf dem Sprung.
Den Grund für dieses Verhalten hielt ich noch in der Hand. Es war der Anblick des Kreuzes, der sie störte. Plötzlich überkam mich der Wunsch, sie damit zu attackieren, doch ich hielt mich zurück und steckte meinen Talisman in die Jackentasche.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Justine, noch ist es nicht so weit. Aber der Tag wird kommen, an dem du keine Menschen mehr aussaugen kannst, das schwöre ich dir.«
»Meinst du?«
»Ich bin mir sogar sicher.«
»Ich nicht. Dazu gehören zwei, Partner.« Sie lachte fast kichernd, weil sie wusste, dass
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