134 - Befehle des Bösen
einige Proben, wie z. B. Blut. Das alles mischte sie gut durcheinander und warf es in ein Fläschchen, das mit einer öligen Flüssigkeit gefüllt war, die aus einigen recht unappetitlichen Dingen bestand, die der gewissenhafte Chronist verschweigen muß.
Mit einem dünnen Pinsel fuhr sie in die Flasche, rührte noch einmal gut um und malte verschiedene Zeichen auf Jongs Gesicht. Geduldig wartete sie, bis Jongs spröde Haut die ölige Flüssigkeit aufgesaugt hatte, dann schmierte sie mit einem dickeren Pinsel den Rest der Flüssigkeit über sein Gesicht, die Hände, die Waden und…
Die Gegenstände schob sie in eine Plastiktüte, die sie in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Triumphierend hob sie nochmals die rechte Hand und bildete das V-Zeichen. Die magische Kugel erlosch, und die Fackeln flammten hoch.
Ruud Jong hing noch immer gelähmt an der Theke. Für einen Uneingeweihten schien er zu schlafen. Vigor kam kichernd auf Rebecca zu. Die Perez-Sippe hielt sich im Hintergrund, ängstlich warfen sie der Vampirin verstohlene Blicke zu.
„Beherrsche dich, Vigor", sagte Rebecca.
„Ich kann nicht mehr", keuchte er. „Zuerst die Kerzen und dann der Film, den wir da zusammengebastelt haben. Ich sterbe vor Lachen."
„Reiß dich zusammen, Vigor. Gleich beginnt wieder der Ernst des Lebens."
Vigor wurde ernst.
„Hast du die Oberhäupter der Wiener Sippen verständigt?" fragte Rebecca streng.
„Natürlich, edle Herrin. Sie werden in wenigen Minuten eintreffen."
„Nehmt eure Perücken ab."
Sie gehorchten und senkten die Köpfe. Unmerklich schnippte Rebecca mit den Fingern, und die Lexas-Sippe war wieder im Besitz ihrer natürlichen Haarpracht. Verwundert zerrten sie an den langen Haaren.
„Den Dank könnt ihr euch schenken. Sag mal, Perez, gibt es bei dir auch etwas Trinkbares?" „Entschuldige, edle Vampirin. Was wünscht du?"
„Ein Gläschen Champagner wäre nicht übel. Ich werde dann später noch mit Ruud Jong anstoßen." Nach und nach trafen die Oberhäupter der Wiener Sippen ein, die alle demutsvoll wie geprügelte Hunde herumschlichen.
„Sie sind alle eingetroffen, Rebecca", flüsterte ihr Vigor zu.
„Danke", sagte Rebecca leise. „Im Vertrauen gesagt, Vigor, du solltest endlich etwas gegen deinen scheußlichen Körpergeruch unternehmen. Du miefst wie eine halbverfaulte Leiche."
„Die meisten Dämoninnen finden meinen Geruch höchst anregend", sagte Vigor unwirsch.
„Das mag für Ghoule zutreffen, mein Lieber, aber nicht für mich. Erinnere mich daran, ich werde dir eine Essenz zusammenbrauen, von der du jeden Tag einen Löffel einnimmst. In einer Woche duftest du wie eine Rose."
„Ich hasse Rosen", zischte Vigor außer sich vor Wut.
„Dämonen von Wien", sagte Rebecca laut.
Gespannt hörten ihr alle zu.
„Kennt jemand von euch diesen Halunken?" fragte sie und blickte den neben ihr hockenden Magier an.
„Das ist Ruud Jong!" riefen einige.
„Er war einer der Dämonen, der die Kampfansage unterzeichnete. Die Namen der zwei anderen Dämonen brauchen euch nicht zu interessieren. Ruud Jong wünscht meinen Tod. Er war hinter dem Toth-Vermögen her. Doch ich durchschaute ihn und nahm ihn gefangen."
Schweigend blickten sie Rebecca an, die in ihrem eng anliegenden Abendkleid fast überirdisch schön war.
„Ich bin für klare Verhältnisse, meine Freunde."
Mißtrauisch lauschten die Dämonen. Sie wußten nicht, was sie von den honigsüßen Klängen halten sollten.
„Ihr alle wurdet getäuscht und betrogen. Die Kampfansage, die Perez Lexas im Namen der Wiener Sippen aussprach, ist ungültig!"
Nun kam Bewegung in die Dämonen. Mit einem raschen Seitenblick überzeugte sich Rebecca, daß Ruud Jong so weit erwacht war, daß er alles verstand.
„Rebecca hat recht", sprach nun Vigor. „Perez Lexas und ich übermittelten die Kampfansage gestern um elf Uhr der edlen Rebecca. Darin steht folgendes: ,Der Kampf beginnt um Mitternacht und endet erst, wenn einer von euch beiden tot ist.' Das ist gegen die Bestimmungen der Familie, denn richtig hätte es heißen müssen: ,Der Kampf beginnt im Morgengrauen und endet erst, wenn einer von euch beiden tot ist.’ Es handelt sich um einen so schwerwiegenden Fehler, daß ich mich gezwungen sehe, die Kampferklärung für ungültig zu erklären."
„Wenn ich das richtig verstehe, dann heißt dies, daß es nie eine Kampfansage zwischen uns und der hochgeborenen Rebecca gegeben hat?" fragte Perez Lexas mit zittriger Stimme.
„So ist es", donnerte
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