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1340 - Ephemeriden-Träume

Titel: 1340 - Ephemeriden-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wollen."
    Er spürte, wie Ellert den Wunsch äußerte, in der Station zu materialisieren und am Ende des Stranges einfach Fleisch zu werden. Der Vorgang wurde eingeleitet, aber etwas warf Ellert zurück. Testare bewegte sich unruhig. Er war sich keiner Schuld bewußt. Es hätte nichts schiefgehen dürfen. Die Ursache mußte bei Ellert liegen.
    Das Bewußtsein Ellerts näherte sich. Es schrie qualvoll, und es benötigte eine Zeit, um wieder richtig zu sich zu kommen. Als die Schmerzen endgültig verschwunden waren, ließ Testare Ellert zurück und begab sich in die Station. Er trat vor die Anlagen. „Warum klappt es nicht?" fragte er. „Warum kann Ellert die Station nicht betreten?"
    „Es liegt an dir, Testare", erklärten die Anlagen der Station. „Du mußt ihm den Weg zeigen. Es ist ihm rriöglich, aber vergiß nie, daß bei einem Gänger des Netzes eine Harmonie zwischen Netz und Netzgänger vorhanden ist. Ellert hat sie nicht, deshalb bekommt er Schwierigkeiten. Es gibt jedoch einen Weg. Sobald ich seine Wunschvorstellung empfangen kann, hat er es geschafft. Allerdings wird er sich in seinem Projektionskörper nur innerhalb der Station bewegen können. Du bist in dieser Beziehung eine Ausnahme."
    „Ich weiß", antwortete der Cappin. Er hatte es seiner langen Existenz als Cappinfragment zu verdanken, daß er eine psionische Komponente besaß, die es ihm ermöglichte, auch außerhalb der Netzgängerstationen in seinem Projektionskörper aufzutreten. Zumindest in einem gewissen Umfang war ihm das möglich. Die Querionen, die in manchen Stationen mit Körperprojektionen arbeiteten, besaßen diese Möglichkeit nicht. „Kehre jetzt zu Ellert zurück und hilf ihm, Testare!"
    Der Gänger des Netzes verließ die Station und suchte nach dem ehemaligen Teletemporarier. Ellert hatte sich ziemlich weit vom Zentrum des Rnotenpunkts entfernt, und der Cappin rief ihn zu sich. „Nur Mut, ich zeige dir den Weg", ließ er sein Bewußtsein sagen. Er berührte das andere Bewußtsein und verharrte, weil Ellert zurückzuckte. Das war seltsam, und Testare fragte sich, warum dies so war.
    Ellert war es doch gewohnt, in die Bewußtseine fremder Wesen einzudringen und mit ihnen zu kommunizieren. Jetzt tat er, als sei das ein schrecklicher Vorgang. „Ich verstehe, Ernst. Es liegt daran, daß ich das wahnsinnig machende Fragment in Alaskas Gesicht war, oder?"
    „Vermutlich hast du recht." Gleichzeitig gab Ellert seinen Widerstand auf. Die beiden Bewußtseine begannen sich zu überlappen, und sie nahmen einen Teil ihres Inhalts auf. Testare wußte übergangslos etwas von einem Ort der Erfüllung, und Ernst Ellert entnahm den Gedanken des Cappins seine Vorstellung von dem Weg, den sie beschreiten wollten. „Du hast es absichtlich getan", sagte Testare. „Du hast absichtlich deinen Geist für mich geöffnet. Du willst, daß ich dein Geheimnis kennenlerne."
    Ellert gab keine Antwort. Er setzte sich in Bewegung und nahm Testare mit bis zum Zentrum des Knotenpunkts, bis zur Station. Ihre Bewußtseine blieben teilweise vereint, und der Cappin dirigierte Ellert den Weg, den er zu nehmen hatte. Es war schwierig. Der Parapoler orientierte sich an der Bewußtseinsstrahlung seines Gefährten und versuchte die unausgesprochene Harmonie zu ergründen, die zwischen ihm und der Psisubstanz der Station bestand. Ellert hatte deshalb Schwierigkeiten, weil die Ephemeriden ihn geschwächt und die Substanz seines Bewußtseins gestört hatten. Jetzt erst kehrte seine Ruhe langsam in ihn zurück, übernahm er ein wenig von der offensichtlich etwas vordergründigen Gleichmütigkeit Testares, und der Gänger des Netzes duldete es, daß er weiter in seinen Geist eindrang und dort die Probleme fand, die Testare mit der geistigen Symbiose hatte, die er eingegangen war. „Denke an Gucky und an Perry", sagte Testare plötzlich. „Stelle dir vor, daß sie da drinnen in der Station sind. Stelle dir Gesil vor und Atlan und vor allem Eirene."
    „Eirene?" Ellert hatte den Namen noch nicht gehört. Testare hatte ihn in seinem Bericht nicht erwähnt. „Perrys und Gesils Tochter. Sie befindet sich meist auf Sabhal, aber vielleicht hält sie sich zur Zeit in dieser Station auf."
    Die Gedanken des Cappins klangen so überzeügend, und Ernst Ellert spürte nun eine so starke Verbundenheit mit seinen früheren Gefährten und Freunden, daß Testare beschloß, es sofort zu wagen. „Komm!" sagte er nur und zerrte an Ellerts Bewußtsein.
    Ellert sträubte sich nicht mehr.

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