1340 - Ephemeriden-Träume

seiner Schlafmulde geblieben wäre.
    Ruttaver verzichtete darauf, den Teleportgürtel zu aktivieren. Er schritt zu Fuß die leichte Schräge hinab, die zwischen den Gebäuden lag. Da die Traifaer seit Generationen und aber Generationen sich des Teleportsystems bedienten, gab es in den Wohnbereichen ihrer Städte keine Straßen mehr. Die Gebäude waren durch Dächer und schrägflächige Überbauten verbunden, und das Begehen der Schrägen war nicht ungefährlich.
    Aber Ruttaver konnte an diesem Tag nichts mehr erschüttern. Er hätte auch den schlimmsten Schicksalsschlag gelassen hingenommen.
    Am unteren Rand der Schräge befand sich eine Treppe. Sie besaß kein Geländer, und die Stufen hingen schief und locker in ihren Halterungen. Er war diesen Weg schon ein paarmal gegangen, deshalb störte er sich nicht weiter daran. Er stieg hinunter auf die nächsttiefere Ebene und steuerte einen der Tunnel an, die für Fußgänger angelegt waren, die sich mit Gleitbändern in einen anderen Teil der Stadt begeben wollten.
    Das Signalgerät an seinem Gürtel meldete sich. Er beachtete es zunächst nicht, dann siegte seine Neugier, und er schaltete es ein. „Ruttaver, endlich!" vernahm er die Stimme Orgfaduls. „Wir haben bereits versucht, dich zu Hause zu ..."
    „Ich bin früher weggegangen. Ich will meine Ruhe!"
    „Du mußt sofort in das Zentrum des Volksrats kommen", sagte Orgfadul. „Wir sind vollzählig versammelt. Nur du fehlst."
    „Ich will nichts wissen. Ich brauche keine neuen Petitionen oder Vorschläge. Wir sind ein gestraftes Volk. ESTARTU hat uns verlassen, deshalb straft Granjcar uns mit Verachtung!"
    „Ruttaver!" Die Stimme besaß einen Unterton, der den Ephemeriden-Wahrer stutzig machte. „Ja?"
    „Es ist Nachricht gekommen. Beeile dich!"
    Hitze durchflutete plötzlich den pelzigen Körper des Traifaers. Fahrig griffen seine Hände zum Gürtel und aktivierten ihn. Er nannte das Ziel, und im nächsten Augenblick sog ihn das Teleportsystem auf und beförderte ihn ohne Zeitverlust an sein Ziel. Der Versammlungssaal des Volksrats tauchte vor seinen Augen auf, und er sah die Gewänder seiner Artgenossen. Orgfadul hatte nicht übertrieben. Alle waren sie da, er war wirklich der letzte. Sie erblickten ihn und rannten auf ihn zu. Orgfadul schwenkte eine Folie, und es konnte wirklich nur der Ausdruck aus der Funkanlage sein.
    Er blieb stehen, seine Augen wurden ein wenig trüb. Natürlich. Eine Absage. Eine Beschwichtigung. „Lest vor!" sagte er knapp. „Lies selbst!" Der Artgenosse drückte ihm die Folie in die Hand. Ruttaver überflog sie flüchtig.
    Sie stammte von Granjcar. Er hatte es sich gedacht. Eine Antwort des Ewigen Kriegers auf ihre Petition.
    Es war so, wie es immer gewesen war. Er hätte doch besser in seiner Schlafmulde bleiben sollen. „Lies endlich!" drang die scharie Stimme Orgfaduls an seine Ohren. „Sie sind unterwegs!"
    Endlich bequemte sich der Epherneriden-Wahrer, den Text in seinen Einzelheiten zu lesen.
    Granjcar spricht zum Volk der Traifaer. Ihr habt mir immer treu gedient. Deshalb sollt Ihr nicht länger auf die Ephemeriden warten müssen. Die Schwärme sind auf dem Weg zu Euch. Doch hütet Euch. Es gibt Probleme mit den Schwärmen. Manche sind verrückt geworden oder werden es auf dem Weg zu Euch.
    Freut Euch über die Menetekelnden Ephemeriden von Absantha-Gom, doch hütet Euch vor ihnen!
    Ruttaver ließ die Folie sinken. „Und das stammt tatsächlich vom Ewigen Krieger? Es hat sich niemand einen Scherz mit uns erlaubt?"
    Er dachte an den Elfahder und die fünf Animateure, die sich auf Traifon häuslich niedergelassen hatten und keine Anstalten trafen, das Volk der zehn Planeten über Sinn und Zweck ihres Aufenthalts zu informieren. „Nein. Die Antwort kommt direkt aus der GOCCATH, dem Flaggschiff Granjcars. Unsere Petition war ein voller Erfolg."
    „Also gibt es wieder Hoffnung für unser Volk." Ruttaver wirkte sichtlich erleichtert. „Die Ephemeriden werden wieder für uns menetekeln, wir werden Prüfsteine für unsere Zukunft besitzen und so endlich wieder eine sinnvolle Zukunft haben."
    „Bis auf eine Kleinigkeit!" Orgfadul deutete in den Hintergrund des Saals. Dort stand ein Traifaer, den der Ephemeriden-Wahrer bisher nicht bemerkt hatte. Er trug die schlichte graue Kombination vieler Raumfahrer. Orgfadul winkte ihn herbei und stellte ihn vor. „Nerwarug kommt gerade aus Absantha-Shad. Er hat dort mehrere Somer und Ophaler getroffen und auch die Erzählungen von