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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ein wenig ab, um einen Blick auf den darunter verborgenen Brustkorb zu werfen.
    »Was suchst du da?«, fragte Honeybutt und griff nach seiner Schulter. »Komm, lass uns verschwinden!«
    »Kein Serumsbeutel«, murmelte Aiko. »Also lagen wir falsch.«
    »Ein Serumsbeutel?«, echote Honeybutt, der es allmählich schwante, dass gar nicht sie der Grund für Aikos Auftauchen gewesen sein könnte. »Dachtest du, der Typ käme vom Weltrat?«
    »Wir hatten den Verdacht.« Aiko ließ den Rev’rend liegen und wandte sich Honeybutt zu. »Entschuldige, dass ich dich erst jetzt begrüße. Du hast doch Verständnis, oder?«
    Der letzte Satz klang seltsam deplaziert. Beinah so, als ob Aiko sich seiner eigenen Handlungsweise nicht ganz sicher wäre. Seine Miene wirkte dabei kühl und überlegen.
    Viel zu kühl und überlegen angesichts ihrer Vermutung, dass er sie wirklich nur zufällig hier getroffen hatte.
    Honeybutt war für einen Moment irritiert. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Die Situation…« Sie stockte, wusste nicht, was sie sagen sollte. »Na los, jetzt aber raus hier!« Fordernd packte sie ihn am Ärmel. »Wir haben Besseres zu tun.«
    Keiner der Gäste wagte ihnen den Weg zu versperren.
    Schweigend verfolgte man, wie sie nach draußen gingen.
    Niemand sprach ein Wort, aus Furcht, noch weiteres Unglück heraufzubeschwören. Erst als die Tür hinter den beiden ins Schloss fiel, brach das Eis. Plötzlich machte jeder seinem Herzen Luft, plötzlich hatten alle etwas zu sagen. So laut, dass Aiko und Honeybutt es bis nach draußen hören konnten.
    Auch dort fiel alle Zurückhaltung. Honeybutt Hardy warf sich ihrem Aiko an den Hals, und endlich schien auch er aufzutauen und erwiderte leidenschaftlich ihren Kuss.
    »Hast du nach mir gesucht?«, fragte sie, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
    »Matthew Drax hat uns informiert, dass du auf dem Weg bist«, erwiderte er. »Also habe ich mich um diesen Auftrag hier bemüht, um gleichzeitig nach dir Ausschau zu halten. Dass ich letztlich zwei Fleggen mit einer Klappe schlagen würde, war wirklich nicht geplant.«
    Honeybutt war halbwegs beruhigt. Also hatte Aiko nach ihr gesucht. Trotzdem – seine Wiedersehensfreude war sehr beherrscht ausgefallen, nach ihrem Geschmack.
    »Na, eins steht wohl fest«, sagte der Cyborg. »Wenn dieser Rev’rend wirklich für den Weltrat spioniert, muss sich Crow mehr Sorgen machen als wir.«
    »Jetzt denk nicht mehr an diesen Auftrag« , sagte Honeybutt und schmiegte sich an ihn. »Ich denke, wir haben uns eine Menge zu erzählen.«
    »Später, im Gleiter«, entgegnete er. »Sonst kommt der Prediger noch auf den Gedanken, einen Nachschlag zu fordern. Und so gern ich ihn auch verprügle – du bist mir doch um Längen lieber.«
    Honeybutt musste lachen. Das war Aiko, wie sie ihn liebte.
    »Dort entlang«, wies er den Weg. Sie passierten den Feuerstuhl, auf dem Rev’rend Fate angekommen war. Es handelte sich um eine umgebaute Harley Davidson mit mehrfach geschweißtem Rahmen und angeschmiedeter Verkleidung. Der Motor bestand aus geflickten Einzelteilen diverser Maschinen, die immerhin so gut zusammen passten, dass sie jede Form von entzündlicher Flüssigkeit verbrannten.
    Im Augenblick schien der Rev’rend mit Fuusl zu fahren, einem hochprozentigen Destillat, das aus wildem Getreide gebrannt wurde und das die meisten Trappa und Faama lieber mit Wasser verdünnt tranken, statt es in Abgaswolken zu verwandeln.
    Aiko versetzte der Maschine einen kräftigen Tritt, worauf sie scheppernd zur Seite kippte. Einige nebenan grasende Reittiere – vornehmlich Aneetahs (mutierte Ameisenbären) –
    schnauften empört, ließen sich aber sonst nicht weiter stören.
    Dieser Ausbruch von Gewalt wirkte ein wenig überzogen, eher gespielt als wirklich empfunden.
    Aiko bemerkte es wohl selbst. Auf dem restlichen Weg zu seinem versteckt abgestellten Gleiter sah er Honeybutt kein einziges Mal in die Augen.
    ***
    Bei den Ostmännern: Der Aufmarsch
    Einer breiten Nebelbank gleich, quoll der Rauch so dunkel und schwer über den Strand, dass die Raddampfer hinter den dichten Schwaden fast verschwanden. Krachend barsten Planken und Aufbauten unter der immensen Hitze. Captain Tenger spürte einen Anflug von Wehmut in sich aufsteigen. Er wusste selbst nicht warum.
    Eigentlich war ihm das Kommando in Neu-Baltimore stets eine lästige Pflicht gewesen, doch jetzt fühlte sich sein Magen wie ein großer festgezurrter Knoten an. Wahrscheinlich

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