1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
doch ihr Herz bestand aus Stein.
Claudine trat zu.
Zuerst mit dem linken Fuß. Jane merkte den Druck. Es war eine Berührung, nicht mehr, aber es gab für die Detektivin trotzdem keinen Grund, Hoffnung zu schöpfen, denn Parker verstärkte den Druck.
Der Schrei hörte sich grausam an. Der Schmerz war furchtbar.
Jane glaubte, dass ihre Finger unter dem verfluchten Tritt zermalmt wurden. Tränen traten in ihre Augen. Ihr Mund war weit geöffnet, die Züge verzerrt. Die untere Hälfte der Hand brannte, als wäre sie in die Hitze eines Schweißbrenners gesteckt worden.
Dann erwischte es auch ihre rechte Hand. Es war grausam. Ein stechender böser Schmerz, der sich nicht nur auf die Hand konzentrierte, sondern in den Arm hineinraste und hoch bis zur Schulter drang.
Jane Collins brüllte vor Schmerzen und merkte nicht, dass die Frau über ihr die Füße wieder angehoben hatte.
»Du kannst es noch mal haben, Jane. Aber diesmal härter.«
Nein, nicht noch mal! Jane war fix und fertig. Den Sumpf unter ihr hatte sie vergessen.
Ihre Hände rutschten ab.
Zuerst nur langsam, dann aber schneller, und ein Nachgreifen schaffte Jane auch nicht mehr.
Und dann griff der Sumpf zu. Sie hatte nicht die Spur einer Chance. Dass sie fiel, merkte sie erst, als sie das Klatschen hörte und das Brackwasser wieder über ihr zusammenschlug.
Es ist vorbei!, dachte sie…
***
»Was können wir tun?«, fragte der Reporter Bill Conolly seine Frau, als er ihr das Glas mit dem Cognac reichte.
Sheila saß im Sessel. Die Schultern hatte sie zusammengezogen.
Sie schaute nicht ihren Mann an, sondern sah durch das große Fenster nach draußen in den Garten, der längst einen herbstlichen Anstrich bekommen hatte. Auf dem Rasen lagen die bunten Blätter, und sie fielen auch jetzt von den Bäumen.
Immer dann, wenn sie in das Licht der Lampen gerieten, sahen sie aus wie mit goldener Farbe bemalt. Die Natur legte ihr Trauerkleid an, und so ähnlich fühlte sich auch Sheila.
»Nichts, Bill. Nichts können wir tun. Das macht mich auf der einen Seite rasend und auf der anderen traurig. Es ist leider so, wir können es nicht ändern.«
»Ja, furchtbar.«
»Aber was willst du dagegen tun?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht, denn wir haben keinen Punkt, an dem wir ansetzen können. Wir wissen nur, dass Jane verschwunden ist, und das nicht freiwillig. Aber keiner von uns ahnt, wohin man sie geschafft hat.«
»Ich habe schon einige Male angerufen. Sie meldet sich nicht.«
Bill hob die Schultern. »Es war auch mehr eine Verlegenheitstat.«
»Ja, das glaube ich dir.«
Bill setzte sich in den zweiten Sessel. Er ließ den Cognac in seinem Glas kreisen. Sein Blick schien nach innen gerichtet zu sein. So wie er sah ein grübelnder Mensch aus oder einer, der die Hoffnung verloren hatte.
»Wo kann man ansetzen?«
Sheila zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Es gibt keinen Anhaltspunkt. Was wir wissen, ist einfach zu wenig. Ich denke, es geht um ihre Erbschaft. Das vordergründig, und nur deshalb ist dieser Treuhänder und Notar umgebracht worden.«
»Aber wieso?«
»Ich habe auch keine Ahnung, Bill.«
Er verzog das Gesicht und trank noch einen Schluck aus seinem Schwenker. »Es war doch alles geregelt, wie wir zumindest erfahren haben. Oder siehst du das nicht so?«
Sheila sprach dagegen. »Anscheinend war doch nicht alles klar, Bill. Und weil das so war, ist man mit harten Bandagen vorgegangen. Mit einem schrecklichen Mord.«
»Alles richtig. Nur fehlt mir das Motiv.«
»Du steckst nicht so tief in der Materie drin, Bill. Das sieht bei den Mitwirkenden anders aus. Vergiss es einfach.«
»Nein!«
Sheila winkte ab. »Das kann ich auch nicht. Wenn jemand erben will, dann will er sich natürlich etwas an Land ziehen. Aber wer tut dies schon auf eine derartige Art und Weise? Wer geht das Risiko ein, als Mörder gefasst zu werden?«
»Einer, der sich sehr sicher ist.«
»Kann sein. Aber jemand, der nahe am Erbteil ist, der macht sich auch verdächtig. Da wird die Polizei zuerst suchen. Er wäre ja wahnsinnig, so etwas zu tun.«
»Klar.« Bill trank wieder einen Schluck und leckte einen Tropfen von seiner Unterlippe. »Was hältst du davon, Sheila, wenn diese Tat gar nichts mit einer Erbschaftsangelegenheit zu tun hat? Dann müssen wir eben woanders suchen.«
»Und wo willst du ansetzen?«
»Bei Lady Sarah.«
»Genauer.«
Bill überlegte. »Vielleicht in ihrer Vergangenheit. Von ihr wissen wir am wenigsten. Was in der Gegenwart
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