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1340 - Ephemeriden-Träume

Titel: 1340 - Ephemeriden-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Er folgte dem Gänger des Netzes willig, und Testare führte ihn in den Mikrokosmos des psionischen Stranges, zeigte ihm den Weg der Harmonie, vermittelte ihm Gefühle, die er in letzter Zeit selbst von sich gewiesen hatte, und erreichte so, daß das Bewußtsein des Parapolers gelöst war wie nie zuvor. Ellert glaubte zu träumen. Sein Bewußtsein folgte wie in Trance dem des Cappins, vertraute sich ihm ganz an, lieferte sich ihm völlig aus. Testare hätte, wenn er es gewollt hätte, in diesen Augenblicken Ellerts Bewußtsein zerstören können. Er tat es nicht. Er wäre gar nicht auf den Gedanken gekommen, denn er war kein aggressiver Cappin einer Invasionsflotte mehr, sondern ein Gänger des Netzes, dessen moralische Verantwortung aus der Tiefe seines Bewußtseins kam.
    Ellert begann an seinen Wunsch zu denken. Ein wenig ließ er sich dadurch ablenken, und fast gleichzeitig spürte er, wie sich die unüberwindbare Sperre vor ihm aufbaute, die ihm beim ersten Versuch solche Schmerzen bereitet hatte.
    Er wollte seinem Instinkt folgen und sich zurückziehen, aber seine Vernunft siegte. Wieder gab er sich ganz der Führung Testares hin, und dann packte ein Sog nach ihm und riß ihn von Testare fort. Das Bewußtsein des Cappins verschwand aus dem Bereich seines Wahrnehmungsvermögens, und er spürte übergangslos, wie Schwerkraft auf ihn wirkte. Um ihn herum befanden sich Projektionsspindeln, und neben ihm räusperte sich eine äußerst menschliche Gestalt. Ellert drehte sich zur Seite.
    Nein, es war kein Mensch, das konnte er erkennen. Es war ein Cappin, daran gab es keinen Zweifel. Testare wandte ihm das Gesicht zu. „Schwarzhaarig, ein wenig hager und äußerst wachsame Augen, das also ist Ernst Ellert", verkündete der Gänger des Netzes. „Willkommen in dieser Station! Bevor wir wieder von hier aufbrechen, werden wir uns vieles zu erzählen haben. Doch die Zeit drängt. Ich sehe eine Aufgabe in Absantha-Gom, und ich will sie in Angriff nehmen, bevor andere auf denselben Gedanken kommen."
    „Meinst du mit den anderen Alaska?" fragte Ellert und zeigte damit, daß er den Komplex des Cappins sehr wohl erfaßt hatte. „Nicht nur ihn, Ernst. Er hat einen Körper und ich nicht. Das ist der wichtigste Unterschied."
    Er deutete auf den Ausgang, und sie schritten hinüber in die Zentrale und setzten sich. Die Station hieß Ellert willkommen. Sie besaß bereits Informationen über ihn. Sie waren von Gucky abgegeben worden, der einst über jenen Gedankenkontakt zu dem Freund Bericht erstattet hatte. „Erzähle. Wie war das? Wie hast du deinen Virenkörper verloren?" wollte Testare wissen.
    Ellert wich ihm aus. Er erzählte Oberflächliches und verschwieg die Details. Er wollte nicht darüber reden, und er sprach auch sonst wenig über die Abenteuer, die er in all den Jahren erlebt hatte. Testare sah es an seinen Augen, die nicht seine wirklichen Augen waren. Sie lehrten ihn, daß Ellert die Unendlichkeit von Raum und Zeit erlebt hatte. „Ich kenne den Ort, wo wir beide zu brauchbaren und für uns adäquaten Körpern kommen können", wechselte er dann das Thema. „Es ist der Ort der Erfüllung. Es ist mein Wunsch und Ziel, ihn so bald wie möglich aufsuchen zu können", endete Ellert. „Und warum kommst du dann erst hierher?"
    „Um es Gucky zu sagen oder jemand anders. Dir.zum Beispiel. Kennst du die Geheimnisse des Universums, Testare? Du kennst nur den Schmerz und den Wahnsinri. Und die Ephemeriden, die meine Existenz beinahe ausgelöscht hätten."
    „Du hast recht. Und sprich nicht von Dank zu mir. Ich bin froh, daß ich dir begegnet bin. Ich selbst habe gemerkt, daß die Ephemeriden nicht mehr normal sind."
    Sie wurden die Menetekelnden Ephemeriden genannt, weil sie stets von drohendem Unheil kündeten und die Angehörigen der Völker Absantha-Goms in düstere Visionen von der Zukunft verstrickten, und das in einer Weise, daß jedes Wesen glaubte, es würde die Vision als Realität erleben. Ephemeriden waren Levitenleser, sie menetekelten bei Kodexverstößen und bei potentiellen Fehlverhalten gegenüber dem Permanenten Konflikt. Sie hielten den Kodextreuen wie den Kodexuntreuen den Spiegel vor, verstrickten sie in eine Welt des Wahnsinns und diffundierten danach? eilig. Sie hinterließen Wesen, die reuig in die Arme des Kodex zurückkehrten oder sich in Zukunft noch mehr anstrengten, den Geboten der Ewigen Krieger zu folgen. Granjcar brauchte keine Revolution in seinem Reich zu fürchten. „Laß uns gemeinsam

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