1340 - Ephemeriden-Träume
erbitte mir Bedenkzeit", sagte der Kommandant schnell. „Ich habe bisher in dem einzigen Gedanken gelebt, Granjcar zu dienen. Jetzt soll ich ihn verraten?"
„Der Kodex zählt, nicht die Person", sagte Drohl feierlich. „Erleichtert dir das deine Entscheidung?"
„Ja", erklärte Sollopra. „Wartet hier auf mich!"
Ellert und Testare hatten das Gespräch aufmerksam verfolgt. Sie hatten in dieser Zeit keine Meinungen ausgetauscht, und auch jetzt wehrte Ellert die Fragen des Cappin-Bewußtseins ab. Sie begleiteten Sollopra, der seine privaten Räume verließ und jenen Bereich des Schiffes aufsuchte, der im Zentrum lag. Ein Tor mit dem Dreieckssymbol verriet, wohin der Uribiter sich gewandt hatte. Er betrat den Dashid-Raum und steuerte auf die Liege zu, die sich direkt unter den Düsen mit dem Gas befand. Er hantierte an der Steuerung unter der Liege, und der Gedanke, der plötzlich klar vor Ellerts Bewußtsein lag, ließ den Terraner erschauern. Er warf sämtliche Vorbehalte über Bord. „Das solltest du nicht tun, Sollopra!"
Der Kommandant warf sich herum. Er stellte fest, daß er sich allein im Dashid-Raum befand. „Granjcar?" fragte er halblaut. „Höre ich dich?"
„Ja", erwiderte Ellert in seinem Bewußtsein. „Glaube nicht den Lügen der Animateure. Die Ewigen Krieger sind keine Verräter, und Ijarkor ist nicht daran schuld, daß seine Heraldischen Tore zerstört wurden. Und Pelyfor hat seine verdiente Strafe erhalten."
„Was rätst du mir?"
„Bleibe dem Ewigen Krieger treu, Sollopra!"
„Das tue ich, ich tue es die ganze Zeit. Ich werde Drohl die richtige Antwort geben!"
Er legte sich auf die Liege, und Ellert merkte, daß der Uribiter über ein hervorragendes Bewußtseinstraining verfügte. Sollopra dachte übergangslos nicht mehr. Er hatte seine Gedanken völlig abgeschaltet. Er inhalierte Kodexgas, und Ellert löste sich langsam aus seinem Bewußtsein, als er spürte, daß es bald gefährlich für sie wurde.
Im Gehirn des Uribiters baute sich ein Potential auf, das beängstigend war. Ellert drängte, und er visierte das Bewußtsein von Defferu an.
Es war zu spät. Ein Schlag traf sein Bewußtsein und riß es aus dem Körper des Uribiters hinaus. Es wurde davongeschleudert, und Ellert hörte den Hilferuf von Testare, der sich immer weiter von ihm entfernte. „Aus!" dachte der ehemalige Teletemporarier. Ähnliche Situationen hatte er in ferner Vergangenheit mehrmals erlebt. Er wurde ziellos irgendwohin geschleudert und hatte keinen Einfluß darauf. Raum und Zeit veränderten sich für ihn.
Der Rückweg würde lange dauern, es konnten Tage, aber auch Jahrmillionen vergehen. „Hier bin ich, Testare!" sandte er mit aller Intensität seine Gedanken aus. Der Cappin antwortete, und er wies ihm einen Weg, der hinunter auf den vierten Planeten führte. Sie tauchten in die Atmosphäre ein, und ehe Ellert sich darüber wundern konnte, fanden sie sich im Gehirn eines Traif aers wieder, der sich als Ruttaver verstand. „Wie ist das möglich?" dachte Ellert. „Existiert zwischen uns eine so enge Bindung, daß wir uns nicht verlieren können?"
„Es gibt keine andere Erklärung, Ernst!" Testare berichtete, wie es ihm ergangen war. Für kurze Zeit war er in dem Dashid-Raum geblieben. Er hatte zugesehen, wie Sollopra immer mehr von dem Kodexgas inhalierte. „Es hat ihn getötet", erklärte das Bewußtsein des Cappins. „Frage mich jetzt nicht nach dem Sinn. Der Uribiter hat den Weg gewählt, den Drohl ihm empfahl, Er hat den Weg des Kodex genommen!"
Das Volk der Traifaer war als absolut kodextreu bekannt. Deshalb hatte ESTARTU seinerzeit das Füllhorn der Technik über diesem Volk ausgeschüttet. Planetaren Raumschiffsverkehr gab es so gut wie keinen. Das gesamte System aus zehn Planeten war von einem Teleportnetz überspannt, und auch die sieben Monde Traifons waren in das System einbezogen.
Doch all das war den Traifaern nicht genug. Sie wollten mehr. Sie wollten die regelmäßigen Prüfungen bestehen, die ihnen der Ewige Krieger in früheren Zeiten auferlegt hatte.
An diesem Morgen stand Ruttaver mit zwei verkehrten Beinen auf. Erst stürzte er in der Küche, dann prellte er sich ein Handgelenk, und beim Verlassen des Hauses fiel ihm ein Stück Blech auf den Kopf, das nur deshalb keine Platzwunde hervorrief, weil der Ephemeriden-Wahrer einen dichtbepelzten Kopf besaß.
Das Metallstück war aus der Luft gefallen, ein Unding an sich, aber es bestätigte seine Einschätzung, daß er am besten in
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